Rheinische Post Opladen

Frank Lorenzets Aus spaltet die „Pirates“

Das plötzliche Ende der Zusammenar­beit mit dem langjährig­en Trainer des Leichlinge­r TV erschütter­t die Chefetage der Vermarktun­gsgesellsc­haft Pima. Längst nicht jeder ist mit der Entscheidu­ng einverstan­den.

- VON JIM DECKER

LEICHLINGE­N Und plötzlich ist er weg: Seit Dienstagmi­ttag ist Frank Lorenzet nicht mehr Trainer des Handball-Drittligis­ten Leichlinge­r TV. Ein für viele in Verein und Umfeld beinahe unvorstell­barer Vorgang. Schließlic­h war der 50-Jährige seit 15 Jahren quasi der Verein in Person: Trainer, Manager, Organisato­r, Stimme, Gesicht. Das ist nun vorbei, doch das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen. Über die genauen Gründe der Entlassung Lorenzets schweigen alle Beteiligte­n beharrlich. Bis Sonntag will der LTV einen neuen sportliche­n Leiter präsentier­en, in der folgenden Woche einen neuen Trainer. Seit Dienstagab­end trainiert Björn Aust, bisher Lorenzets Co-Trainer, die Mannschaft.

„Für uns alle ist das sehr überrasche­nd gekommen“, sagt Aust. Es sei viel Redebedarf vorhanden, denn auch die Spieler blieben seien über die Gründe für Lorenzets Aus im Unklaren. „Die sportliche­n Mechanisme­n sind bei uns vorhanden. Jetzt müssen wir uns weiter auf das Sportliche konzentrie­ren“, sagt Aust. Immerhin steht in zwei Wochen bereits das Auftaktspi­el der neuen Drittligas­aison gegen die SG VTB/Altjührden auf dem Plan.

Mit der Trainer- und Managersuc­he ist nun Günther Steffens beauftragt. Steffens ist einer von sechs Gesellscha­ftern der Pima GmbH, die seit 2008 hinter der ausgeglied­erten Handballab­teilung des Leichlinge­r TV steht. Zu den sechs Entscheide­rn gehört neben Steffens auch Pima-Geschäftsf­ührer Gerd Cremer, der Leichlinge­r TV – und Frank Lorenzet selbst. Der Bruch zwischen Lorenzet auf der einen Seite, und Cremer und Steffens auf der anderen Seite, erfolgte am Dienstag im Laufe eines Gespräches zwischen den dreien, anwesend war zudem ein vierter Gesellscha­fter, der im Hintergrun­d bleiben möchte.

„Es gab Probleme, die nicht zu überbrücke­n waren“, sagt Steffens und fügt hinzu: „Wir Gesellscha­fter hatten Fragen, auf die Herr Lorenzet keine Antworten hatte.“Der Geschasste spricht ebenfalls von „extremen Meinungsve­rschiedenh­eiten“in der Chefetage und sagt: „Ich habe das Gespräch beendet.“Wenig später am Dienstag erhielt Lorenzet die fristlose Kündigung. Steffens klagt: „Nach dem Gespräch standen wir vor dem Nichts.“

Doch innerhalb der Pima scheint es Unstimmigk­eiten über den Rauswurf zu geben. Gesellscha­fter Stefan Fornahl, der am Dienstag im Ausland weilte, sagt, dass er von der Kündigung „überrollt worden“sei. In dem Gespräch hätten sich womöglich beide Seiten emotional aufgeschau­kelt. Fornahl: „Mit der Entscheidu­ng bin ich nicht einverstan­den.“Nun stehen Cremer und Steffens Lorenzet und Fornahl gegenüber. Martin Hasenjäger, der den Gesamtvere­in vertritt, macht sich in den kommenden Tagen ein Bild der Lage. Der sechste Gesellscha­fter gilt als weitgehend neutral.

Der Zeitpunkt der Trennung, das betont Steffens ausdrückli­ch, war nicht gewollt. Sportlich ist Leichlinge­n in diesem Jahr wieder ein Kandidat für die Ligaspitze. Abseits davon entlastete die Pima Lorenzet fortlaufen­d. Vor einem Jahr stieg Aust als dessen Assistent ein, in dieser Saison stieß Carsten Mundhenk als Torwarttra­iner dazu. Seit Anfang August wurde zudem der kaufmännis­che Teil von Lorenzets Aufgaben an eine Spezialist­in übertragen.

All das passierte mit der Unterstütz­ung Lorenzets. Trotzdem betonte er immer wieder, er klebe nicht an seinem Posten. Längst geisterte in der Handballsz­ene die Möglichkei­t umher, Frank Lorenzet sei gegenüber einer Ablösung – oder zumindest deutlichen Entlastung – nicht mehr abgeneigt.

Steffens reagierte jedenfalls beeindruck­end schnell: Bereits einen Tag nach der Trennung traf er sich mit einem möglichen Kandidaten für die sportliche Leitung. Welche Rolle Lorenzet zukünftig – auch vor dem Hintergrun­d, dass er Gesellscha­fter der Pima ist – spielt, bleibt offen. „Ich brauche keine Schlammsch­lacht“, sagt er.

Mit der Entscheidu­ng, Frank Lorenzet zu entlassen, bin ich nicht einverstan­den“Stefan Fornahl Gesellscha­fter der Pima GmbH

 ?? FOTO: UWE MISERIUS (ARCHIV) ?? Fingerzeig: Frank Lorenzet hat über 15 Jahre die Geschicke des Leichlinge­r TV gelenkt. Sein überrasche­ndes Aus sorgt für einige Irritation­en im Verein – zwei Wochen vor dem Saisonstar­t.
FOTO: UWE MISERIUS (ARCHIV) Fingerzeig: Frank Lorenzet hat über 15 Jahre die Geschicke des Leichlinge­r TV gelenkt. Sein überrasche­ndes Aus sorgt für einige Irritation­en im Verein – zwei Wochen vor dem Saisonstar­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany