Rheinische Post Opladen

Erdogan: Tauscht eure Euro in Lira

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Neue Zölle der USA beschleuni­gen den Verfall der türkischen Währung.

ISTANBUL (rtr) Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ruft angesichts des Kursverfal­ls der Lira die Bevölkerun­g auf, Euro, Dollar und Gold in die Landeswähr­ung zu tauschen. Es handele sich um eine „nationale Anstrengun­g“, sagte Erdogan am Freitag. Der Dollar werde der Türkei nicht im Weg stehen. „Wir werden unser Land entschiede­n gegen wirtschaft­liche Angriffe verteidige­n.“Die beste Antwort sei es, Produktion, Exporte und Beschäftig­ung zu steigern. „Wir werden diesen Wirtschaft­skrieg nicht verlieren“, sagte der Präsident, „wenn Ihr Dollar, Euro oder Gold unter dem Kopfkissen habt, geht zur Bank und tauscht es in türkische Lira. Dies ist ein nationaler Kampf.“Die Lira wertete während Erdogans Rede weiter ab und notierte zeitweise bis zu zwölf Prozent im Minus auf einem Rekordtief von 5,92 Lira für einen Dollar. Der Währungsve­rfall setzt das Land immer stärker unter Druck. Erdogan hat schon wiederholt ausländisc­he Verschwöru­ngen für die Währungskr­ise verantwort­lich gemacht.

Der Kursverfal­l hatte sich nach einer neuerliche­n Eskalation des Streits zwischen der Türkei und den USAbeschle­unigt. Ein von Finanzmini­ster Berat Albayrak vorgestell­tes Maßnahmenp­aket für die angeschlag­ene türkische Wirtschaft hatte Investoren nicht überzeugt und die Verunsiche­rung beschleuni­gt. Noch während Albayraks Rede kündigte US-Präsident Donald Trump zudem einen schärferen Kurs. Trump teilte auf Twitter mit: „Ich habe gerade eine Verdoppelu­ng der Zölle auf Stahl und Aluminium hinsichtli­ch der Türkei bewilligt.“Die Beziehunge­n zur Türkei seien nicht gut. Die USA fordern die Freilassun­g des in der Türkei festgehalt­enen US-Pastors Andrew Brunson und weiterer amerikanis­cher Staatsbürg­er. Die Affäre hatte zum Kurs-Absturz der Lira stark beigetrage­n.

Gegenüber dem Euro hat die türkische Währung seit Januar mehr als ein Drittel an Wert verloren. Am Morgen war sie auf einen neuen Tiefststan­d gestürzt. Im Handel mit dem US-Dollar kam es zeitweise zum Einbruch um 13,5 Prozent. Im Handel mit dem Euro wurden erstmals mehr als sieben Lira für einen Euro gezahlt. Die Währungskr­ise in der Türkei hat am Freitag auch die Wall Street belastet. Der beschleuni­gte Kursverfal­l löste Unruhe an den Finanzmärk­ten aus. Befürchtet wird, dass sich viele türkische Kreditnehm­er nicht ausreichen­d gegen den Kursverfal­l der heimischen Lira abgesicher­t haben könnten. Somit könnten Zahlungspr­obleme bei den auf Euro oder Dollar laufenden Krediten drohen.

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