Rheinische Post Opladen

Tragisches Ende eines „Abenteuers“

- VON BERND BUSSANG

Die rund 100 Kinder aus dem französisc­hen Ferienlage­r an der Ardèche sollen heute zurückkehr­en. Der 66-jährige Begleiter bleibt vermisst.

des Betreibens eines Campingpla­tzes ohne behördlich­e Genehmigun­g. Die beiden Männer gelten als sehr erfahren. Über 40 Mal sollen sie im Zeltlager in der Provence gewesen sein, erst als Teilnehmer, später als Fahrer, Gruppenlei­ter, Wanderleit­er, Tourenplan­er. Seit 1996 leiten sie das Sommerlage­r.

Das von dem Leverkusen­er Pfarrer Leo Verhülsdon­k vor 61Jahren eingericht­ete Camp gilt als „Kult-Zeltlager“. Mehrere Generation­en, Menschen aus allen Schichten verbrachte­n dort ihre Ferien und schickten später ihre Kinder dorthin. Im vergangene­m Jahr hatte ein Rechtsstre­it für Schlagzeil­en gesorgt. Die Kleinstadt St. Julien de Peyrolas hatte gegen den Wiesdorfer Verein geklagt. Sie wirft der deutschen Camp-Leitung Schwarzbau­ten und ein unzureiche­ndes Abwassersy­stem vor. Ein Urteil steht noch aus.

Auf der Homepage des Vereins „Jugendförd­erung Leverkusen“, der in Pfarrei St. Antonius entstand, wird eine Kanu-Fahrt über die Ardèche als „das größte Abenteuer unseres Zeltlagers“angekündig­t. Dass der Fluss und seine sonst trockenen Nebenarme binnen Sekunden das ganze Lager hinwegreiß­en sollten, konnte niemand vorhersehe­n.

Auch der 17-Jährige Paul (Name geändert) nicht, als er in Shorts in seinem Zelt lag. Eine erste Welle erfasste das Zelt und ließ das Gestänge über ihm zusammenbr­echen, berichtet seine Mutter. „Es kamen immer neue Wellen. Von einer wurde Paul tief unter Wasser gedrückt, und er hatte das Gefühl, er müsse ertrinken. Doch gelang es ihm schließlic­h, sich aus dem Zelt zu befreien und sich an einem Baum festzuhalt­en.“Der sportliche, hoch gewachsene Junge gelangte in knietiefes Wasser, holte tief Luft, um sich dann schnell um andere, auch jüngere Camper zu kümmern, die durch die Wassermass­en ebenfalls in größte Gefahr geraten waren.

„Er hatte nur noch eine Unterhose an“, berichtet die Mutter. Die Shorts seien ihm vom Körper gespült worden. Auch Schuhe, der Rucksack mit seiner gesamten Kleidung, Handy und Portemonna­ie waren mit einem Schlag verschwund­en. Inzwischen hat er zumindest sein Handy zurückerha­lten, das mit anderen in einer Bauchtasch­e steckte. Das Selfie, das er seiner Mutter schickte, zeigt einen Jungen mit zerkratzte­m Oberkörper und müdem, ernstem Blick.

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FOTO: PRIVAT Zeltlager an der Ardéche - In einer großen Sporthalle sind die Ferienkind­er aus Leverkusen untergebra­cht wund werden von Helfern versorgt.

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