Langsamer Abschied von Kastanienallee
Die alte Allee hat stark zu kämpfen. Überlegungen laufen bei der Stadt, sie nach und nach durch Linden zu ersetzen.
OPLADEN Dass er ein Hans-guck-indie-Luft ist, kann man über Werner Nolden beim besten Willen nicht sagen. Der Mann ist Chef eines Veranstaltungsbüros, das die Großveranstaltungen Kölner Lichter und gerade auch wieder die Opladener Bierbörse auf die Beine stellt. Und doch dürfte sich in diesen Tagen eine leichte Nackenstarre bei dem Opladener eingestellt haben, denn rein dienstlich schaut Nolden derzeit nach oben. In die Wipfel der Kastanienallee, über die an diesem Wochenende wieder zigtausende Besucher des Kultfestivals pilgern werden, um sich von Dinnete bis Backfisch durchzuprobieren, von Guiness bis Allgäuer Dunkel. Die Kastanienallee gehört zum Bierbörsengelände an der Schusterinsel wie Guildo Horn zum Festfinale im Zirkuszelt am Montagabend. Nur: Während wir bei Guildo einfach mal davon ausgehen, dass er auch in zehn, zwanzig Jahren am Montagabend noch das „Festival der Liebe“von der Bühne schmettern wird, ist unklar, ob die Kastanienallee in ihrer jetzigen Form so lange durchhalten wird.
Fakt ist: Werner Nolden und Baumkontrolleur Florian Bremicker vom Grünflächenamt der Stadt haben im Vorfeld der Börse einige Rundgänge über die Allee absolviert, es gab „Baumpflegemaßnahmen“, bestätigt Nolden. Heißt: Äste, die herunterfallen könnte, wurden gestutzt, die Standfestigkeit der Bäume überprüft und festgestellt, dass „die jungen Bäume, die ich vor zehn Jahren gepflanzt habe, gegen die Miniermotte und Bakteriumsbefall weniger resistent sind als die alten Kastanien“, fasst Nolden zusammen. Nachsatz: „Einige der kaputten jungen Bäume werden den kommenden Heiligabend nicht mehr erleben.“Die Stadt werde sie im Herbst wohl fällen müssen. Denn manch ein Baum sei untenrum „nackt“, habe seine Rinde abgeworfen. „Die Trockenheit der vergangenen Wochen hat auch nicht zur Lebensverlängerung der Bäume beigetragen.“
Nolden spazierte auch in den vergangenen Tagen über die Allee, um nach Ästen, die vielleicht schon früher abgebrochen sind und sich in der Baumkrone verfangen haben könnten, aufzuspüren. Aber für die Zukunft ist es mit In-die-Luftgucken nicht getan: Der Opladener Veranstalter hat sich in großer Runde im Juli unter anderem mit Oberbürgermeister Uwe Richrath und den Fachleuten vom Grünflächenamt getroffen. Stadtsprecherin Heike Fritsch: „Es herrschte Einvernehmen, dass die Bäume in der Kastanienallee partiell ersetzt werden sollen. Es würden dann jedoch aufgrund ihrer Anfälligkeit keine Kastanien mehr angepflanzt werden. Stattdessen wäre eine Neupflanzung von Linden vorstellbar, die vom Aussehen und Wurzelcharakter den Kastanien ähnlich, aber resistenter gegenüber Krankheiten sind.“Allerdings gebe es derzeit keine Konzentration von geschädigten Bäumen und insofern keine größeren zusammenhängenden Lücken. „Aus diesem Grund riet der Fachbereich Stadtgrün bei diesem Gespräch dazu, mit Neupflanzungen noch abzuwarten. Ein neues Pflanzfeld sollte etwa drei bis fünf Bäume auf jeder Seite umfassen“, ergänzt Fritsch.
Uwe Richrath habe dieses Vorgehen begrüßt. Wichtig sei, den Alleecharakter zu wahren. Involviert werden sollen die Politiker des Stadtbezirks II, der für Opladen zuständig ist, hatte Richrath betont. Heißt: „Es werden nicht ad hoc teilgeschädigte Bäume aus der Allee gefällt, nur um eine Reihe neuer Bäume zu setzen“, betont Nolden. Aber über einen längeren Zeitraum gesehen könnte es heißen: Opladener Bierbörse auf der Schusterinsel und der Kastanien-Linden-Mischallee.