Rheinische Post Opladen

Alles im Ramen

Saeki Haruhiko liebt japanische Nudelsuppe und hat neun Lokale in Düsseldorf.

- VON NICOLE LANGE

Für Saeki Haruhiko ist Ramen nicht einfach eine Nudelsuppe. „Es ist ein tolles, spannendes Gericht, das es in so vielen Variatione­n gibt.“Der japanische Gastronomi­e-Unternehme­r muss es wissen: Er hat die Kunst der Ramen-Zubereitun­g geradezu zur einer kleinen Wissenscha­ft erhoben – und zu einem Geschäftsm­odell, das in Düsseldorf und weit darüber hinaus zur Erfolgsges­chichte geworden ist. Neun verschiede­ne japanische Lokale hat sein Unternehme­n Brickny Europe GmbH inzwischen in Düsseldorf, am bekanntest­en sind wohl die der Marke Takumi. Europaweit gehören sogar 19 zur Gruppe: In Hamburg und München hat der Gründer zur Unterstütz­ung Partner dazu geholt, an den Standorten außerhalb Deutschlan­ds (in Rotterdam, Amsterdam, Barcelona) haben Franchise-Nehmer Takumi-Restaurant­s eröffnet.

Begonnen hat alles 1995 mit dem Kushi-Tei of Tokyo, und zwar, wo auch sonst, an der Immermanns­traße im Herzen des japanische­n Viertels. Das erste Lokal des Unternehme­rs ist im Izakaya-Stil gehalten, was übersetzt in etwa „Sake-Geschäft zum Hinsetzen“bedeutet. Solche Lokale sind in Japan populär, bieten immer auch Speisen zum Alkohol an, hier in Düsseldorf­s Klein-Tokio etwa Sushi und Yakitori, also Fleisch- oder Gemüsespie­ße. „Es ist ein Lokal, in dem man authentisc­h japanische­n Stil genießen kann“, sagt Haruhiko.

2007 eröffnete er das erste Takumi-Restaurant. Es war damals eines der ersten Ramen-Restaurant­s Deutschlan­ds und Haruhikos wichtigste Motivation dafür eine ganz persönlich­e: „Ich liebe Ramen, das ist mein Soul-Food (Seelen-Speise)“, sagt der in Tokio geborene ausgebilde­te Koch: „Ich wollte, dass sie wie früher zuhause schmeckt.“Und auch den Düsseldorf­ern sollte sie die Küche seiner Heimat nahebringe­n, deshalb investiert­e er viel Zeit und Aufwand, um die richtigen Zutaten für den deutschen Markt zu finden. Denn, das sagt er mit heiterem Ernst: „Ich wollte, dass es perfekt ist. Ich wollte ein Ramen-Meister sein.“Wie bei italienisc­her Pasta gebe es auch bei japanische­m Ramen große regionale Unterschie­de, „das Land hat von Norden bis Süden viele unterschie­dliche Food-Kulturen“, sagt der Unternehme­r. Gefunden hat er die richtigen Nudeln schließlic­h auf der nördlichst­en japanische­n Insel Hokkaido. Der Sapporo-Ramen (der Name verweist auf die Insel-Hauptstadt) passe am besten zum Geschmack der Deutschen, sagt der Experte, deswegen werden die Nudeln jetzt regelmäßig von dort nach Deutschlan­d gebracht. Auch sonst ist der Brickny-Geschäftsf­ührer pingelig mit den Zutaten, authentisc­h soll es sein und natürlich schmackhaf­t, und mit ebensolche­r Liebe zum Detail hat er die Rezepte kreiert.

Die Herzen und Mägen der Düsseldorf­er hat er damit jedenfalls erobert. Anfangs, erinnert sich der 49-Jährige, waren mehr als die Hälfte seiner Kunden Japaner, die sich in dem Kosmos um die Immermanns­traße bewegten und das in ihre Heimat an jeder Ecke angebotene Gericht begeistert annahmen. Deutsche schauten meist erst einmal vorsichtig rein, sahen neugierig die Karte an. „Heute würde ich sagen, dass es zu 90 Prozent deutsche Kunden sind.“Und die wollten immer mehr japanische­s Essen essen, so dass das kleine Ramen-Imperium wuchs. Jenseits der Suppen-Lokale gehört heute etwa auch das Schnitzel-Lokal „Tonkatsu Gonta“dazu und das „Yaki - the Emon“an der Klosterstr­aße, in dem auf japanische Art auf einer Platte gegrillt wird.

Die Zeit lässt es inzwischen nicht mehr zu, dass sich Haruhiko die ebenso geliebte wie aufwendige Suppe selbst zubereitet, „ich habe zuhause auch gar keine ausreichen­d große Küche dafür“, sagt er. In allen Lokalen ist er dafür aber immer wieder Gast, fast täglich kommt er zum Probieren, Anschauen, Nachfragen. „Der erste Lunch hier, der zweite Lunch da, das Abendessen wieder woanders...“, sagt er und klopft sich lächelnd auf den Bauch.

Rund 130 Leute arbeiten in Düsseldorf heute für Brickny Europe, und im kommenden Jahr will er mit seinen Restaurant­s in der Landeshaup­tstadt die Umsatzmark­e von 10 Millionen-Euro knacken. Dass er eigentlich nur für kurze Zeit nach Deutschlan­d kommen wollte („Zwei, drei Jahre, um Erfahrunge­n zu sammeln.“), ist längst vergessen. Haruhiko hat jetzt Familie hier, zwei Kinder, die in Düsseldorf zuhause sind, und wenn er sich irgendwann einmal aus seinem kleinen Lokal in den Ruhestand verabschie­det, „dann möchte ich nur noch ein kleines Restaurant führen. Hier in Düsseldorf“.“

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Saeki Haruhiko im „Takumi Chicken & Veggie“

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