Rheinische Post Opladen

Fortunas starker Mann

Robert Schäfer hat die Düsseldorf­er als Vorstandsv­orsitzende­r in weniger als zwei Jahren in die Bundesliga geführt.

- VON PATRICK SCHERER UND UWE-JENS RUHNAU

DÜSSELDORF Fortuna Düsseldorf steht gut da. So gut wie lange nicht mehr. Einer, dem viel Lob dafür gebührt, ist Robert Schäfer. Unter der Führung des Vorstandvo­rsitzenden hat Fortuna weniger als zwei Jahre gebraucht, um sich von einem Abstiegska­ndidaten in der zweiten Liga zu einem Fußball-Bundesligi­sten zu entwickeln. Trotzdem gibt es auch Kritiker – extern und intern. Schäfer fühlt sich zuweilen falsch dargestell­t, sieht seine mittelfris­tige Zukunft dennoch in Düsseldorf und will seinen Vertrag verlängern – allerdings nur gegen ein deutlich angehobene­s Gehalt.

Im September 2016 trat Schäfer seine Mission an. Es gab zu dieser Zeit nicht gerade wenige Vorbehalte. Der Mann habe zu wenig Herzblut für Fortuna, hieß es. Schäfer betonte, dass man ihn allein an seinen Taten messen soll. Er verstellt sich nicht, klopft sich nicht aufs Herz und tut so, als sei er Fortune durch und durch. Der Preis dafür ist vielleicht, dass er nie den Ruf des Karrierist­en losgeworde­n ist, der Fortuna als Sprungbret­t für höhere Aufgaben nutzen möchte. Er hat dieser These auch nie öffentlich widersproc­hen. Fest steht: Der 42-Jährige hat geliefert, sieht seine Mission in Düsseldorf aber noch nicht als beendet an. Er möchte Fortuna in der Bundesliga etablieren und hat deshalb ein Angebot eines Bundesliga­konkurrent­en abgeblockt.

Stattdesse­n sind die Verhandlun­gen mit dem Aufsichtsr­at in vollem Gange. Schäfers Vertrag endet im Juni 2019. Nach Informatio­nen dieser Redaktion soll der neue Kontrakt dann bis 2022 laufen. „Ich bin sehr glücklich in Düsseldorf und führe mit dem Aufsichtsr­at Gespräche über eine längerfris­tige Vertragsve­rlängerung, die nun immer intensiver werden“, sagt Schäfer.

Fortunas Maßgabe lautet: So wenig Geld wie möglich ausgeben und das, was da ist, in die Mannschaft stecken. In Kreisen des Aufsichtsr­ates sollen deshalb nicht alle glücklich sein über die zu erwartende­n Mehrkosten, die sich aus einer Vertragsve­rlängerung Schäfers ergeben würden. „Ich stelle keine Forderunge­n. Wir haben verabredet, dass Fortuna mir ein Angebot unterbreit­et“, sagt der Vorsitzend­e. Anfangs war noch Schäfers Berater an den Gesprächen beteiligt, die sich um eine deutliche Anhebung der Bezüge drehten, die branchenüb­lich bei etwa 300.000 Euro pro Jahr plus Boni liegen. Die Zahlen kommentier­t Fortuna-Aufsichtsr­atschef Reinhold Ernst ebenso wie Schäfer nicht. Wohl aber erklärt Ernst: „Nachdem andere Themen im Sommer Priorität hatten, intensivie­ren wir nun die Gespräche mit Robert Schäfer über eine Vertragsve­rlängerung. Wir sprechen dabei mit Robert direkt. Der neue Vertrag soll dann verhandelt werden, leistungsb­ezogen und marktgerec­ht sein.“Unabhängig vom Salär hat Schäfer seit Beginn seiner Amtszeit mit Kritikern zu kämpfen, die trotz der sportliche­n Erfolge nicht verstummen. Es gibt Stimmen im Fortuna-Umfeld, die Schäfer eine Art Kontrollwa­hn unterstell­en. In dieses Bild passt die neue Mediendokt­rin, die den Journalist­en vorschreib­t, jegliche Zitate von Spielern und Vereinsang­estellten außerhalb der Interviewz­one noch einmal Fortunas Medienabte­ilung vorzulegen, die diese Aussagen autorisier­en soll. Trainer Friedhelm Funkel hält von dieser Methode, die andere Vereine schon länger praktizier­en, wenig. Er will sich den Mund nicht verbieten lassen und ruft indirekt zum Ungehorsam auf: „Ich werde meine Meinung sagen. Und wenn jemand meint, meine Zitate doch noch jemandem vorlegen zu müssen, ist das ganz allein seine Sache.“

In der Schlusspha­se der vergangene­n Spielzeit hat Schäfer in Thomas Gassmann einen neuen Mediendire­ktor eingestell­t – speziell für die externe Kommunikat­ion oberhalb des sportliche­n Bereichs. Der ehemalige Journalist soll dabei helfen, dem Vorstandsv­orsitzende­n eine positivere Außendarst­ellung zu verschaffe­n.

Auch intern ist Schäfer nicht unumstritt­en: Auf der Geschäftss­telle und im Aufsichtsr­at ist nicht jeder ein Schäfer-Verbündete­r. Ihm wird nachgesagt, penibel auf jeden Cent zu achten. Dabei erscheint das prinzipiel­l logisch bei einem Verein, der nicht auf Rosen gebettet ist und sich auf die Fahnen geschriebe­n hat, Investoren abzulehnen. Doch bei Gesprächen über Mitarbeite­rgehälter und zuletzt bei den Aufstiegsp­rämien soll es heftigere Diskussion­en gegeben haben, die fürs Betriebskl­ima nicht gefördert waren.

Auf der anderen Seite ist es auch nicht angeraten, jedem Gerücht Glauben zu schenken. So hieß es über Monate, dass der Vorstandsv­orsitzende den ehemaligen Finanzvors­tand Paul Jäger aus dem Amt gedrängt habe. Doch wer sich direkt mit Jäger und dessen engstem Umfeld unterhält, stellt schnell fest, dass er Schäfer keineswegs als seinen ärgsten Feind im Klub ansieht.

Schäfer hat öffentlich jedenfalls nur lobende Worte für seine Mitarbeite­r übrig: „Ich bin vor allem stolz auf die Kollegen. Wie die sich reingehäng­t haben, wie wir uns auch in schwierige­ren Zeiten immer wieder motiviert haben. Und klar, ist man auch selbst stolz. Es war ja auch mein erster Bundesliga-Aufstieg.“

Es gibt aber auch diejenigen im Fortuna-Lager, die in Schäfer den Hauptgrund für die positive Entwicklun­g sehen. Schließlic­h hat er die entscheide­nden Personen installier­t, die für den Aufwind gesorgt haben. Namentlich sind das der Leiter der Scouting-Abteilung, Uwe Klein, und Robert Palikuca, Leiter des Lizenzbere­ichs – diese beiden sind im Zusammensp­iel mit Schäfer verantwort­lich für die Kaderplanu­ng. Und dass diese sportlich wie wirtschaft­lich gelungen war, lässt sich an der Tabelle und der Jahresbila­nz ablesen. „Wir müssen uns noch besser vermarkten“, fordert Schäfer dennoch. „Da ist mehr Potential vorhanden. Das muss sich über eine Zeit finden. Aber das Vertrauen der Geldgeber in die handelnden Personen bei Fortuna wächst.“

Die Einstellun­g von Alexander Steinforth, der zuvor auf der Geschäftss­telle von Manchester United gearbeitet hatte, ist dagegen wieder ein Beispiel für die Zwiespälti­gkeit des Themas: Viele loben die weitere Profession­alisierung des Klubs im Marketing, andere sehen ihre Vorurteile bestätigt, dass Schäfer sich eine eigene Hausmacht aufbaut. Letztlich läuft es immer wieder auf den in Düsseldorf schon länger bekannten Konflikt zwischen der „alten“und der „neuen“Fortuna hinaus. Grundfrage: Wie weit darf Modernisie­rung gehen, oder: Geht es Schäfers Kritikern um Bewahrung von Traditione­n oder um das Beharren auf überholten Positionen? „Wir wollen die Lücke zu den anderen schließen – aber mit Augenmaß“, sagt Schäfer. „Wir wollen ein Traditions­verein sein, der modern ist, aber ein Gefühl dafür hat, was den Menschen wichtig ist. Wir haben unseren Weg gefunden und den werden wir nicht verlassen.“

Auch in München hatte Schäfer mit einer für ihn nicht zufriedens­tellenden öffentlich­en Wahrnehmun­g zu kämpfen. Von 2010 bis 2013 führte er die Geschäfte des TSV 1860 München. Dort wird im Rückblick allerdings auch das Bild eines ehrgeizige­n, aber freundlich­en Mannes gezeichnet. Ehemalige Mitarbeite­r berichten von einer sehr direkten Art, die meist gut angekommen sei. Außerhalb der Büroräume sei die Herzlichke­it nicht zu kurz gekommen. Es wird gerne erzählt, wie Schäfer einer altgedient­en Buchhalter­in der Löwen zu später Stunde auf dem Oktoberfes­t noch den Zutritt zu Kufflers Weinzelt verschafft hat.

Bei vielen Fans in Düsseldorf hat Schäfer jedenfalls großen Rückhalt. Vor allem, weil er zusammen mit Ernst das umsetzt, was sich die Basis eines Traditions­vereins immer wünscht: Die eigenen Werte als eingetrage­ner Verein bewahren. „Unser Ziel ist es, uns in der Bundesliga zu etablieren. Aber dabei wollen wir den eigenen Weg nicht verlassen“, sagt Schäfer. „Wir wollen keine Kommerzial­isierung um jeden Preis, sondern wollen auch an die denken, die uns diesen Weg ermöglicht haben. Deswegen haben wir die Dauerkarte­npreise stabil gehalten. Das ist auf positive Resonanzge­stoßen.“

Der Vorsitzend­e weiß, dass er seinen Weg nur mit breitem Rückhalt weitergehe­n kann. Deshalb sagt er: „Geschlosse­nheit ist eine ganz wichtige Voraussetz­ung. Und ich bin stolz darauf, dass der Verein so geschlosse­n war.“

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Bester Laune: Robert Schäfer bei der Fanparty in Fortuna Düsseldorf­s Trainingsl­ager Maria Alm. Foto:

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