Alario will noch eine Schippe drauflegen
In seiner ersten Saison bei der Werkself wusste der Argentinier bereits zu überzeugen. Das zweite Jahr soll noch besser werden, sagt er. Am Samstag reist die Werkself zum letzten Testspiel der Vorbereitung nach Valencia.
LEVERKUSEN Es gibt einen Moment aus der vergangenen Spielzeit, der Lucas Alario bis heute unbegreiflich ist. Er war der Protagonist in einer unrühmlichen Szene, die ihm vor allem bei den Fans der Werkself Kritik einbrachte: Ausgerechnet im Derby beim 1.FC Köln ließ sich der Angreifer zu einem Ellbogenschlag gegen Dominic Maroh hinreißen.
„Das Allerwichtigste ist, dem Team zu helfen – das ist mein Job und meine Erwarungshaltung“Lucas Alario Stürmer bei Bayer 04
Es war eine zunächst unbemerkte Kurzschlussreaktion des Südamerikaners. Doch der Videobeweis überführte ihn der Tätlichkeit und der Schiedsrichter zückte folgerichtig die Rote Karte. Leverkusen verlor die Partie 0:2 und Alario war für drei Spiele gesperrt. „Das war ein sehr harter Moment“, sagt er. „Meine Familie war im Stadion und hat mich nur 30 Minuten spielen sehen. Es tut mir leid, dass ich dem Team durch meine Rote Karte geschadet habe. Ich kann mir immer noch nicht erklären, was damals in mich gefahren ist.“
Es ist ein Moment, der seine ansonsten positive Premierensaisonbilanz ein wenig eintrübt. Denn ein Blick auf die nackten Zahlen genügt, um seine Effizienz zu belegen. In 26 Pflichtspielen im Trikot der Werkself gelangen ihm neun Treffer – und fünf Mal hatte er das Auge für den besser positionierten Nebenmann. Das ist eine mehr als ordentliche Ausbeute, wenn man sich die Umstände vor Augen führt. Alarios Wechsel nach Leverkusen war von Streitereien mit seinem Ex-Klub River Plate Buenos Aires begleitet. Der Verein weigerte sich zeitweise, die Ablösesumme anzunehmen und blockierte die Spielberechtigung. Erst im September konnte der 25-Jährige bei seinem neuen Arbeitgeber ins Training einsteigen. Kolportierte 19 Millionen Euro Ablöse überwies der Werksklub nach Argentinien, um sich die Dienste des Stürmers zu sichern.
Seine Spielweise ist die eines klassischen Torjägers: Er taucht gerne ab, schleicht zwischen den Linien, und dann ist er im entscheidenden Moment doch da, um sein Tor zu machen. In der Vorbereitung hat er indes angedeutet, sich vor allem in der von Trainer Heiko Herrlich von den Angreifern geforderten Defensivarbeit verbessert zu haben.
Er selbst bemerkt jedenfalls Fortschritte in seinem Spiel: „Ich musste erst den Fußballstil in Deutschland verinnerlichen und die neuen Kollegen kennenlernen. Für meine Entwicklung war es gut. Ich glaube, dass diese Saison noch besser wird“, betont Alario, der auch seine Deutschkenntnisse vertieft hat. „Ich habe mich stark verbessert“, sagt er. „Der Verein und die Kollegen haben mir gut geholfen. Die Sprache zu können, ist sehr wichtig. Ich versuche, mich auch unterhalten zu können.“Seine Familie und Freunde vermisse er freilich trotzdem, aber er wisse um die Besonderheiten des Profifußballerlebens. „Das ist ein Beruf, in dem man nicht immer entscheiden kann, wo man ist“, sagt er.
Auf dem Platz reichen wohl einfache Kommandos – und die nonverbale Kommunikation per Handzeichen. Eine konkrete Zielsetzung seine Trefferzahl betreffend will der Argentinier nicht nennen. Die in so einem Fall nicht nur in der Bundesliga üblichen Fußballersätze hat er längst verinnerlicht: „Klar ist es wichtig, als Stürmer Tore zu schießen, aber das allerwichtigste ist, dem Team zu helfen. Das ist mein Job und meine eigene Erwartungshaltung.“