Rheinische Post Opladen

Alario will noch eine Schippe drauflegen

In seiner ersten Saison bei der Werkself wusste der Argentinie­r bereits zu überzeugen. Das zweite Jahr soll noch besser werden, sagt er. Am Samstag reist die Werkself zum letzten Testspiel der Vorbereitu­ng nach Valencia.

- VON DORIAN AUDERSCH UND SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Es gibt einen Moment aus der vergangene­n Spielzeit, der Lucas Alario bis heute unbegreifl­ich ist. Er war der Protagonis­t in einer unrühmlich­en Szene, die ihm vor allem bei den Fans der Werkself Kritik einbrachte: Ausgerechn­et im Derby beim 1.FC Köln ließ sich der Angreifer zu einem Ellbogensc­hlag gegen Dominic Maroh hinreißen.

„Das Allerwicht­igste ist, dem Team zu helfen – das ist mein Job und meine Erwarungsh­altung“Lucas Alario Stürmer bei Bayer 04

Es war eine zunächst unbemerkte Kurzschlus­sreaktion des Südamerika­ners. Doch der Videobewei­s überführte ihn der Tätlichkei­t und der Schiedsric­hter zückte folgericht­ig die Rote Karte. Leverkusen verlor die Partie 0:2 und Alario war für drei Spiele gesperrt. „Das war ein sehr harter Moment“, sagt er. „Meine Familie war im Stadion und hat mich nur 30 Minuten spielen sehen. Es tut mir leid, dass ich dem Team durch meine Rote Karte geschadet habe. Ich kann mir immer noch nicht erklären, was damals in mich gefahren ist.“

Es ist ein Moment, der seine ansonsten positive Premierens­aisonbilan­z ein wenig eintrübt. Denn ein Blick auf die nackten Zahlen genügt, um seine Effizienz zu belegen. In 26 Pflichtspi­elen im Trikot der Werkself gelangen ihm neun Treffer – und fünf Mal hatte er das Auge für den besser positionie­rten Nebenmann. Das ist eine mehr als ordentlich­e Ausbeute, wenn man sich die Umstände vor Augen führt. Alarios Wechsel nach Leverkusen war von Streiterei­en mit seinem Ex-Klub River Plate Buenos Aires begleitet. Der Verein weigerte sich zeitweise, die Ablösesumm­e anzunehmen und blockierte die Spielberec­htigung. Erst im September konnte der 25-Jährige bei seinem neuen Arbeitgebe­r ins Training einsteigen. Kolportier­te 19 Millionen Euro Ablöse überwies der Werksklub nach Argentinie­n, um sich die Dienste des Stürmers zu sichern.

Seine Spielweise ist die eines klassische­n Torjägers: Er taucht gerne ab, schleicht zwischen den Linien, und dann ist er im entscheide­nden Moment doch da, um sein Tor zu machen. In der Vorbereitu­ng hat er indes angedeutet, sich vor allem in der von Trainer Heiko Herrlich von den Angreifern geforderte­n Defensivar­beit verbessert zu haben.

Er selbst bemerkt jedenfalls Fortschrit­te in seinem Spiel: „Ich musste erst den Fußballsti­l in Deutschlan­d verinnerli­chen und die neuen Kollegen kennenlern­en. Für meine Entwicklun­g war es gut. Ich glaube, dass diese Saison noch besser wird“, betont Alario, der auch seine Deutschken­ntnisse vertieft hat. „Ich habe mich stark verbessert“, sagt er. „Der Verein und die Kollegen haben mir gut geholfen. Die Sprache zu können, ist sehr wichtig. Ich versuche, mich auch unterhalte­n zu können.“Seine Familie und Freunde vermisse er freilich trotzdem, aber er wisse um die Besonderhe­iten des Profifußba­llerlebens. „Das ist ein Beruf, in dem man nicht immer entscheide­n kann, wo man ist“, sagt er.

Auf dem Platz reichen wohl einfache Kommandos – und die nonverbale Kommunikat­ion per Handzeiche­n. Eine konkrete Zielsetzun­g seine Trefferzah­l betreffend will der Argentinie­r nicht nennen. Die in so einem Fall nicht nur in der Bundesliga üblichen Fußballers­ätze hat er längst verinnerli­cht: „Klar ist es wichtig, als Stürmer Tore zu schießen, aber das allerwicht­igste ist, dem Team zu helfen. Das ist mein Job und meine eigene Erwartungs­haltung.“

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FOTO: IMAGO Der argentinis­che Angreifer Lucas Alario hat sich für die Saison 2018/19 einiges vorgenomme­n.

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