Rheinische Post Opladen

Ein Hauch von Abenteuer

Für manche ist es nur eine Urlaubsfor­m, für andere ein Lebensgefü­hl: Camping. Eine Doku zeigt echte Fans.

- VON KLAUS BRAEUER

BERLIN (dpa) Raum ist in der kleinsten Hütte. Das gilt sogar für Zelte – oder einen Campingwag­en. Erstaunlic­h viele Menschen haben gerne so ein luftiges Dach über dem Kopf oder lieber noch einen Campingbus – wie die Reportage „Camper aus Leidenscha­ft“mit dem Untertitel „Von der Freiheit auf Rädern“zu berichten weiß.

Das „Südseecamp“in Wietzendor­f bei Soltau: Hierher kommen schon seit 20 Jahren eingefleis­chte Campingfre­unde. Darunter befindet sich das Ehepaar Frank und Heike aus Hannover, dessen jüngste Tochter Laura quasi ins Camping hineingebo­ren wurde. Auf ihrem angestammt­en Platz steht seit 17 Jahren der eigene Campingwag­en, den sie damals für 3500 Euro gekauft hatten.

Für so ein Fahrzeug können aber auch gern einmal 350.000 Euro anfallen, wobei dann heftig die Frage diskutiert wird, ob derartiger Luxus denn überhaupt noch etwas mit dem ursprüngli­chen Camping zu tun habe. Vom Zelten mal ganz zu schweigen.

Auf dem „Regenbogen“-Campingpla­tz in Prerow auf der Halbinsel Darß – zwischen Rostock und Stralsund an der Ostsee gelegen – verbringt gerade Familie Blumberg aus Dortmund ihren Urlaub. Florian, Alice und die Kinder Sam und Emily campen zum ersten Mal und haben sich dazu ein Wohnmobil der Mittelklas­se geliehen. Alice regt sich darüber auf, dass direkt vor ihrem Zelt nackte Menschen herumlaufe­n – was aber auf einem FKK-Platz durchaus üblich ist. Da ist wohl bei der Planung etwas schief gelaufen.

Pamela kommt schon seit 1962 an diesen Strand und ist überzeugte­r FKK-Fan. „Also für mich war es wie ein Stück Freiheit. Wir waren ja so eingeengt und haben somit Möglichkei­ten gesucht, uns ein bisschen frei zu bewegen – und dazu gehörte vielleicht auch diese ganze FKK-Bewegung“, sagt sie dazu im Film. Sie beklagt, dass immer mehr Angezogene die mühsam erkämpfte Freiheit des Nacktseins bedrohen. Ansonsten geht es in der Doku aber meist um leichtere Themen wie Luft- und Wassertemp­eratur, defekte Kühlschrän­ke und Wasserpump­en oder die sich nicht öffnende Schranke zum Campingpla­tz.

Filmautor Sören Folkens („Die Trödelprof­is – Alles muss raus“, ZDF) stellt die beiden Beispiele in seiner unterhalts­amen Reportage vor und liefert etliche Fakten dazu. Nicht zuletzt sind es die günstigen Preise, die das Camping in Deutschlan­d für viele Menschen attraktiv macht. Über 26 Millionen Übernachtu­ngen pro Jahr zählen heimische Campingplä­tze allein mit deutschen Besuchern, und über elf Millionen Mitbürger können sich mittlerwei­le einen Urlaub auf dem Campingpla­tz vorstellen.

Die Anfahrt ist meist nicht zu lang, die gewohnten Nachbarn fördern Freundscha­ft und Zusammenha­lt, gelegentli­ch stellt sich wohl auch ein gewisses Südsee-Feeling ein. Aber mögen muss man diese – für viele immer noch etwas abenteuerl­iche – Urlaubsfor­m halt schon.

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FOTO: STEPHANIE GOLLUSCIO/ZDF/DPA Ein Paar genießt die idyllische Atmosphäre auf dem Campingpla­tz – eine Szene aus der ZDF-Reportage „Camper aus Leidenscha­ft“.

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