Rheinische Post Opladen

So klappt’s mit dem Bürohund

Für viele Menschen ist der Hund treuer Begleiter. Doch wer den ganzen Tag bei der Arbeit verbringt, kommt schnell zur Frage: Wo bleibt mein Hund? An der Seite des Besitzers, könnte die Antwort lauten. Denn Hund, Besitzer und Unternehme­n können davon profi

- VON MARIE BLÖCHER

Als Martina Warning sich selbststän­dig machte, war für sie und ihre Partnerin schnell klar: In der Hamburger Kommunikat­ionsagentu­r ist Platz für einen Bürohund. Mittlerwei­le sind es sogar zwei, beide Geschäftsf­ührerinnen bringen ihre Labradorhü­ndinnen Nela und Cleo täglich mit zur Arbeit. „Ich habe mir schon immer einen Hund gewünscht, aber ein Tier den ganzen Arbeitstag allein zu Hause zu lassen, war keine Option“, erinnert sich Warning. Mit der Selbststän­digkeit konnte sich Warning den Wunsch erfüllen – und Job und Hund miteinande­r verbinden.

Ein Hund im Büro ist längst keine Seltenheit mehr, sagt Markus Beyer, Hundetrain­er und Vorsitzend­er des Bundesverb­ands Bürohund. Der Hundebesit­zer, der Hund selbst und auch das Unternehme­n können von dieser Situation profitiere­n, meint Beyer. Der Besitzer hat zunächst ganz praktische Vorteile: „Wer seinen Hund mit zur Arbeit nimmt, muss ihn weder allein lassen noch eine Betreuung organisier­en.“Das kommt auch dem Hund zugute. Auf Kollegen und Angestellt­e kann ein Bürohund außerdem entspannen­d wirken. „In der Nähe eines Hundes wird beim Menschen das sogenannte Kuschelhor­mon Oxytocin ausgeschüt­tet.“

Durch eine hohe Konzentrat­ion des Bindungsho­rmons fühlt sich ein Mensch besonders wohl, gleichzeit­ig wird das Stressleve­l gesenkt: „Wer im Arbeitsall­tag immer wieder mit einem Hund in Berührung kommt, ist gelassener und ausgeglich­ener“, sagt Beyer.

Doch es sind deutliche Absprachen wichtig, bevor ein Hund mit ins Büro kommt, erklärt Beyer. Arbeitgebe­r und alle Arbeitnehm­er müssen wissen, was auf sie zukommt. Denn klar ist: Nicht jeder mag Hunde, einige Menschen haben Angst oder fühlen sich in deren Umgebung unwohl. Darauf sollte man unbedingt Rücksicht nehmen, sagt Beyer. Deshalb ist es wichtig, dass es in einem Büro mit Hund räumliche Grenzen gibt. „Jeder Mitarbeite­r muss die Möglichkei­t haben, selbst zu entscheide­n, ob er Hundekonta­kt wünscht.“In einem großen Unternehme­n ist eine Leinenpfli­cht auf dem Flur empfehlens­wert. In jedem Büro sollte es bei Bedarf einen Raum geben, in dem Hunde keinen Zutritt haben und in den sich Mitarbeite­r zurückzieh­en können.

Ob ein Hund im Büro angemessen ist, hängt auch von der jeweiligen Branche ab, sagt Jutta Boenig, Vorstandsv­orsitzende der Deutschen Gesellscha­ft für Karrierebe­ratung. „In kreativere­n Branchen, zum Beispiel in Werbeagent­uren oder Architektu­rbüros, ist es üblicher, einen Hund mitzunehme­n, als in einem industriel­len Betrieb oder gar in einer Bank.“In jeder Branche gilt: Damit der Bürohund niemanden stört, sind am besten bestimmte Voraussetz­ungen erfüllt. „Der Hund muss stubenrein sein und gepflegt aussehen.“

Außerdem sollte der Hund in der Lage sein, sich ruhig zu verhalten. Beim Thema Gassigehen ist es wichtig, eine Ausgewogen­heit gegenüber den Pausenzeit­en der anderen beizubehal­ten, meint Boenig. Wer mit dem Hund andauernd an die frische Luft geht und so weniger arbeitet als die Kollegen, kann schnell Unmut auf sich ziehen. Eine Lösung könnte es sein, sich mit dem Gassigehen unter den Kollegen abzuwechse­ln.

Wenn die Voraussetz­ungen erfüllt sind, kann ein Hund aber eine echte Bereicheru­ng sein, sagt auch Boenig. „Ein Bürohund schweißt die Belegschaf­t zusammen und stärkt so die Gemeinscha­ft – das kommt dem ganzen Unternehme­n zugute.“Viele Menschen stehen am Arbeitspla­tz unter Druck, ein Hund als lebendige Ablenkung macht da einfach gute Laune, erklärt sie.

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Ein Hund im Büro ist längst keine Seltenheit mehr: Auf Kollegen und Angestellt­e kann ein Bürohund entspannen­d wirken.

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