Zuzug aus Marokko soll sinken
Deutschland und Spanien sehen den Maghrebstaat in einer Schlüsselrolle.
SANLÚCAR DE BARRAMEDA (dpa) Deutschland bestärkt Spanien bei seinen Bemühungen, den Flüchtlingszustrom von Marokko übers Mittelmeer nach Europa einzudämmen. Bei den Gesprächen mit dem nordafrikanischen Staat habe Spanien aber die Federführung, sagte Kanzlerin Angela Merkel im südspanischen Sanlúcar de Barrameda während ihres zweitägigen Besuchs bei Ministerpräsident Pedro Sánchez. Zugleich mahnte sie eine bessere Verteilung von Flüchtlingen innerhalb Europas an.
Das bisherige Dublin-System sei „nicht funktionsfähig“, denn danach dürfe theoretisch nie ein Flüchtling in Deutschland ankommen. Das System sieht vor, dass in der Regel jener Staat für einen Migranten zuständig ist, in dem dieser zuerst den Boden der Europäischen Union betritt. Spanien ist seit Samstag das erste EU-Land, mit dem Berlin ein gültiges Abkommen zur Rücknahme von Asylbewerbern hat.
Marokko dringt auf stärkere finanzielle Unterstützung, zumal die Ankunft von Migranten soziale Spannungen erzeugt. Die Regierung geht davon aus, dass sich 18.000 Migranten im Land aufhalten. „Zurzeit steht das Land unter einem enormen Migrationsdruck“, sagte Sánchez.
Marokkanische Sicherheitsbehörden haben nach Angaben von Menschenrechtlern Hunderte Migranten aus den Küstenregionen nach Süden ins Landesinnere deportiert. Weiter berichtete der Marokkanische Verband für Menschenrechte, mehrere Zeltlager nahe der spanischen Mittelmeer-Exklave Melilla seien zerstört worden. Die vor allem aus Ländern südlich der Sahara stammenden Menschen seien nach Süden gebracht worden. Die Organisation spricht von schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen. Zuletzt hatten immer mehr Flüchtlinge die Route über Marokko gewählt. In diesem Jahr sind nach UN-Angaben bereits mehr als 28.000 von Marokko aus nach Spanien gelangt.
Unterdessen droht auf dem zentralen Mittelmeer eine weitere Hängepartie um ein Flüchtlingsschiff. Die „Aquarius“mit 141 geretteten Menschen an Bord suchte gestern einen sicheren Hafen. Politik
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