Kinder seit 50 Jahren in guten Händen
SCHLEBUSCH Von 1926 bis 2001 wurde das Haus Nazareth in Schlebusch als klassisches Kinderheim von den Schwestern vom armen Kinde Jesu betreut. Aus Altersgründen musste der Orden die Betreuungsarbeit vor 17 Jahre aufgeben. Seitdem ist der Träger die katholische Stiftung „Die gute Hand“, unter deren Dach bereits mehrere Einrichtungen der Kinder- und Jugendpflege im Bergischen Land und in Köln existierten.
Angefangen hat alles im Kinderdorf Biesfeld bei Kürten, wo vor 50 Jahren, am 1. Oktober 1968, das erste Kind einzog. Dieses Jubiläum wird am 15. September groß gefeiert, und zwar auf dem Gelände von Haus Nazareth. Eingeladen wurden alle Ehemaligen, sowohl Bewohner als auch Mitarbeiter, außerdem die Nachbarn, Förderer und Vertreter aus der Politik.
Die Gründung der Stiftung hat Prälat Jakob Alfons Holl bereits 1961 angestoßen. Er wollte damals eine gesicherte Basis schaffen, um gefährdeten Kindern zu helfen. Den Einzug der ersten Kinder in Biesfeld hat er nicht mehr erlebt. Er starb bereits 1966.
„Die gute Hand“ist in ihrer 50-jährigen Geschichte stetig gewachsen und beschäftigt heute über 650 Mitarbeitende in drei Einrichtungen der Erziehungshilfe. Dazu gehören neben dem Heilpädagogischen Kinderdorf mit Förderschule in Biesfeld und dem Haus Nazareth für Kinder und Jugendliche das 1978 gegründete Haus Herman-Josef in Köln. Dort werden an zwei Standorten (Innenstadt und Köln-Kalk) Jugendliche und junge Erwachsene ab 14 Jahren betreut, die ihr Zuhause aufgrund familiärer Konflikte, emotionaler oder sozialer Schwierigkeiten verlassen müssen. Auch unbegleitete minderjährige Ausländer sind dort untergebracht.
Das Konzept ist, diesen jungen Menschen (bis 21 Jahre) Hilfe zur Selbsthilfe zu geben und sie beim Hineinwachsen in ein selbständiges Leben zu unterstützen.
Die Stammeinrichtung am Waldrand oberhalb der Ortschaft Kürten-Biesfeld ist integrativ aufgestellt. In Familienwohngruppen leben Kinder und Jugendliche vom Kleinkind bis 21 Jahre. Sie bekommen bei Bedarf besondere heilpädagogische Förderung mit dem Pferd, Musiktherapie oder Erlebnispädagogik. Hier soll die Voraussetzung geschaffen werden, dass die Kinder und Jugendlichen später in ihre Familien zurückkehren oder als Erwachsene eigenständig leben können.
Auf dem 60.000 Quadratmeter großen Grundstück sind Vorstand und Verwaltung der Stiftung beheimatet, es gibt ein Familienzentrum, eine Förderschule und seit Ende der 1980er Jahre verschiedene Angebote der Ambulanten Dienste.
1991 wurde in Wipperfürth der Wohnverbund Haus Agathaberg gegründet, wo Jugendliche und Erwachsene mit verschiedenen autistischen Behinderungen betreut werden, je nach ihren Möglichkeiten in vollstationären Wohngruppen oder im Betreuten Wohnen.
Mit der Übernahme von Haus Nazareth durch „Die gute Hand“2001 erfolgte eine Neuausrichtung vom klassischen Kinderheim zur modernen Jugendhilfeeinrichtung mit differenzierten Angeboten. In den Häusern auf dem Gelände in Schlebusch gibt es Therapeutische Intensivgruppen, Heilpädagogische Wohngruppen, das Familienhaus, Intensivschule und –tagesgruppe und eine Förderschule. Betreut werden Kinder und Jugendliche (vom Säuglingsalter bis 21 Jahre) mit sozialen und emotionalen Störungen, ADS/ ADHS, Ess- oder Autismus-SpektrumStörungen. Sprach- uoder Bindungsstörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen.
Jüngstes Kind der „guten Hand“ist seit 2010 die Flex-Fernschule NRW, die junge Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in einer Schule lernen (zum Beispiel wegen einer Angststörung), auf den Haupt- oder Realschulabschluss vorbereitet. Die Unterrichtsunterlagen werden von Lehrern für jeden Schüler nach dessen Kenntnisstand aufbereitet und kommen per Post oder E-Mail. Lernbegleiter unterstützen und kontrollieren die Fortschritte der Flex-Schüler.
Die 50-Jahr Feier am 15. September beginnt um 13 Uhr mit einem Gottesdienst. Anschließend gibt es einen Festakt und eine Podiumsdiskussion.
Um 15 Uhr startet das das Jahrmarktund Bühnenprogramm, ab 18.30 Uhr spielt die Band Triple Sec & Friends.