8000 Junglachse in der Wupper
Der Fischereiverein hat Jungfische ausgesetzt. Sie sollen zur Nordsee schwimmen.
BERGISCHES LAND Ein Gewimmel kleiner grauschwarzer Fischerleiber herrscht in dem Behälter, der ans Ufer der Wupper gefahren worden ist. Helmut Wuttke und Michael Pannek heben mit einem Handnetz einen Teil der kleinen Lachse in eine Wanne, die sie vorher mit Wasser befüllt haben. Es ist die erste Reisegruppe, die ihren Weg in die Wupper und weit darüber hinaus machen wird. 8000 Junglachse werden in den Fluss gesetzt. Ihre Kinderstube war das Bruthaus des Bergischen Fischerei-Vereins 1889 (BFV ) Wuppertal. „Sie sind jetzt in Smörtgröße, also etwa zehn Zentimeter lang“, sagt der Vorsitzende Andreas Karl. Aus dem Bruthaus kommen etwa die Hälfte des Gesamtbesatzes an Lachsen, hinzu kommen 100.000 Exemplare aus dem Lachszentrum Hasper Talsperre.
Georg Wulf, Vorstand des Wupperverbandes, ist ebenso gekommen wie Heike Obenlüneschloss von der Naturbehörde der Stadt Wuppertal. Fußgänger bleiben auf der Brücke über die Wupper stehen und sehen zu, wie die Fische ausgesetzt werden. Einst kam der Lachs in der Wupper oft vor. Als der Fluss durch die Entwicklung der Industrie im 19. und 20. Jahrhunderts stark verschmutzt wurde, zogen sich die Lachse zurück. Nun jedoch ist die Wupper wieder ein Fluss, der gute Bedingungen bietet. Seit einigen Jahrzehnten bemühen sich der Wupperverband, die Anrainerstädte und viele ehrenamtliche Naturfreunde, den Lachs und die Meerforelle wieder in der Wupper heimisch zu machen. Die Erfolge sind ermutigend.
Helmut Wuttke, Michael Pannek und Reinhard Przigode, Mitglieder des BFV, sind mit dem zweiten Behälter zum Ufer unterwegs. Sie stiefeln ins Wasser, gehen ein Stück stromaufwärts, in Richtung des Stausees, wo sich die Fischtreppe befindet, die vor einigen Jahren eingeweiht wurde und den Tieren ermöglicht, die Barriere des Stauwehrs zu überwinden. „Im Herbst fahren wir den Fluss ab und entnehmen dem Fluss Elterntiere“, sagt Karl. Der Laich wird abgestreift und befruchtet. Die erwachsenen Lachse kommen nach einer Zeit der Erholung wieder in den Fluss. In den vier Becken des Bruthauses an der Öden Schlenke werden die Baby-Lachse aufgezogen. „Die Hitze ist für die Fische in den Flüssen nicht ungefährlich“, sagt Przigode. „Aber hier in unserer Region sind die Verhältnisse noch erträglich, weil die Talsperren Wasser liefern.“
Mit schwungvollen Würfen verteilen die Naturfreunde die Fische auf die Wasserfläche, im Sonnenlicht glänzen die kleinen Lachse kurz auf, bevor sie in der Wupper verschwinden. Ihre Reise hat begonnen. Bis zum nächsten Frühjahr werden sie in ihrem Heimatfluss bleiben. Dann brechen sie auf zum Rhein und schließlich in die Nordsee. Eines Tages werden sie hoffentlich in die Wupper zurückkehren, um dort zu laichen. Doch Helmut Wuttke schätzt die Chancen realistisch ein: „Nur 0,1 bis ein Prozent werden zurückkommen.“