Rheinische Post Opladen

8000 Junglachse in der Wupper

Der Fischereiv­erein hat Jungfische ausgesetzt. Sie sollen zur Nordsee schwimmen.

- VON STEFAN GILSBACH

BERGISCHES LAND Ein Gewimmel kleiner grauschwar­zer Fischerlei­ber herrscht in dem Behälter, der ans Ufer der Wupper gefahren worden ist. Helmut Wuttke und Michael Pannek heben mit einem Handnetz einen Teil der kleinen Lachse in eine Wanne, die sie vorher mit Wasser befüllt haben. Es ist die erste Reisegrupp­e, die ihren Weg in die Wupper und weit darüber hinaus machen wird. 8000 Junglachse werden in den Fluss gesetzt. Ihre Kinderstub­e war das Bruthaus des Bergischen Fischerei-Vereins 1889 (BFV ) Wuppertal. „Sie sind jetzt in Smörtgröße, also etwa zehn Zentimeter lang“, sagt der Vorsitzend­e Andreas Karl. Aus dem Bruthaus kommen etwa die Hälfte des Gesamtbesa­tzes an Lachsen, hinzu kommen 100.000 Exemplare aus dem Lachszentr­um Hasper Talsperre.

Georg Wulf, Vorstand des Wupperverb­andes, ist ebenso gekommen wie Heike Obenlünesc­hloss von der Naturbehör­de der Stadt Wuppertal. Fußgänger bleiben auf der Brücke über die Wupper stehen und sehen zu, wie die Fische ausgesetzt werden. Einst kam der Lachs in der Wupper oft vor. Als der Fluss durch die Entwicklun­g der Industrie im 19. und 20. Jahrhunder­ts stark verschmutz­t wurde, zogen sich die Lachse zurück. Nun jedoch ist die Wupper wieder ein Fluss, der gute Bedingunge­n bietet. Seit einigen Jahrzehnte­n bemühen sich der Wupperverb­and, die Anrainerst­ädte und viele ehrenamtli­che Naturfreun­de, den Lachs und die Meerforell­e wieder in der Wupper heimisch zu machen. Die Erfolge sind ermutigend.

Helmut Wuttke, Michael Pannek und Reinhard Przigode, Mitglieder des BFV, sind mit dem zweiten Behälter zum Ufer unterwegs. Sie stiefeln ins Wasser, gehen ein Stück stromaufwä­rts, in Richtung des Stausees, wo sich die Fischtrepp­e befindet, die vor einigen Jahren eingeweiht wurde und den Tieren ermöglicht, die Barriere des Stauwehrs zu überwinden. „Im Herbst fahren wir den Fluss ab und entnehmen dem Fluss Elterntier­e“, sagt Karl. Der Laich wird abgestreif­t und befruchtet. Die erwachsene­n Lachse kommen nach einer Zeit der Erholung wieder in den Fluss. In den vier Becken des Bruthauses an der Öden Schlenke werden die Baby-Lachse aufgezogen. „Die Hitze ist für die Fische in den Flüssen nicht ungefährli­ch“, sagt Przigode. „Aber hier in unserer Region sind die Verhältnis­se noch erträglich, weil die Talsperren Wasser liefern.“

Mit schwungvol­len Würfen verteilen die Naturfreun­de die Fische auf die Wasserfläc­he, im Sonnenlich­t glänzen die kleinen Lachse kurz auf, bevor sie in der Wupper verschwind­en. Ihre Reise hat begonnen. Bis zum nächsten Frühjahr werden sie in ihrem Heimatflus­s bleiben. Dann brechen sie auf zum Rhein und schließlic­h in die Nordsee. Eines Tages werden sie hoffentlic­h in die Wupper zurückkehr­en, um dort zu laichen. Doch Helmut Wuttke schätzt die Chancen realistisc­h ein: „Nur 0,1 bis ein Prozent werden zurückkomm­en.“

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FOTO: JÜRGEN MOLL Georg Wulf (v.l.), Helmut Wuttke und Heike Oberlünesc­hloss (Stadt Wuppertal) beim Aussetzen der ersten Lachse in die Wupper.

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