Von wegen Männerfach: Immer mehr Frauen studieren Human- und Zahnmedizin – und immer mehr Ärztinnen arbeiten mit flexiblen Zeitmodellen als Angestellte.
Frauen, die allerdings berufs- und standespolitisch gegenüber den Männern noch viel aufzuholen haben. Sie sind aber auch traditionell weniger erpicht auf Standeszeichen wie ein hohes Einkommen. Für ein saftiges Gehalt und die Aussicht auf Karriere arbeiten Männer gern lang und viel, auch in der Forschung. Frauen setzen andere Prioritäten: Für sie sind geregelte Arbeitszeiten, auch in Teilzeitmodellen, deutlich wichtiger; zudem ist ihnen ein erfüllender, beglückender Beruf lieber als ein finanziell lukrativer. Immer mehr Ärztinnen arbeiten im Angestelltenverhältnis Wie die Deutsche Apotheker- und Ärztebank neulich vorgerechnet hat, ist der Anteil von angestellten Ärztinnen seit dem Jahr 2000 stark gestiegen. Lag er damals noch bei 36 Prozent (gegenüber 64 Prozent männlichen Angestellten), so ist er mittlerweile auf 48 Prozent gestiegen. Das hat unterschiedliche Gründe. Vor allem haben sich Arbeitgeber (zumal Krankenhäuser) angesichts des verheerenden Ärztemangels zu flexiblen Arbeitszeitmodellen durchringen müssen, die früher nur schwer zu erstreiten waren. Von diesen Modellen profitieren Frauen besonders.
Andererseits sind Frauen häufig auch durchs Medizinstudium und entsprechendes Coaching orientierter und zielbewusster. Über Jahrzehnte war es keine Seltenheit, dass Studentinnen im Praktischen Jahr (PJ) im Gegensatz zu ihren männlichen Kommilitonen keine präzise Vorstellung von ihrer späteren ärztlichen Spezialisierung hatten. Das hat sich deutlich geändert.
Nicht geändert hat sich die Tatsache, dass viele junge Frauen allein durch ihren deutlich besseren Numerus clausus gleichsam automatisch ins Medizinstudium gespült werden – nach dem Motto: Wenn du schon 1,1 hast, dann studier halt auch Medizin! Früher brachen aber deutlich mehr Frauen als heute ihr Studium ab oder widmeten sich nach der Approbation vornehmlich ihren Familien. Längst schaffen es viele Frauen, Beruf und Familie durch ökonomisches Zeitmanagement zu vereinbaren.
Ob das in einer Klinik oder einer Praxis besser gelingt, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Die Praxis gewährt fraglos größere Freiheiten, ist aber auch mit erhöhter Verantwortungslast verbunden. Manche Klinik dagegen schneidert einer jungen qualifizierten Ärztin, die daheim zwei Kinder zu versorgen hat, ein Arbeitszeitmodell schier auf den Leib, nur damit sie überhaupt kommt. Für Klinik und Praxis gilt: Möglichkeiten der gesetzlich geregelten Unterstützung – etwa durch eine Befreiung vom Bereitschaftsdienst – gibt es überall. Junge Ärztinnen treten selbstbewusster auf Schaut man sich die Personallisten großer Kliniken an, so liegt die Zahl der Chefärztinnen weiterhin zwischen zehn und 13 Prozent. Andererseits ist die Zahl bei den Neuberufungen deutlich höher. Man könnte sagen: Den alten Männerrunden geht es ans Fell. Das hat damit zu