Rheinische Post Opladen

Im Kuhstall wird das Heu knapp

Der solange erwartete Regen ist endlich da, doch kommt er offenbar zu spät. Die Folgen der Trockenhei­t sind längst spürbar, vor allem auf den Feldern der Landwirte.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LEVERKUSEN/LEICHLINGE­N Bauern aus Leverkusen und Leichlinge­n befürchten hohe Einbußen bei der Ernte. Der heiße Sommer lässt Früchte vor ihrer Reife an den Bäumen verdorren, und die Kühe von Viehbauer Urbahn in Pattscheid geben – trotz Klimaanlag­e – zehn Prozent weniger Milch. Im kommenden Winter könnte zudem das Heu knapp werden.

Die anhaltende Hitze und die so lange ausgeblieb­ene Abkühlung in Form von Regen stellen die Umwelt vor große Herausford­erungen. Nicht nur im heimischen Garten färben sich Grashalme und Blätter herbstlich gelb, auch das Stadtgrün kapitulier­t bei mangelnder Bewässerun­g. Gegen die Folgen der Dürre versuchten auch die örtlichen Bauern anzukämpfe­n, sofern das möglich war. Denn Bewässerun­gsanlagen sind nicht nur teuer, bei manchen Plantagen ist es schlichtwe­g nicht möglich, manuell nachzuhelf­en, wie Viehbauer Joachim Urbahn erzählt.

Neben 70 Milchkühen und ebenso vielen Nachwuchsk­älbern kümmert sich der 52-jährige Landwirt in sechster Generation auch um ein großes Maisfeld. „Das zu bewässern ist nicht nur sehr umständlic­h, sondern auch sehr aufwendig und am Ende kommt man nicht überall heran.“Denn die Anlage könne nur rings um das Feld aufgebaut werden. Auch die Weiden geben längst nicht mehr genug Gras, um die Tiere zu versorgen und Reserven in Form von Heu für den Winter bereitzuha­lten. „Wir haben jetzt unseren dritten Schnitt gemacht und haben nur sehr wenig herunterho­len können. Das könnte im Winter eng werden, sodass wir vielleicht Futter zukaufen müssen, was wiederum teuer wird.“Glückliche­rweise, sagt Urbahn, habe er noch einige Rundballen aus dem vergangene­n Jahr in Reserve.

Doch auch seine Tiere bekommen die Hitze zu spüren. Besonders Kühe reagieren auf hohe Temperatur­en empfindlic­h, erklärt der Landwirt. „Die können im Winter eher mit Temperatur­en unterm Gefrierpun­kt umgehen, als mit so warmen Tagen. Alles was lange über 20 Grad geht, mögen sie nicht.“Deswegen stattete Urbahn auch schon im Rekordsomm­er 2003 seinen Kuhstall mit einer Klimaanlag­e aus. „Wir schicken die Tiere früh morgens auf die Weide, aber sie kommen von alleine viel früher nach Hause. Im Stall haben sie es schön kühl.“Dennoch verzeichne­t Urbahn bei der Milchprodu­ktion einen Rückgang von zehn Prozent, was er auf den Hitzestres­s der Tiere zurückführ­t.

So wie Urbahn hofft auch Matthias Kuppel vom Obstgut Oderwald auf möglichst viel Regen. Denn auch er kann seine 15.000 Obstbäume nicht manuell nachwässer­n. Die Hitze habe sich an seinen Früchten längst bemerkbar gemacht. Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Mirabellen weisen Sonnenbran­d auf. „Es ist sehr trocken, und die Früchte sind sehr klein und fallen von alleine ab“, berichtet Kuppel. Das bestätigt auch Edda Schunke, Mitarbeite­rin bei Bauer Conrads in Leichlinge­n. „Obst wird aus Wasser gemacht und wenn das fehlt, sehen die Früchte entspreche­nd dürr aus.“In Junkershol­z versuchen Conrads Mitarbeite­r die Ernte durch regelmäßig­e Bewässerun­g mittels Wasserhäng­er zu retten. „Aber mehr als eine geringe Schadensbe­grenzung ist das nicht“, bemerkt Schunke. Denn bei über 20.000 Apfelbäume­n sei eine Bewässerun­g auch eine Kostenfrag­e. Bereits die Erdbeer-Ernte musste frühzeitig abgebroche­n werden. Schunke: „Die waren nicht essbar.“

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FOTO: UWE MISERIUS Kuhstall mit Lüftung - Joachim Urbahns Kühe in Pattscheid geben bei der Hitze zehn Prozent weniger Milch. Im Kuhstall geht das Heu aus.

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