Im Kuhstall wird das Heu knapp
Der solange erwartete Regen ist endlich da, doch kommt er offenbar zu spät. Die Folgen der Trockenheit sind längst spürbar, vor allem auf den Feldern der Landwirte.
LEVERKUSEN/LEICHLINGEN Bauern aus Leverkusen und Leichlingen befürchten hohe Einbußen bei der Ernte. Der heiße Sommer lässt Früchte vor ihrer Reife an den Bäumen verdorren, und die Kühe von Viehbauer Urbahn in Pattscheid geben – trotz Klimaanlage – zehn Prozent weniger Milch. Im kommenden Winter könnte zudem das Heu knapp werden.
Die anhaltende Hitze und die so lange ausgebliebene Abkühlung in Form von Regen stellen die Umwelt vor große Herausforderungen. Nicht nur im heimischen Garten färben sich Grashalme und Blätter herbstlich gelb, auch das Stadtgrün kapituliert bei mangelnder Bewässerung. Gegen die Folgen der Dürre versuchten auch die örtlichen Bauern anzukämpfen, sofern das möglich war. Denn Bewässerungsanlagen sind nicht nur teuer, bei manchen Plantagen ist es schlichtweg nicht möglich, manuell nachzuhelfen, wie Viehbauer Joachim Urbahn erzählt.
Neben 70 Milchkühen und ebenso vielen Nachwuchskälbern kümmert sich der 52-jährige Landwirt in sechster Generation auch um ein großes Maisfeld. „Das zu bewässern ist nicht nur sehr umständlich, sondern auch sehr aufwendig und am Ende kommt man nicht überall heran.“Denn die Anlage könne nur rings um das Feld aufgebaut werden. Auch die Weiden geben längst nicht mehr genug Gras, um die Tiere zu versorgen und Reserven in Form von Heu für den Winter bereitzuhalten. „Wir haben jetzt unseren dritten Schnitt gemacht und haben nur sehr wenig herunterholen können. Das könnte im Winter eng werden, sodass wir vielleicht Futter zukaufen müssen, was wiederum teuer wird.“Glücklicherweise, sagt Urbahn, habe er noch einige Rundballen aus dem vergangenen Jahr in Reserve.
Doch auch seine Tiere bekommen die Hitze zu spüren. Besonders Kühe reagieren auf hohe Temperaturen empfindlich, erklärt der Landwirt. „Die können im Winter eher mit Temperaturen unterm Gefrierpunkt umgehen, als mit so warmen Tagen. Alles was lange über 20 Grad geht, mögen sie nicht.“Deswegen stattete Urbahn auch schon im Rekordsommer 2003 seinen Kuhstall mit einer Klimaanlage aus. „Wir schicken die Tiere früh morgens auf die Weide, aber sie kommen von alleine viel früher nach Hause. Im Stall haben sie es schön kühl.“Dennoch verzeichnet Urbahn bei der Milchproduktion einen Rückgang von zehn Prozent, was er auf den Hitzestress der Tiere zurückführt.
So wie Urbahn hofft auch Matthias Kuppel vom Obstgut Oderwald auf möglichst viel Regen. Denn auch er kann seine 15.000 Obstbäume nicht manuell nachwässern. Die Hitze habe sich an seinen Früchten längst bemerkbar gemacht. Äpfel, Birnen, Zwetschgen und Mirabellen weisen Sonnenbrand auf. „Es ist sehr trocken, und die Früchte sind sehr klein und fallen von alleine ab“, berichtet Kuppel. Das bestätigt auch Edda Schunke, Mitarbeiterin bei Bauer Conrads in Leichlingen. „Obst wird aus Wasser gemacht und wenn das fehlt, sehen die Früchte entsprechend dürr aus.“In Junkersholz versuchen Conrads Mitarbeiter die Ernte durch regelmäßige Bewässerung mittels Wasserhänger zu retten. „Aber mehr als eine geringe Schadensbegrenzung ist das nicht“, bemerkt Schunke. Denn bei über 20.000 Apfelbäumen sei eine Bewässerung auch eine Kostenfrage. Bereits die Erdbeer-Ernte musste frühzeitig abgebrochen werden. Schunke: „Die waren nicht essbar.“