Abschied vom „Elder Statesman“
Leverkusens ehemaliger Bürgermeister Walter Mende ist in der Nacht zu Samstag gestorben.
LEVERKUSEN Als „Elder Statesman“, ein Politiker also, der nach dem Scheiden aus seinem hohen Amt, weiterhin Hochachtung genießt: So hat sich Walter Mende in den vergangenen Jahren oft selbst augenzwinkernd und mit schelmischem Tonfall beschrieben. Das Zwinkern hätte Mende weglassen können. Denn genau so haben ihn viele seiner langjährigen Wegbegleiter auch nach dem Ende als Oberbürgermeister und dem Abschied als SPD-Fraktionschef weiterhin gesehen.
Und so trat der im Juli 74 Jahre alt gewordene gebürtige Schlesier auch auf: kerzengerade in der Haltung, stets gut gekleidet und noch besser zu vielen politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen Themen innerhalb der Stadt, aber auch in der Welt informiert. Walter Mende war ein Tausendsassa mit Charme, setzte sich kurz ans Klavier, spielte furios den beeindruckenden Beginn einer Sonate und erzählte kurz darauf, was den Komponisten denn zu diesem Werk bewog. Seine Sammlung klassischer Musik – beeindruckend. Seine Fähigkeit, spontan redegewandt Stellung zu nehmen, Ratschläge zu erteilen, Aufmunterungen zur rechten Zeit zu platzieren, herzliche Komplimente zu geben ebenso.
Und doch: Walter Mende, studierter Jurist, war auch streitbar. Schon in der Jugend. Als junger Mann, das erzählte er unter Freunden, sei er aus Trotz in die SPD eingetreten. Trotz gegen den Vater, Erich Mende – FDPMann, Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, Vizekanzler – „ich wollte gegen ihn rebellieren, nicht in seine Fußstapfen treten“. Geworden ist aus diesem Protest ein mehr als beachtenswertes Engagement: Mende war 28 Jahre Verwaltungsspitzenkraft vom Dezernenten bis zum Oberbürgermeister, und lange Jahre führte er die SPD-Fraktion im Stadtrat. Als er aus Verwaltungsund politischen Ämtern schied, widmete sich Mende, der Spaß an verbalen Auseinandersetzungen hatte, verstärkt der Arbeit als Anwalt für Verwaltungsrecht. Auch innerparteilich ging SPDler Mende Streit nicht aus dem Weg, kritisierte mitunter Genossen als Parteiverräter.
Und dann ist da der „Elder Father“Mende, der „glückliche späte Vater“, wie er selbst sagte, von zwei Söhnen mit seiner Frau Monika nach einer Tochter aus erster Ehe. Mit Leidenschaft fuhr er die mittlerweile erwachsenen Jungen zum Fußball beim SV Bergfried, dem der 74-Jährige lange vorstand. Begleitete sie auf dem schulischen Weg und den ersten Karriereschritten und sprach voller Stolz über sie. Das war die weiche Seite des Walter Mende. Und wie es mit solch einem Statesman ist, er wird weiterhin die Hochachtung seiner Mitmenschen genießen, auch wenn er jetzt aus dem irdischen Leben geschieden ist.