Rheinische Post Opladen

Und Guildo ließ die Klamotten an...

Der „Meister“, wie ihn die Fans nennen, beschloss – ganz ungewohnt – überwiegen­d komplett bekleidet eine erfolgreic­he Bierbörse.

- VON GABI KNOPS-FEILER

OPLADEN Es gibt Tage, an denen Menschen schon mal schwächeln. Auch ein „Meister“. Entweder hatte Guildo Horn am Schlusstag der 32. Opladener Bierbörse einen solchen Tag erwischt. Oder es lag am Alter. Was nach 24 Jahren Bierbörse gar nicht so verwunderl­ich wäre. Obwohl sein Publikum wie all die Jahre zuvor auch zuletzt wieder „Ausziehen“forderte, schien er diesem Wunsch nicht nachkommen zu wollen. Erst gegen 22.15 Uhr geschah es doch noch. Also so halb. Erst entledigte er sich seines Hemdes mit zartem Blumenmust­er, kurz darauf seines himmelblau­en Feinripp-Unterhemde­s. Allerdings eben nur kurz. Denn schon beim nächsten Titel stand er wieder komplett angezogen im Rampenlich­t und schmettert­e, bekleidet mit schwarzem Frack und rote Rosen in der Hand haltend, „Mama“– die Schnulze des früheren niederländ­ischen Kinderstar­s Heintje.

Im Zelt war es nie voller als bei Horns Musikauffü­hrung. Selbst nicht, als die „Räuber“am Sonntag beim Konzert „Kölsch im Karnevalsz­elt“für beste Karnevalss­timmung sorgten, die das Zeltdach fast zum Abheben brachte. Moderiert wurde der Abend übrigens von Nicole Steinfeld, 2013 als „Prinz Nico“bei der Karnevalsg­esellschaf­t „Hetdörper Mädche un Junge“(HMJ) in Amt und Würden. Das Honorar in Höhe von 1000 Euro erhält der ambulante Leverkusen­er Hospizvere­in als Spende, Steinfeld ist dort zweite Vorsitzend­e.

Veranstalt­er Werner Nolden schätzte die Besucher alleine am Montag auf rund 15 000. Aus München waren Gäste zum ersten Mal und eher zufällig zur Bierbörse gekommen. „Die Stimmung ist gut“, verglich Noel das rheinische Volksmit dem Oktoberfes­t. „Aber wegen Horn würde ich nicht extra kommen“, räumte er ein. Anders handhabten es 20 Männer, die seit acht Jahren eigens wegen des Schlagerba­rden für einen Tag mit einem Bus aus Soest anreisen. Weil auch sie Fan des so genannten Meisters ist, hatte Brigitte aus Hitdorf sogar (Omas) BH und Schlüpfer in ihre Tasche gepackt, um beides nach dem Konzert auf die Bühne werfen zu können.

Der 55-Jährige – neben seiner Band „Die orthopädis­chen Strümpfe“stand Tobias Künzel von der Kultband „Die Prinzen“auf der Bühne – gab Zugaben. Eröffnet hatte er sein „Festival der Liebe“– so bezeichnet der frühere Paradiesvo­gel des Eurovision Song Contests seine Konzerte – rund zweieinhal­b Stunden zuvor mit den Titeln „Ich find Schlager toll“und „Wunder gibt es immer wieder“. Textsicher stimmte die Masse in die Lieder ein. Schlager war genau das, was die Leute haben wollten. Und sie wollten den Mann hören, der diese Musik so interpreti­erte, als sei es das Normalste der Welt. Horn – und das war erneut fasziniere­nd – ging auf die Menschen zu, zog sie spontan in seinen Bann. Ohne Scham oder Eitelkeit. Ohne sein Tun zu hinterfrag­en. Nur zum Spaß. Im vollen Vertrauen, dass es schon funktionie­ren wird.

Was bis jetzt immer gelang. „Wir machen das noch ein paar Jahre“, versprach Horn am Ende. Klar, denn nächstes Jahr feiern Nolden und Horn, die auch privat befreundet sind, erstmal ihre 25-jährige Zusammenar­beit.

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FOTO: UWE MISERIUS Der sich auf der Bühne mehrfach um-, aber nicht obenherum gänzlich ausziehend­e „Meister“Guildo Horn hatte sich für den Montag in Opladen Tobias Künzel von den Prinzen als Gaststar eingeladen. Das kam an.

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