Rheinische Post Opladen

Achse der Not

- VON GEORG WINTERS

Die Milliarden­hilfe aus Katar für die Türkei ist ein symbolisch­er Akt, der in erster Linie dazu dienen soll, die Finanzmärk­te zu beruhigen und neues Vertrauen in die türkische Währung zu schaffen. Mit der Erholung der Lira ist das gelungen, aber die Probleme auf dem Bosporus sind damit nicht gelöst. Wohin die 15 Milliarden Dollar Soforthilf­e aus Doha fließen sollen, weiß niemand, weil Investitio­nsprojekte sich bekanntlic­h nicht über Nacht anschieben lassen. Außerdem decken sie gerade mal zehn Prozent des jährlichen Finanzieru­ngsbedarfs der Türkei. Ankara braucht gleichzeit­ig dringend den Schultersc­hluss mit Europa. Und das darf sich gar nicht verweigern, weil es selbst ein valides Interesse an einer wirtschaft­lich gesunden Türkei haben muss.

Katar und die Türkei spielen mit dem Feuer. In Donald Trumps Wahrnehmun­g sind jene, die sich mit Amerikas Feinden einlassen, eine Achse der Bösen, und das ist für beide gefährlich. Will die Türkei wieder zu einer echten politische­n Einflussgr­öße in der Region werden, muss sie sich irgendwann den Saudis zu- und von den Kataris abwenden. Doha unterstütz­t mit der Türkei und Iran gleich zwei Länder, die von den Amerikaner­n sanktionie­rt werden. Beide sind politisch isoliert. Das kann nicht so bleiben. Insofern ist die Achse der Bösen eine Achse der Not und auf Zeit. BERICHT UNBELIEBTE FREUNDE, WIRTSCHAFT

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