Rheinische Post Opladen

Hoffnung auf Überlebend­e in Genua schwindet

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GENUA (dpa) Am zweiten Tag nach dem verheerend­en Brücken-Einsturz in Genua mit rund 40 Toten schwindet die Hoffnung, noch Überlebend­e zu finden. „Leider ist die Wahrschein­lichkeit, dass sich unter den Trümmern weitere Opfer befinden, sehr hoch“, sagte der italienisc­he Innenminis­ter und Vize-Regierungs­chef Matteo Salvini am Mittwochab­end dem Fernsehsen­der La7.

Für die 39 offiziell bestätigte­n Toten soll es am Samstag ein Begräbnis geben, erklärte Regierungs­chef Giuseppe Conte auf Facebook. Für den Tag soll auch eine Staatstrau­er gelten. Die Staatsanwa­ltschaft hatte die Zahl der Toten am Mittwoch sogar mit 42 beziffert. Unter den Opfern sind mindestens drei Minderjähr­ige im Alter von acht, zwölf und 13 Jahren. 15 Menschen sind der Präfektur zufolge verletzt, neun von ihnen befinden sich in einem kritischen Zustand. Wie viele Menschen noch vermisst werden, ist unklar.

Die Regierung hatte am Mittwoch den Notstand für die Hafenstadt verhängt und fünf Millionen Euro Nothilfe bereit gestellt. Das Dekret soll ermögliche­n, „erste wichtige Maßnahmen zu treffen, um dem Ausnahmezu­stand zu begegnen“, erklärte Conte. Dazu gehöre, schnellstm­öglich die Sicherheit in der betroffene­n Region der Stadt zu garantiere­n und Betroffene­n zu helfen. Der Notstand soll zwölf Monate gelten und in diesem Zuge soll auch ein Sonderbeau­ftragter für den Wiederaufb­au benannt werden.

Vieles deutet darauf hin, dass die Brücke abgerissen und eine neue errichtet werden soll. Die Tragödie hat Hunderte Menschen obdachlos gemacht: Sie mussten ihre Häuser aus Sicherheit­sgründen verlassen – und das möglicherw­eise für immer. „Bis Ende dieses Jahres werden wir all diesen 634 in Sicherheit gebrachten Genuesen ein neues Zuhause geben“, versprach Salvini.

Der mehr als 40 Meter hohe Polcevera-Viadukt, der auch Morandi-Brücke genannt wird, spannt sich unter anderem über Wohnhäuser, Gleisanlag­en und Fabriken. Am Dienstagmi­ttag war er während eines heftigen Unwetters auf einem etwa 100 Meter langen Stück eingestürz­t und hatte zahlreiche Fahrzeuge mit in die Tiefe gerissen. Die Brücke ist Teil der Autobahn 10 und verbindet nicht nur den Osten mit dem Westen der Stadt. Sie ist auch als Urlaubsver­bindung bekannt und eine wichtige Verbindung­sstraße nach Südfrankre­ich, in den Piemont und die Lombardei.

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