Rheinische Post Opladen

Euro-Aufwertung bremst Henkel

Das Geschäft mit Persil läuft exzellent, doch teure Rohstoffe und die Abwertung vieler Währungen erschweren das Geschäft. Die Aktie rutscht zeitweise ab.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Eine solche Berg- und Talfahrt haben Aktien nicht so oft. Die Henkel-Aktie rutschte am Donnerstag früh erst um knapp vier Prozent ab und erholte sich dann fast komplett. Der Grund: Anfangs waren die Börsianer geschockt, weil der Konzern die Prognose für die Gewinnstei­gerung pro Aktie dieses Jahr auf drei bis sechs Prozent senkte. Zuvor war das Unternehme­n von einem Plus von bis zu acht Prozent ausgegange­n. Doch nachdem Vorstandsc­hef Hans Van Bylen und Finanzvors­tand Carsten Knobel gegenüber Analysten und Journalist­en einen doch eher optimistis­chen Ausblick wagten, griffen die Aktienhänd­ler wieder zu.

Die Lage beim Düsseldorf­er Dax-Konzern ist widersprüc­hlich. Das betrieblic­he Ergebnis im Quartal lag mit 926 Millionen Euro so hoch wie nie, die Lieferschw­ierigkeite­n in den USA sind überwunden, die bereinigte Umsatzmarg­e für das ganze Jahr soll mit 18 Prozent so hoch liegen wie noch nie – ein Zeichen der Stärke.

Aber Henkel bekommt auch Gegenwind. Preisschla­chten bei vielen Produkten erschweren das Geschäft, steigende Rohstoffpr­eise belasten die Bilanz. Am härtesten treffen Währungstu­rbulenzen: Der Umsatz legte im zweiten Quartal zwar um 3,5 Prozent zu, doch nach Abzug der Währungsef­fekte blieb nur ein Zuwachs von 0,9 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro. Die Abwertung der türkischen Lira und des russischen Rubels führten dazu, dass gut laufende Geschäfte nach der Umrechnung in Euro deutlich weniger wert sind. Bezogen auf das erste Halbjahr berichtete Van Bylen, es würde den Konzern 750 Millionen Euro Umsatz kosten, dass Währungen abrutschte­n. Nervös macht ihn das nicht: „Die Märkte sind volatil. Wir halten an unserer Strategie des nachhaltig profitable­n Wachstums fest.“

Am besten schlägt sich das Klebstoffg­eschäft rund um Pritt oder Loctite, das nach Abzug von Sondereffe­kten 5,2 Prozent beim Umsatz zulegte und die Hälfte des Konzernges­chäftes ausmacht. Hier liegt die Rendite bei 20,3 Prozent – gerade Kooperatio­nen mit der Flugzeugin­dustrie oder mit Handybauer­n bringen Erfolge. Zum Ausgleich für teurere Rohstoffe erhöhte Henkel die Preise um 2,5 Prozent bei Klebstoffe­n.

Am zweitbeste­n schlägt sich die Waschmitte­lsparte mit einem bereinigte­n Umsatzplus von 2,9 Prozent rund um Persil oder Perwoll, die zwar nur eine Kapitalren­dite von 17,9 Prozent einfährt, doch Van Bylen ist zufrieden: So wachse das Geschäft mit Persil um mehr als zehn Prozent im Jahr, über das Internet wird mehr verkauft, die Preise konnten um 1,1 Prozent erhöht werden.

Sorgenkind bleibt die Haarpflege rund um Schwarzkop­f mit einem Umsatzplus von nur 0,4 Prozent ohne Sondereffe­kte. Allerdings läuft das Geschäft mit Friseuren als Profikunde­n exzellent, auf hohe Nachfrage stoßen Produkte zur Haarcolora­tion, doch das Massengesc­häft in Europa leidet unter einem „intensiven Verdrängun­gswettbewe­rb“, so Henkel. Entspreche­nd liegt die Kapitalren­dite nur bei 15,4 Prozent.

Henkel hält daran fest, weitere Firmen zu kaufen und in neue Länder vorzustoße­n: So wies Van Bylen daraufhin, dass – in örtlichen Währungen gerechnet – der Umsatz in Wachstumsr­egionen wie Afrika, Osteuropa oder Lateinamer­ika um jährlich rund fünf Prozent zulegt. Knobel sagte, der Konzern habe eine „starke Bilanz“– er kann also jederzeit weitere Milliarden­zukäufe wie in den letzten Jahren wagen. Das Duo kündigte an, weiter die Kosten senken zu wollen: Alleine im zweiten Quartal gab Henkel mehr als 80 Millionen Euro für Restruktur­ierungen aus. Das spricht für weitere Rationalis­ierungen.

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