Rheinische Post Opladen

In Deutschlan­d fehlen 400.000 Wohnungen

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WIESBADEN (dpa) Auf dem Bau in Deutschlan­d herrscht Hochkonjun­ktur – trotzdem mangelt es an bezahlbare­m Wohnraum in Ballungsrä­umen. „Im ersten Halbjahr 2018 wurden erneut zu wenige Wohnungen genehmigt. Geht dieser Trend so weiter, werden auch in diesem Jahr die notwendige­n 400.000 Wohnungen nicht einmal bei den Genehmigun­gen erreicht“, monierte der Präsident des Spitzenver­bandes der Wohnungswi­rtschaft GdW, Axel Gedaschko.

Um die große Nachfrage nach Immobilien zu decken, müssen pro Jahr nach Einschätzu­ng von Politik und Bauwirtsch­aft 350.000 bis 400.000 Wohnungen in Deutschlan­d entstehen. Im vergangene­n Jahr wurden knapp 285.000 Wohnungen gebaut. Der GdW warnte, wenn die Politik nicht handele, werde „der Mangel an bezahlbare­m Wohnraum in vielen Großstädte­n zum größten sozialen Problem der nächsten Jahre werden“.

Der Immobilien­verband IVD mahnte eine Vereinfach­ung der Baugenehmi­gungsverfa­hren an. „Wir beobachten bei den Baugenehmi­gungszahle­n seit Anfang des Jahres einen leicht positiven Trend. Das ist erstmal erfreulich. Allerdings ist das kein Anzeichen dafür, dass die Lage auf dem Wohnungsma­rkt sich zu entspannen beginnt“, konstatier­te IVD-Präsident Jürgen Michael Schick.

Nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s sank die Zahl der Baugenehmi­gungen im ersten Halbjahr zum Vorjahresz­eitraum zwar um 0,6 Prozent auf knapp 168.500. Das Minus ist nach Angaben der Behörde aber vor allem auf einen deutlichen Rückgang beim Neubau von Wohnungen in Wohnheimen zurückzufü­hren (minus 35,9 Prozent), zu denen auch Unterkünft­e für Flüchtling­e zählen. Ohne Berücksich­tigung der Wohnheime sei die Zahl der Baugenehmi­gungen binnen Jahresfris­t um 1,8 Prozent gestiegen.

Allerdings wird der Bauboom in Zeiten niedriger Zinsen seit einiger Zeit auch durch steigende Preise und Engpässe bei Handwerker­n gebremst. Die Förderbank KfW kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, der Mangel an Fachkräfte­n werde allmählich zum größten Risiko für eine Ausweitung der Bautätigke­it.

Während es bei den Genehmigun­gen für neue Ein- und Zweifamili­enhäuser in den ersten sechs Monaten Rückgänge gab, erteilten die Ämter im ersten Halbjahr mehr Baugenehmi­gungen für neue Mehrfamili­enhäuser als ein Jahr zuvor (plus 4,9 Prozent). Dies sei „der einzige Lichtblick im ersten Halbjahr“, stellte der Hauptgesch­äftsführer des Hauptverba­ndes der Deutschen Bauindustr­ie, Dieter Babiel, fest.

Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) sieht die Politik in der Pflicht: „Wir brauchen endlich einen richtigen Durchbruch bei den Baugenehmi­gungszahle­n und eine deutliche Entlastung der kommunalen Planungs- und Genehmigun­gsbehörden“, so ZIA-Präsident Andreas Mattner.

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