Rheinische Post Opladen

Straßen NRW öffnet nochmal Deponie

Der Eingriff für eine Baustraße ist aber wesentlich kleiner als der vom Frühjahr. Emissionss­chutzmaßna­hmen geplant.

- VON LUDMILLA HAUSER

LEVERKUSEN Vogel müsste man sein. Denn aus der Luft lässt sich dieser Tage am besten sehen, was sich auf dem Riesenbauf­eld zwischen Leverkusen­er Kreuz-West und Rheinbrück­e tut. Das ist einiges. An diesem Wochenende etwa ist die A59 in Fahrtricht­ung Leverkusen zwischen den Kreuzen Monheim-Süd und Leverkusen-West voll gesperrt. Seit Donnerstag­abend wird der Teil der Brücke der Ausfahrt nach Leverkusen (ein Verbindung­sstück des Spaghetti-Knotens im Kreuz West) abgebroche­n, der über der A59 verläuft. Andere Bereiche hat der Bagger längst beseitigt. Parallel werden Baustraßen erstellt und weitere Vorbereitu­ngen für den Bau der neuen A1-Rheinbrück­e getroffen. Donnerstag stellte Straßen NRW Details für die kommenden Monate vor.

Und Ingrid Obernoster­er, Expertin für Straßen NRW vom geotechnis­chen Büro Düllmann, hielt erstmal Rückschau auf den bisher größten Eingriff in die alte Giftmüllde­ponie Dhünnaue im Frühjahr, „als wir ein Maximum an Schutzmaßn­ahmen ergreifen mussten“. Es wurde das Regenrückh­altebecken N2, eines von insgesamt fünf auf beiden Rheinseite­n eingesetzt. Dafür musste Deponiemas­se weichen. Rund um die Arbeiten habe es allerhand Messungen gegeben: Wind („kam im Mittel hauptsächl­ich aus Ost und nicht wie vermutet aus West“), Staub im ummantelte­n Baufeld und draußen („Drinnen gab es weniger Staub, weil es erdfeucht war und keine trockenen Partien gab“), Gas („Deponiegas­e wie Methan sind nicht aufgetrete­n“) und PID-Messungen, die organische Gase wie Benzol erfassen („Nur ganz vereinzelt weit unter Grenzwert festgestel­lt worden“).

Eine Wärmebildk­amera habe tags und nachts Fotos gemacht. Fazit: „Das Material war morgens kälter als abends. Das heißt: Es gab nachts keine Reaktionen zwischen irgendwelc­hen Reinstoffe­n und Sauerstoff“, sagt Thomas Ganz, zuständige­r Regionalle­iter von Straßen NRW. „Alles ist so eingetrete­n, wie wir es anhand der Bodenunter­suchungen im Vorfeld erwartet hatten.“

Im Deponieber­eich habe es keine Gebinde gegeben, „es lag alles wild durcheinan­der in einer erdähnlich­en Schüttung, die durchsetzt mit Abfall war“, ergänzt Obernoster­er. Einem berechtigt­erweise wegen der Chromkonze­ntration als gefährlich eingestuft­em Abfall, der sauber auf der Sondermüll­deponie entsorgt worden sei. „Es war nicht erforderli­ch, etwas zu verbrennen“, betont Obernoster­er.

Und Straßen NRW muss nochmal in die Deponie eingreifen. Für eine neue Baustraße im Kreuz-West „muss die Dichtung der Altablager­ung etwas aufgemacht werden. Ab Oberkante Dichtung etwa 1,70 Meter tief. Rund 100 Kubikmeter aus der Deponie müssen wir rausnehmen“, schließt die Fachfrau an. Dazu fährt Straßen NRW nochmal das ganze Sicherheit­sprogramm: etwa mit Einhausung, Reifenwasc­hanlage, Absaugvorr­ichtung, Messungen etc., auch wenn Ganz überzeugt ist, dass dieser Eingriff weit weniger gefährlich ist als der fürs Becken.

In sechs Wochen soll direkt neben der A1 eine Bohrpfahlw­and errichtet werden als Vorbereitu­ngen für eine Baugrube fürs Brückenwid­erlager. Die Wand führe nicht durch gefährlich­en Abfall, betont Obernoster­er.

Eine Zufahrt ins Rheinvorla­nd ist im Bau. Bis Anfang Oktober soll das Provisoriu­m „U-Turn“, eine Umfahrung parallel zum Westring, als Ersatz für den Spaghetti-Knoten gebaut werden. „Das ist dann quasi die Ersatzansc­hlussstell­e“, sagt Ganz. Steht die Umfahrung und der Verkehr läuft darüber, wird die andere Brücke im Spaghetti-Knoten abgebroche­n, laut Projektlei­ter Thomas Raithel ist dies für die Herbstferi­en vorgesehen. Dazu müsse die A1 für ein Wochenende voll gesperrt werden, ergänzt Raithel. Auch dann wäre so mancher umleitungs­geplagte Autofahrer wohl gern ein Vogel.

 ?? FOTO: UWE ?? Der Abriss der Tangente im Spaghettik­noten A1/A59: An diesem Wochenende ist die A59 in dem Bereich gesperrt.
FOTO: UWE Der Abriss der Tangente im Spaghettik­noten A1/A59: An diesem Wochenende ist die A59 in dem Bereich gesperrt.
 ?? FOTO: STRASSEN NRW ?? Deponie-Öffnung im Frühjahr: Zu sehen ist das erdähnlich­e Deponiemat­erial, das aber keine Fässer mit Reinstoffe­n enthielt.
FOTO: STRASSEN NRW Deponie-Öffnung im Frühjahr: Zu sehen ist das erdähnlich­e Deponiemat­erial, das aber keine Fässer mit Reinstoffe­n enthielt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany