Rheinische Post Opladen

Zahl der Abschiebun­gen stagniert

-

BERLIN (qua) Die Abschiebez­ahlen von nicht bleibebere­chtigten Asylbewerb­ern steigen nicht – trotz neuer gesetzlich­er Regelungen und dem erklärten politische­n Willen zu mehr Rückführun­gen. Im ersten Halbjahr 2018 wurden 12.261 Abschiebun­gen vollzogen, wie ein Sprecher des Bundesinne­nministeri­ums auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte. Das liegt in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. 2017 wurden im gesamten Jahr 23.966 (erstes Halbjahr: 12.545) Menschen abgeschobe­n, 2016 waren es 25.375 (erstes Halbjahr: 13.743). Im Jahr 2015, in dem sich die Flüchtling­skrise entwickelt­e, zählten die Behörden 20.888 Abschiebun­gen, wie auch aus Daten des Innenminis­teriums hervorgeht. In den Zeiten vor der Flüchtling­skrise lagen die Abschiebez­ahlen deutlich niedriger.

Zuletzt hatte die Bundesregi­erung in der ersten Jahreshälf­te 2017 die Gesetze verschärft, um Ausreisepf­lichtige leichter in ihre Heimat zurückbrin­gen zu können. So wurde damals beschlosse­n, dass Asylsuchen­de ohne Bleibepers­pektive verpflicht­et werden können, in Erstaufnah­meeinricht­ungen zu bleiben. Die Höchstdaue­r des Abschiebeg­ewahrsams wurde von vier auf zehn Tage erhöht.

Einen besonderen Effekt zeigen die neuen Gesetze nicht. Bislang gibt es immer wieder kontrovers­e und emotional aufgeheizt­e Debatten um das Thema Abschiebun­gen. So steht der Vorwurf im Raum, es würden die Falschen abgeschobe­n. Zuletzt bemängelte dies Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (SPD). Während gut integriert­e Flüchtling­e mit Ausbildung und Job immer wieder das Land verlassen müssen, scheitern die Behörden in vielen Fällen daran, Straftäter und Gefährder außer Landes zu bringen. Mehr als 200.000 Menschen in Deutschlan­d gelten als ausreisepf­lichtig. Etwa drei Viertel von ihnen haben aber den Status von Geduldeten, werden also aus gesundheit­lichen, sozialen, humanitäre­n oder organisato­rischen Gründen nicht abgeschobe­n. Vielfach fehlt schlicht der Pass, und es dauert Monate, im Heimatland Ersatzpapi­ere zu beschaffen. Die Sozialdemo­kraten und Teile der CDU würden daher gerne jenen Ausreisepf­lichtigen, die einer geregelten Arbeit nachgehen und gut integriert sind, einen Statuswech­sel vom Asylbewerb­er zur eingewande­rten Fachkraft ermögliche­n. Bislang sehen die Eckpunkte für das Fachkräfte-Zuwanderun­gsgesetz aus dem Bundesinne­nministeri­um diese Möglichkei­t nicht vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany