Rheinische Post Opladen

Stärkere Strafverfo­lgung von Cyberkrimi­nalität in NRW

-

KÖLN (dafi) Hakenkreuz­e, Beschimpfu­ngen von Religionen und Volksverhe­tzung im Internet – nicht nur die Bandbreite, mit der sich die Staatsanwä­lte der Zentral- und Ansprechst­elle Cybercrime NRW (ZAC NRW) auseinande­rsetzen müssen, ist groß, auch die Zahl der Fälle steigt. 220 Anzeigen hat es seit dem Start eines bundesweit einmaligen Pilotproje­kts der Arbeitsgem­einschaft „Verfolgen statt nur Löschen“vor einem halben Jahr gegeben. Neben der ZAC NRW gehören auch das Landeskrim­inalamt, die Medienanst­alt des Landes und verschiede­ne Medienhäus­er, auch die Rheinische Post, zu dieser Arbeitsgru­ppe.

„Die Bekämpfung von Cyberkrimi­nalität kann nur als gesamtgese­llschaftli­cher Prozess gelingen“, sagte Oberstaats­anwaltscha­ft und ZACNRW-Leiter Markus Hartmann. Die Anzeigen bleiben für die Hass-Kommentato­ren im Netz nicht ohne Folgen. Im Juni hat es eine Reihe von Hausdurchs­uchungen gegeben – entspreche­nde Gerichtsve­rfahren sollen folgen. NRW ist das erste Bundesland, welches das Thema Hass im Netz in dieser Form angeht“, erklärt Dirk Wedel, Staatssekr­etär im NRW-Justizmini­sterium. Allerdings gebe es deutlich mehr Arbeit. Aus diesem Grund will das Land stärker in die Strafverfo­lgung von Cyberkrimi­nalität investiere­n. Bis zum Jahresende wird sich die Zahl der bei der ZAC NRW ermittelnd­en Staatsanwä­lte auf 21 vervierfac­hen.

Perspektiv­isch sei aber auch dies noch zu wenig, merkt Gerd Billen an. Der Staatssekr­etär des Bundesjust­izminister­iums verschafft­e sich am Freitag bei einem Arbeitsbes­uch einen Überblick über das Projekt. Das Netz sei kein Raum, indem man anderen ungestraft den Tod wünschen könne. Enttäuscht zeigte sich Billen bisher vom Engagement Facebooks gegen Hass. Die Haltung des Netzwerks sei beim Camebride Analytica Skandal deutlich geworden: „Facebook hat alles andere als vorbildlic­h aufgeklärt sondern katastroph­al und fahrlässig gehandelt.“

Rund 60.000 Fälle mit Internetbe­zug wurden im Jahr 2017 in NRW bekannt. Der volkswirts­chaftliche Gesamtscha­den in Deutschlan­d durch Cyberkrimi­nalität liegt bei jährlich etwa 55 Milliarden Euro, erklärte NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach jüngst im Landtag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany