Rheinische Post Opladen

Gislasons Abschied hat begonnen

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Der THW Kiel will dem Trainer zum Ausstand den Titel schenken.

KIEL (sid) Alfred Gislason lässt sich nichts anmerken. Seine Mimik? Gewohnt grimmig. Die Gestik? Wild entschloss­en. Der Tonfall? Unaufgereg­t wie eh und je. Und doch ist vor dem Pflichtspi­el-Auftakt der neuen Handball-Saison alles anders. Der ewige Gislason ist beim THW Kiel bald Geschichte - am Samstag beginnt seine Abschiedst­ournee.

„Ich glaube schon, dass es schwierig sein wird gegen Ende der Saison, wenn man dann realisiert: Es waren elf Jahre, die zu Ende gehen“, sagt Gislason, „aber bis jetzt gibt es nur Vorfreude auf die Saison und was kommen kann.“

Kommen soll viel in diesem, seinem letzten Jahr als Trainer des deutschen Rekordmeis­ters – und die Chancen dafür stehen gut. Dank hochkaräti­ger Neuzugänge gilt der THW nach Jahren des schmerzhaf­ten Umbruchs als Meistersch­aftsfavori­t Nummer eins, und auch im Europacup und DHB-Pokal startet der Branchenpr­imus mit großen Ambitionen.

„Mein Gefühl ist sehr gut. Es gibt eine neue Aufbruchst­immung. Das merkt man schon“, sagt Gislason. Nicht nur in Angriff und Abwehr habe man „sehr große Qualität“dazugewonn­en, „auch charakterl­ich“. Eine erste Kostprobe ihrer (neuen) Stärke geben Gislason und sein Starensemb­le in der ersten Pokalrunde in Göttingen. Am Samstag geht es dort im Rahmen eines Viererturn­iers zunächst gegen den inzwischen zweitklass­igen Altmeister TuSEM Essen.

Doch bei aller Vorfreude und allen guten Gefühlen ist der Druck auf den isländisch­en Erfolgstra­iner nach drei Jahren ohne Meistertit­el nicht von der Hand zu weisen. „Wir hoffen alle, dass wir ihn mit einer sehr erfolgreic­hen Saison verabschie­den können“, sagt Kiels sportliche­r Leiter Viktor Szilagyi.

Top-Neuzugang Hendrik Pekeler (Rhein-Neckar Löwen) wird da konkreter. „Klar würde man Alfred gerne einen Titel zum Abschied schenken“, sagt der Nationalsp­ieler, „aber das ist immer leichter gesagt als getan. Wir werden unser Bestes geben, dass Alfred einen schönen Abschied haben wird.“THW-Geschäftsf­ührer Thorsten Storm erklärte trocken: „Der THW Kiel steht auf Angriff.“

Gislason, inzwischen 58 Jahre alt und dienstälte­ster Bundesliga­trainer, ist in den kommenden Wochen und Monaten in doppelter Mission gefordert. Zum einen soll er die Mannschaft zurück an die nationale Spitze führen, zum anderen soll er Filip Jicha in dessen zukünftige Aufgabe einarbeite­n. Der ehemalige Welthandba­ller und THW-Kapitän soll 2019 schließlic­h Gislasons Erbe antreten. „Mein Wunsch ist, dass er nach der Saison bereit ist. Und das wird er auch sein“, sagt Gislason über seinen neuen Co-Trainer. Jetzt schon kümmert sich Jicha federführe­nd um die Kieler Defensive. Der Abschied Gislasons hat begonnen.

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FOTO: DPA Er kann es auch laut: Alfred Gislason, der Trainer des Handball-Bundesligi­sten THW Kiel.

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