Grindel hält Özil die Tür zur Rückkehr auf
Der vorerst ehemalige Nationalspieler verliert mit Arsenal auch das zweite Saisonspiel.
LONDON (sid) DFB-Präsident Reinhard Grindel hat dem zurückgetretenen Mesut Özil eine Hintertür für eine Rückkehr in die Fußball-Nationalmannschaft offengelassen. „Darüber müssten unser Präsidium und der Bundestrainer gemeinsam beraten“, sagte Grindel im Interview mit der „Bild am Sonntag“auf die Frage, ob es für Özil kein Zurück mehr gebe. Allerdings habe es „bislang ja noch nicht einmal ein Gespräch zwischen Jogi Löw und Mesut Özil gegeben“, sagte der 56-Jährige, „ich weiß, dass das dem Bundestrainer sehr wichtig wäre.“
Im Umgang mit Özil räumte der CDU-Politiker erneut eigene Fehler ein, allerdings kritisierte er auch das Verhalten des Mittelfeldspielers, der in seiner geräuschvollen Rücktrittserklärung auch Rassismusvorwürfe gegen den Verbandsboss geäußert hatte.
„Ich hätte mich angesichts der rassistischen Angriffe an der einen oder anderen Stelle deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen. Da hätte ich klare Worte finden sollen. Solche Angriffe sind völlig inakzeptabel“, sagte Grindel, „dass Özil sich vom DFB im Stich gelassen gefühlt hat, tut mir leid.“Wichtig sei es ihm aber „zu betonen, dass ich mich nach der WM zu keinem Zeitpunkt zu seiner sportlichen Leistung geäußert habe. Einen einzelnen Spieler für das Ausscheiden verantwortlich zu machen, wäre ja absurd.“
Er hätte er sich von Özil (29) frühzeitig eine Stellungnahme zu den Fotos mit dem umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan erhofft. „Ilkay Gündogan hat sich klar und nachvollziehbar geäußert. Ich hätte mir das auch von Özil gewünscht. Ich hätte mir eine solche Erklärung auch gewünscht, wenn wir Weltmeister geworden wären“, sagte Grindel.
Fußballerisch läuft es für Özil überhaupt nicht nach Plan. Nach nur 67 Minuten war der Arbeitstag am Samstag beendet. Arsenals Teammanager Unai Emery nahm seinen enttäuschenden Spielmacher im Londoner Derby beim FC Chelsea in der heißen Schlussphase vom Feld. Der nächste Tiefschlag für den Ex-Nationalspieler, auf den schon nach der Auftaktpleite gegen Meister Manchester City (0:2) heftige Kritik eingeprasselt war. Doch auch ohne den Weltmeister von 2014 lief es nicht besser. Eine knappe Viertelstunde nach dessen Auswechslung folgte der Genickschlag zum 2:3 (2:2) im wilden „Stamford Bridge Thriller“(Daily Mail) durch Marcos Alonso (81.). Und beim FC Arsenal schrillen die ersten Alarmglocken.
Emery, der nach Arsene Wengers 22-jähriger Ära den Umbruch moderieren muss, mühte sich um Schadensbegrenzung. Auch mit Blick auf Özil, auf den er vor der Partie den Druck erhöht hatte. „Ich will ihn pushen, damit er jedes Spiel wettbewerbsfähig ist. Ich bin zufrieden mit ihm, weil er gearbeitet hat“, sagte der Spanier über seine „taktische Maßnahme“. Die englische Presse stellte Özil erneut an den Pranger. Passiv wie ein „Passagier“, sei der 29-Jährige „schon wieder“gewesen, schrieb die „Daily Mail“.