Ein Rheindorfer ist nun Europaprinz
Christopher Hofmann war nur auf einer Jungschützentour zum Europa-Schützenfest in den Niederlanden. Dann schoss er den Vogel ab.
RHEINDORF/LEUDAL Wem er alles die Hände geschüttelt hat, wer ihm auf die Schulter klopfte und mit wem er seit Samstag ein Selfie nach dem anderen gemacht hat – Christopher Hofmann weiß es nicht mehr. Zu überwältigt ist der 23-jährige Rheindorfer von den Ereignissen, der Kulisse und dem, was er vorher nicht erwartet hatte: Seit Samstag ist der Student der Elektrotechnik Europaprinz. Er setzte sich am beim Europa-Schützenfest im niederländischen Leudal bei Roermond gegen 215 Konkurrenten durch. Beim Vogelschießen hatte der junge Schütze die ruhigste Hand.
„In der Vorrunde war ich einfach nur dabei“, erzählt Christopher am Sonntagnachmittag rasch am Telefon, während im Hintergrund der große Schützenumzug läuft. „Wir waren mit den Jungschützen auf Tour zum Europa-Schützenfest. Ich habe auf gut Glück mitgemacht.“
Aber es hatte wohl nicht nur mit gut Glück zu tun, dass der 23-Jähhige den Vogel von der Stange holte. Immerhin ist er seit er zwölf Jahre alt ist, bei den Schützen in Rheindorf dabei. Über Freunde sei er zum Verein gekommen. Und der bedeutet dem jungen, sympathischen Mann sehr viel: „Was ich besonders schätze, ist die Gemeinschaft. Es ist wie eine große Familie“, erzählt er und wirkt noch ein bisschen so, als habe er seinen neuen Titel noch nicht ganz begriffen. Das gibt er auch offen zu. „Im Finale habe ich gedacht: Also jetzt wär’s auch nicht schlecht, wenn ich das Ding runterhole. Und bis jetzt muss ich das Ganze erstmal sacken lassen.“Und abwarten will er, denn ganz genau weiß Christopher Hofmann noch nicht, welche Aufgaben nun auf ihn und vielleicht auch auf Freundin Julia Volkmer (21) zukommen. Die Bergisch Gladbacher „Europaprinzessin“, die Biologie und Erziehungswissenschaften studiert, hätte sich eigentlich an einem Umweltprojekt beteiligen sollen, fuhr dann aber nach Leudal, um mit ihrem Prinzen zu feiern. Immerhin findet das Europa-Schützenfest nur alle drei Jahre statt, ein Treffen von Schützenvereinen, -bruderschaften und -gilden aus verschiedenen Ländern. Rund. 25.000 Schützen nehmen jedes Mal teil, vor allem aus Deutschland, den Niederlanden und Polen, aber auch aus anderen europäischen Staaten. „Hier sind mindestens 35.000 Leute“, berichtet der neue Europaprinz denn auch direkt von der Schützenparade. „Das ist im Grunde vom Ablauf schon wie in Rheindorf – nur eben viel, viel, viel größer“, sagt er lachend.
Dann fällt dem jungen Rheindorfer doch noch jemand ein, an dessen Händedruck und gute Worte er sich erinnert: Am Morgen habe ihm auch der NRW-Landtagspräsident gratuliert. Und am Tag zuvor posierte er für ein Foto mit Karl von Habsburg-Lothringen, dem Schirmherrn der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS), die das internationale Schützenfest ausrichtet. „Aber so ganz realisiert habe ich diese Moment auch noch nicht“, gesteht Christopher Hofmann und will erstmal den großen Umzug genießen.