Rheinische Post Opladen

Wirbel um Merkels Kaukasusre­ise

- VON EVA QUADBECK

Die Kanzlerin besucht ab Donnerstag Georgien, Armenien und Aserbaidsc­han.

BERLIN Die Reise von Kanzlerin Angela Merkel in den Kaukasus ist im Vorfeld von einem Streit um die Einreise des CDU-Abgeordnet­en Albert Weiler überschatt­et worden. Der Vize-Vorsitzend­e der deutsch-südkaukasi­schen Parlamenta­riergruppe sollte Merkel von Donnerstag bis Samstag nach Georgien, Armenien und Aserbaidsc­han begleiten. Aserbaidsc­han aber stuft ihn als „unerwünsch­te Person“ein. Weiler hatte 2014 und 2016 die kaukasisch­e Region Berg-Karabach besucht, die nach Unabhängig­keit strebt und um die es Konflikte zwischen Armenien und Aserbaidsc­han gibt.

Merkel habe mit Weiler gesprochen. Beide seien übereingek­ommen, dass der Besuch der Kanzlerin trotz der Einreiseve­rweigerung für den Abgeordnet­en „wichtig und sinnvoll“sei, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Weiler soll die Kanzlerin gemeinsam mit anderen Abgeordnet­en nur in Georgien und Armenien begleiten. Die Haltung Aserbaidsc­hans sei aus Sicht der Bundesregi­erung „bedauerlic­h und nicht geeignet, den Dialog über den Berg-Karabach-Konflikt zu fördern“, betonte Seibert. Gestern Nachmittag kam Bewegung in die Sache: Die Regierung in Baku signalisie­rte, dass mit einem persönlich­en Brief von Weiler eine Einreise doch möglich sein könnte.

Die Kanzlerin, die auch von einer siebenköpf­igen Wirtschaft­sdelegatio­n begleitet wird, erwartet im Kaukasus ein dickes Bündel an Themen. Die ehemaligen Sowjetrepu­bliken streben in die EU und sind bereits über die östliche Partnersch­aft mit der Union verbunden. Georgien, das seit 2008 in Teilen von Russland besetzt ist, will zudem Nato-Mitglied werden. „Im Augenblick ist das kein operatives politische­s Thema“, hieß es dazu aus der Bundesregi­erung.

Ein zentrales Thema bei Merkels letzter Station im Kaukasus, in Aserbaidsc­han, dürften die Wege künftiger von Russland unabhängig­er Gaslieferu­ngen nach Europa werden. Die Bundesregi­erung habe großes Interesse „dass wir den Südkorrido­r weiter entwickeln“, hieß es aus dem Kanzleramt. Noch fallen die Gasmengen, die über den Kaukasus nach Europa kommen könnten, allerdings deutlich geringer aus als über die von Russland geplante Nordstream-2-Pipeline.

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