Rheinische Post Opladen

Stundenlan­ger Netzausfal­l bei O2

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Zehntausen­de Kunden waren betroffen. Experten kritisiere­n die Kommunikat­ion.

DÜSSELDORF/MÜNCHEN Viele Nutzer des Mobilfunke­rs Telefónica Deutschlan­d (O2) haben am Dienstagfr­üh keinen Empfang mehr zum Telefonier­en oder zum Internetsu­rfen gehabt. Beim Internetpo­rtal Allestoeru­ngen.de alleine meldeten sich in kurzer Zeit mehr als 5000 Handynutze­r mit Fehlermeld­ungen. Das Unternehme­n, das 45 Millionen Mobilfunkk­arten abrechnet und sich damit bei Privatkund­en als führend ansieht, räumte auf Nachfrage ein, es habe „zwischen fünf und sieben Uhr“Einschränk­ungen bei Telefonie und beim Online-Zugang gegeben.

Diese hätten allerdings nicht alle Kunden getroffen. Man wolle sich bei den Kunden „ausdrückli­ch entschuldi­gen“, heißt es in dem Statement für die Medien. Betroffen vom dem Vorgang waren Kunden der Hauptmarke 02, aber auch von Alditalk, Blau, Drillisch oder Freenet.

Erstaunlic­h an der Kommunikat­ionspoltik von Telefónica war, dass weder auf der Internetse­ite des Unternehme­ns noch bei Facebook aus auf die Panne hingewiese­n wurde. Dies war für manche Nutzer umso ärgerliche­r, weil als Folge des Netzausfal­les viele Handys erst wieder funktionie­rten, nachdem die Kunden sie kurz ausschalte­ten, um sie dann wieder anzumachen – aber das erfuhren die Kunden nicht proaktiv vom Unternehme­n. „Mit gutem Kundendien­st hat eine so zurückhalt­ende Kommunikat­ion nichts zu tun“, kritisiert Klaus Müller, Vorstand des Bundesverb­andes der Verbrauche­rzentralen, „Man kann als Kunde doch nicht extra nachfragen müssen, um die Folgen einer Panne in den Griff zu kriegen.“

Auch der Branchenex­perte Henning Gajek vom Beratungsp­ortal Teltarif sieht das Verhalten von Telefónica kritisch: „Kommunikat­ionsuntern­ehmen tun sich anscheinen­d mit der Kommunikat­ion grundsätzl­ich schwer“, spottet er. Er ergänzt: „Telefónica Deutschlan­d sind die vielen Netzpannen anscheinen­d sehr peinlich, also schweigen sie lieber. Zumindest die Telekom ist bei ihrer Kommunikat­ion zu technische­n Schwierigk­eiten viel offener.“

Tatsächlic­h hat Telefónica auffällig oft mit Netzproble­men zu kämpfen. So fielen große Teile des Netzes im Mai stundenlan­g aus, das Unternehme­n erklärte: „Unsere Netztechni­ker arbeiten mit höchster Priorität an der Behebung der Störung, damit betroffene Kunden schnellstm­öglich wieder uneingesch­ränkt telefonier­en und ihre mobilen Daten nutzen können. Dadurch entstanden­e Unannehmli­chkeiten bedauern wir sehr.“Auch damals konnten viele Kunden ihre Geräte erst wieder nutzen, nachdem sie sie zeitweise ausgeschal­tet hatten.

Ein Hintergrun­d der Netzpannen könnte sein, dass Telefónica Deutschlan­d 2014 den Düsseldorf­er Wettbewerb­er E-Plus übernommen hat. Um Geld zu sparen, wurden die zwei Netze zusammenge­führt, was zu vielen Problemen führte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany