NRW-Beschäftigte arbeiten unterdurchschnittlich lang
Dafür verdienen sie mehr als der Bundesdurchschnitt – aber weniger als Kollegen in Süddeutschland.
BERLIN (dpa) Die Beschäftigten in NRW arbeiten kürzer als die Arbeitnehmer in den meisten anderen Bundesländern. Im vergangenen Jahr leisteten sie durchschnittlich 1261 Arbeitsstunden. Das waren 30 Stunden weniger als im deutschen Durchschnitt und sogar 85 Stunden weniger, als es in Ostdeutschland normal ist. Das haben Daten der Statistischen Ämter von Bund und Ländern ergeben, die die Linke-Bundestagsfraktion ausgewertet hat. Noch kürzer als in NRW wird nach Angaben der Statistiker im Saarland (1259 Stunden) und in Rheinland-Pfalz (1255) gearbeitet. Die Jahres-Bruttolöhne je Arbeitnehmer lagen in NRW dagegen mit 34.404 Euro um fast 200 Euro über dem deutschen Durchschnittsniveau. Zieht man allerdings nur die alten Bundesländer zum Vergleich heran, sieht das Bild ganz anders aus. Im Vergleich zu Bayern, Hessen und Co. hinkt NRW hinterher. Das Durchschnittseinkommen in den alten Bundesländern lag 2017 mit 35.084 Euro um 680 Euro über dem NRW-Niveau.
Als Ursachen für Unterschiede gelten unter anderem tarifliche Regeln. Wochenarbeitszeiten von 40 Stunden hatten im Westen noch acht Prozent der Tarifbeschäftigten, im Osten aber 40 Prozent, wie eine Auswertung des Wirtschaftsund Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung von 2017 ergab. Einfluss haben etwa auch die Zahl der Feiertage und der Anteil von Vollzeit, Teilzeit und geringfügiger Beschäftigung. Wie hoch Verdienste regional ausfallen, kann davon abhängen, ob es Unternehmen mit gut bezahlten Jobs gibt. Beschäftigte in Ostdeutschland arbeiten weiterhin länger als im Westen - und verdienen weniger. Im vergangenen Jahr leisteten Arbeitnehmer in den alten Bundesländern im Schnitt 1279 Arbeitsstunden. Im Osten mit Berlin waren es 1346 Stunden, also 67 mehr. Wird Berlin dem Westen zugerechnet, sind es im Osten 75 Stunden mehr. Zugleich lagen die Jahres-Bruttolöhne je Arbeitnehmer im Westen um fast 5000 Euro höher als in den neuen Ländern mit 30.172 Euro. Im Schnitt am längsten gearbeitet wurde demnach im vergangenen Jahr in Thüringen mit 1371 Stunden je Arbeitnehmer. Bei Löhnen und Gehältern je Arbeitnehmer war Hamburg Spitze mit 40 771 Euro brutto. Im Schnitt am wenigsten verdienten Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern mit 27 520 Euro.