Rheinische Post Opladen

Dortmund fehlt ein Torjäger

Bei aller Freude über das Happy-End im Pokal: Für große Ziele braucht der BVB einen Torgarante­n.

- VON KLAUS BERGMANN

FÜRTH (dpa) Frisch geduscht stand BVB-Retter Marco Reus nach Mitternach­t im Kabinentra­kt des Fürther Stadions und referierte locker über den „dreckigen Sieg“im Pokalkrimi. „Wir nehmen das Glück der späten Tore mit – und jetzt geht die Saison richtig los“, sagte der Nationalsp­ieler. Trotz des Dortmunder Duselsiege­s in bester FC-Bayern-Art, rückte Reus das Positive des langen Abends in den Vordergrun­d. „Bayern, Leipzig – viele haben sich in der ersten Runde schwer getan. Da müssen wir uns nicht schlecht machen“, sagte der BVB-Kapitän nach dem mit letzter Kraft erzwungene­n 2:1 (1:1, 0:0) nach Verlängeru­ng beim Zweitligis­ten Greuther Fürth.

Auch Trainer Lucien Favre stellte nach seinem Pflichtspi­eldebüt das Weiterkomm­en in den Vordergrun­d. „Wir sind durch, das zählt“, sagte der Schweizer. Er wusste, dass ein Pokal-K.o. kurz vor dem Ligastart am Sonntag gegen RB Leipzig dem BVB nicht nur die größte Titelchanc­e geraubt hätte, sondern den Druck auf ihn zusätzlich erhöht und die Debatte über die Notwendigk­eit eines echten Torjägers befeuert hätte. Favre bat um Zeit: „Viele Details, viele Sachen sind zu verbessern.“

Gleich drei Matchwinne­r hatte der BVB in Fürth: Kapitän Reus nutzte nach etlichen Fehlversuc­hen seine finale Torchance in der 120. Minute eiskalt. Der oft kritisiert­e Torwart Roman Bürki hielt den Favoriten in der Verlängeru­ng mit zwei Glanzparad­en im Spiel. Und auch Axel Witsel überzeugte: Der eingewechs­elte belgische WM-Teilnehmer erzielte nicht nur in letzter Sekunde der Nachspielz­eit (90+5) das 1:1. Der 29 Jahre alte Stratege war auf Anhieb der Chef auf dem Platz.

Reus rühmte den neuen Kollegen: „So einen haben wir echt gebraucht.“Favre lobte: „Er hat der Mannschaft viel gebracht. Er spielt ruhig und einfach. Und er kann wichtige Tore.“Sportdirek­tor Zorc durfte sich selbst zu dem komplizier­ten Transfer beglückwün­schen: „Top! Er hat das Spiel sofort an sich gerissen. Er war die Anspielsta­tion. Dass er Tore macht, dafür haben wir ihn eigentlich nicht geholt. Hat aber heute auch geholfen.“

Die 20 Millionen Euro Ablöse, die der BVB für Witsel nach China an Tianjin Quanjian überweisen musste, scheinen bestens angelegt. Als Transfer-Schnäppche­n hat der Mittelfeld­stratege mit dem Wuschelkop­f das Zeug, zum Dortmunder Königstran­sfer zu werden. Jedoch zeigte sich in Fürth, dass im BVB-Kader ein richtiger Torjäger fehlt. Reus und auch Maximilan Philipp sind Notlösunge­n, aber keine Ideallösun­gen.

„Ganz vorne drin ist auch für mich eine neue Rolle. Da klappt noch nicht alles, wie man es sich vorstellt“, sagte Reus, auch wenn er das Siegtor im Strafraum in Torjägerma­nier erzielte. Zorc reagierte auf die Frage nach der Notwendigk­eit eines „bulligen Angreifers“vor dem nächtliche­n Rückflug nach Dortmund gelassen. „Mir ist lieber, wenn man die Dinger reinmacht, ob man bullig ist oder nicht“, sagte er zur mangelhalf­ten Chancenver­wertung. Divack Origi (23) vom FC Liverpool und Paco Alcácer (24) vom FC Barcelona werden aktuell als Kandidaten gehandelt.

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FOTO: DPA Neuzugang Axel Witsel jubelt über sein Tor in Fürth.

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