Mister Breitband und das schnelle Internet
Der pensionierte IT-Fachmann erhielt für sein ehrenamtliches Engagement bereits die Ehrenplakette der Stadt Leichlingen.
LEICHLINGEN Reiner Pliefke hat sich im besonderen Maße um seine Wahlheimat Leichlingen verdient gemacht. Dem 69-Jährigen ist es zu verdanken, dass die Blütenstadt noch lange vor dem Einsatz großer Telekommunikationsunternehmen, zu schnellem Internet gekommen ist. Als offiziell ernannter Breitbandbeauftragter der Stadt hat er sich ehrenamtlich um die nötige Infrastruktur gekümmert, damit die Blütenstadt nicht vollends bei der Digitalisierung abgehängt wird.
„Stellen Sie sich vor, Sie sind ein international agierendes Unternehmen“, beginnt Reiner Pliefke das Gedankenexperiment, „und müssen ihre Vertriebsleute nachmittags früher nachhause schicken, damit diese von dort aus Aufträge per Mail an die in der Welt verstreuten Kunden senden, nur weil ihre Mitarbeiter zu Hause ein besseres Breitband haben als in ihrer Firma. Ein Unding für einen Globalplayer“, sagt Reiner Pliefke. So eine Szenerie sei in der Blütenstadt durchaus vorgekommen, erzählt er. Ein für Unternehmen schon fast Genick brechender Standortnachteil.
Als ehemaliger geschäftsführender Gesellschafter eines IT-Systemhauses in Leverkusen, konnte der heute 69-Jährige einen solchen Zustand
vor der eigenen Haustür nicht mehr mitansehen und beschloss, sich mit seinem Ruhestand für seine Wahlheimat zu engagieren: 2011 trat er dem Wirtschaftsförderungsverein bei, fand dort allerdings nicht auf Anhieb den richtigen Einsatzbereich für sich: „Schwerpunkt des Vereins ist der Einzelhandel, aber davon habe ich keine Ahnung. Ich wollte mich aber trotzdem einbringen.“Er überlegte, wie etwa der stationäre Einzelhandel der Blütenstadt von der allgegenwärtigen Digitalisierung profitieren könnte, plante ein Portal – ähnlich wie Amazon – wo allerdings die Leichlinger Einzelhändler ihre Produkte anbieten könnten und stieß – wie nicht anders zu erwarten – erneut auf ein altbekanntes Problem: „Wenn die Bürger das Portal von zu Hause nutzen wollen, brauchen sie einen Breitbandanschluss.“Anders wird aus dem alternativen Shopping-Spaß Frust.
Leichlingen musste schleunigst für die Zukunft ausgerüstet und ans Glasfasernetz angebunden werden, also suchte er 2013 das Gespräch mit der Stadtverwaltung. 2014 wurde er von Bürgermeister Frank Steffes zum ehrenamtlichen Breitbandbeauftragten der Stadt ernannt und Pliefke legte los. Bis Anfang 2017 wurden 30 von insgesamt rund 34 benötigten Kilometern Glasfaserkabel verlegt, zumindest bis zu den Verteilerkästen der „Carrier“(Netzbetreiber). „Von dort aus geht es dann mit Kupfer weiter in die Häuser.“Bis Ende dieses Jahres sollte eigentlich der Nahbereich um die Bahnhofstraße und die Solinger Straße in Witzhelden ausgebaut werden. „Das wird sich wahrscheinlich um ein bis zwei Jahre verzögern“, glaubt Pliefke. Für den Nahbereich sind die Netzbetreiber, im Zweifel also die Telekom zuständig.
Zumindest planerisch hat es ein engagierter Bürger der Blütenstadt geschafft, ehrenamtlich 17.250 Häuser der Stadt mit schnellem Internet zu versorgen. Die Infrastruktur ist gelegt, jetzt sind die Netzbetreiber in der Pflicht, „die letzte Meile bis ins Haus“zu verlegen.