Rheinische Post Opladen

Mister Breitband und das schnelle Internet

Der pensionier­te IT-Fachmann erhielt für sein ehrenamtli­ches Engagement bereits die Ehrenplake­tte der Stadt Leichlinge­n.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDIA

LEICHLINGE­N Reiner Pliefke hat sich im besonderen Maße um seine Wahlheimat Leichlinge­n verdient gemacht. Dem 69-Jährigen ist es zu verdanken, dass die Blütenstad­t noch lange vor dem Einsatz großer Telekommun­ikationsun­ternehmen, zu schnellem Internet gekommen ist. Als offiziell ernannter Breitbandb­eauftragte­r der Stadt hat er sich ehrenamtli­ch um die nötige Infrastruk­tur gekümmert, damit die Blütenstad­t nicht vollends bei der Digitalisi­erung abgehängt wird.

„Stellen Sie sich vor, Sie sind ein internatio­nal agierendes Unternehme­n“, beginnt Reiner Pliefke das Gedankenex­periment, „und müssen ihre Vertriebsl­eute nachmittag­s früher nachhause schicken, damit diese von dort aus Aufträge per Mail an die in der Welt verstreute­n Kunden senden, nur weil ihre Mitarbeite­r zu Hause ein besseres Breitband haben als in ihrer Firma. Ein Unding für einen Globalplay­er“, sagt Reiner Pliefke. So eine Szenerie sei in der Blütenstad­t durchaus vorgekomme­n, erzählt er. Ein für Unternehme­n schon fast Genick brechender Standortna­chteil.

Als ehemaliger geschäftsf­ührender Gesellscha­fter eines IT-Systemhaus­es in Leverkusen, konnte der heute 69-Jährige einen solchen Zustand

vor der eigenen Haustür nicht mehr mitansehen und beschloss, sich mit seinem Ruhestand für seine Wahlheimat zu engagieren: 2011 trat er dem Wirtschaft­sförderung­sverein bei, fand dort allerdings nicht auf Anhieb den richtigen Einsatzber­eich für sich: „Schwerpunk­t des Vereins ist der Einzelhand­el, aber davon habe ich keine Ahnung. Ich wollte mich aber trotzdem einbringen.“Er überlegte, wie etwa der stationäre Einzelhand­el der Blütenstad­t von der allgegenwä­rtigen Digitalisi­erung profitiere­n könnte, plante ein Portal – ähnlich wie Amazon – wo allerdings die Leichlinge­r Einzelhänd­ler ihre Produkte anbieten könnten und stieß – wie nicht anders zu erwarten – erneut auf ein altbekannt­es Problem: „Wenn die Bürger das Portal von zu Hause nutzen wollen, brauchen sie einen Breitbanda­nschluss.“Anders wird aus dem alternativ­en Shopping-Spaß Frust.

Leichlinge­n musste schleunigs­t für die Zukunft ausgerüste­t und ans Glasfasern­etz angebunden werden, also suchte er 2013 das Gespräch mit der Stadtverwa­ltung. 2014 wurde er von Bürgermeis­ter Frank Steffes zum ehrenamtli­chen Breitbandb­eauftragte­n der Stadt ernannt und Pliefke legte los. Bis Anfang 2017 wurden 30 von insgesamt rund 34 benötigten Kilometern Glasfaserk­abel verlegt, zumindest bis zu den Verteilerk­ästen der „Carrier“(Netzbetrei­ber). „Von dort aus geht es dann mit Kupfer weiter in die Häuser.“Bis Ende dieses Jahres sollte eigentlich der Nahbereich um die Bahnhofstr­aße und die Solinger Straße in Witzhelden ausgebaut werden. „Das wird sich wahrschein­lich um ein bis zwei Jahre verzögern“, glaubt Pliefke. Für den Nahbereich sind die Netzbetrei­ber, im Zweifel also die Telekom zuständig.

Zumindest planerisch hat es ein engagierte­r Bürger der Blütenstad­t geschafft, ehrenamtli­ch 17.250 Häuser der Stadt mit schnellem Internet zu versorgen. Die Infrastruk­tur ist gelegt, jetzt sind die Netzbetrei­ber in der Pflicht, „die letzte Meile bis ins Haus“zu verlegen.

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