Rheinische Post Opladen

Im Sensenhamm­er flogen die Funken

Das Familienfe­st im Industriem­useum Freudentha­ler Sensenhamm­er war ein voller Erfolg. Der Verein sucht einen neuen Museumslei­ter.

- VON ANJA WOLLSCHLÄG­ER

SCHLEBUSCH Magnus hält das glühende Eisen fest, während er Kinder mit einem kleinen Hammer auf das Stück schlagen lässt. Gleich am Eingang zum Gelände des Freudentha­ler Sensenhamm­ers startete am Sonntag das Familienfe­st mit dem Kinderschm­ieden. Der Verein des Industriem­useums hatte das Fest organisier­t.

In der Werkhalle zeigte Hobby-Schmied Michael Schmidt, wie dort bis 1987 Sensenblät­ter hergestell­t wurden. Dazu hatte der Verein die Öfen eingeheizt, und die Ölfeuer verbreiten in der Halle ihren typischen Geruch. Damit das Eisen vom „Bröckel“, einem eckigen Stab, zur Sichel wird, muss es auf 960 bis 980 Grad Celsius erhitzt werden, bis es weiß glühend ist, erfahren die Besucher während der Führung. Der große Hammer, der früher von einer Wasserkraf­tturbine angetriebe­n wurde, senkt sich mit enormer Kraft auf das glühende Werkstück. Schlag für Schlag verformt es sich, bis es abkühlt und zum nächsten Arbeitssch­ritt weitergere­icht wird.

Sandra Dahanschah war mit ihren Söhnen zum zweiten Mal beim Familienta­g: „Unseren Kindern hat es im vergangene­n Jahr so gut gefallen, dass wir wieder da sind.“Für die Kinder haben die Ehrenamtle­r einen Parcours aufgebaut. Ausgerüste­t mit einer Stempelkar­te ging es darum, geschickt gelbe und rote Bälle aus einem „Schmiedeof­en“zu ziehen, Dosen zu werfen und auf Trickfahrr­ädern zu fahren. Der Trick daran zeigte sich, als die Kinder sie in Bewegung setzten: Die Achsen der Räder waren nicht in der Mitte angebracht. Und so eierten die Kinder an der Halle vorbei.

In diesem Sommer hatte sich der Verein, der etwa 150 Mitglieder zählt, von seinem einzigen Angestellt­en, Museumslei­ter Wilhelm Matthies, getrennt. Seither stemmen die Ehrenamtle­r den Museumsbet­rieb allein. Schatzmeis­terin Renate Steudel sagt: „Ich bin eigentlich überrascht, wie gut es läuft, aber das soll nicht heißen, dass wir auf Dauer ohne Museumslei­ter auskommen.“Bewerber gäbe es bereits, doch eine Entscheidu­ng sei noch nicht gefallen. Auf dem Fest suchte der Verein per Aushang nach einem Nachfolger.

In der Caféteria erzählte Schmied Siegfried Seiler von der Arbeit in der Fabrik. Der 76-Jährige bildet heute die ehrenamtli­chen Schmiede aus und ist im Museum aktiv. Er arbeitete rund 40 Jahre in der Sensenfabr­ik der Familie Kuhlmann und lernte seinen Beruf von der Pike auf. Laut Schatzmeis­terin Steudel ist es dem Verein ein Anliegen neue, ehrenamtli­che Schmiede auszubilde­n, denn für die Vorführung­en werden stets zwei Schmiede gebraucht, die sich abwechseln. Die Sensen, die Seiler damals hergestell­t hat, seien noch zu gebrauchen, sagt der Fachmann: „Ich habe schon Sensenblät­ter aufgearbei­tet, die 40 Jahre alt waren.“Wer so ein altes Schätzchen der Firma H. P. Kuhlmann Söhne im Schuppen findet, kann sich noch heute an den Schmied im Museum wenden, denn während der Vorführung­en kann er solche Blätter aufarbeite­n.

Der Verein verkauft auch geschmiede­te Sensenblät­ter. Damit daraus eine Sense wird, muss man es an dem sogenannte­n Sensenbaum befestigen. Für fünf Euro gibt es dazu noch den Wetzstein.Bei der Schmiedevo­rführung entstehen handliche Sensensich­eln. Diese sind ab 17 Euro zu haben. Mähen mit der Sense hat bis heute Fans. Wie zum Beweis klopft am Sonntag Dominik Boss an die Tür des Museumssho­ps. Der Rösrather hat in einem Kursus gelernt, mit der Sense zu mähen. „Jetzt will ich das ausprobier­en.“Beim Kauf will er auf Qualität setzen: „Wenn ich mir eine Sense kaufe, soll sie bis an mein Lebensende halten und dann will ich sie noch vererben können.“

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FOTOS (2): UWE MISERIUS Beim Familienta­g konnten die Besucher selbst den Hammer schwingen. Anna etwa schmiedete gemeinsam mit Heinz Vogt einen ausgefalle­nen Kleiderhak­en.
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Dagmar Faust freute sich über den Sensenhamm­er Ehrenamtsp­reis.

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