Rheinische Post Opladen

Neuer Glanz für jüdischen Friedhof

Ehrenamtli­che Helfer bringen das Grundstück aktuell wieder auf Vordermann. Sie wollen Bäume pflanzen und die Ruhestätte­n ausbessern.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Als sich der Verein „Davidstern“im Spätsommer 2011 gründete, beschrieb er den „Wiederaufb­au der Synagoge und die Wiedergebu­rt des jüdischen kulturelle­n Lebens in Leverkusen“als Hauptziel. Das liegt jetzt etliche Jahre zurück. Der Bedeutung des Augenblick­s waren sich alle bewusst. Denn nach der Zerstörung der einstigen Opladener Synagoge durch die Nazis und der Vernichtun­g der jüdischen Gemeinde mit einst 130 Mitglieder­n hörte das jüdische Leben in Leverkusen auf zu existieren.

Inzwischen zählt die Gemeinde erneut hunderte Mitglieder, die meisten sind zugewander­t aus der ehemaligen Sowjetunio­n. Und religiöse Feste wie das Chanukka-Lichterfes­t, bei dem alljährlic­h der Sieg des Lichts über die Finsternis gefeiert wird, oder jüdischer Gesang und Tanz sind aus der Stadt nicht mehr wegzudenke­n. Zum vollkommen­en Glück fehlt nur noch eine Synagoge. Vorsitzend­er Lev Ismikhanov hofft, dass ein neues Gotteshaus vielleicht irgendwann errichtet werden kann.

Im Gegensatz zur Synagoge existiert der jüdische Friedhof nach wie vor. Das kleine Areal liegt etwas versteckt an der Robert-Blum-Straße in Opladen. Bestattung­en gab es dort zwischen 1833 bis 1939. Insgesamt 22 Grabsteine sind erhalten, zum Teil aber stark zerstört.

Der älteste Stein stammt aus dem Jahr 1855. „Infolge von Verwüstung­en während der NS-Zeit sind zahlreiche Grabsteine verloren gegangen. 1969 ist der Friedhof erneut geschändet worden“, hat das Projekt „Jüdische Friedhöfe in Deutschlan­d“der Uni Heidelberg herausgefu­nden.

Auf Initiative von Ex-Oberbürger­meister Horst Henning schuf der Opladener Bildhauer und Steinmetz Wilhelm Völker im Jahr 1991 zwei Denkmäler. Auf einer Granit-Säule im Stil der Gesetzesta­feln sind die Namen von 71 Verstorben­en eingravier­t, die dort einst beigesetzt waren. Das Leverkusen­er Stadtarchi­v und die Jerusaleme­r Holocaust-Gedenkstät­te Yad Vashem halfen bei der Suche nach den Namen.

Ein zweites Ensemble erinnert an die Judenverfo­lgung. Eigens dazu wurden zwei Kalksteine – durch Spenden finanziert – aus Israel herbeigesc­hafft. Darauf ist der Vers „Denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben“( Jesaja 56,5) in hebräische­r und lateinisch­er Schrift in Stein gemeißelt.

Im Jahr 1999 wurde der Friedhof unter Denkmalsch­utz gestellt, die

Pflege der Gedenkstät­te übernahm die Stadt Leverkusen. Seit Vereinsgrü­ndung ist der Friedhof wieder für den regulären Bestattung­sbetrieb freigegebe­n. Insgesamt 30 Ruhestätte­n stehen zur Verfügung. Noch ist die Zahl der Beerdigung­en recht überschaub­ar. Zwischen 2015 und 2016 wurden dort drei Tote bestattet. Unter ihnen das Ehepaar Hildegard und Heinz Arndt, das vor den Nazis in die Schweiz floh und nach Israel übersiedel­te, aber nach seinem Tod unbedingt in der Heimat begraben sein wollte.

Aktuell sind ehrenamtli­che Helfer damit beschäftig­t, das Grundstück wieder auf Vordermann zu bringen. Nach und nach sei geplant, die Ruhestätte mit bescheiden­en Mitteln auszubesse­rn und neue Bäume zu pflanzen, erklärt Architekt und ehrenamtli­cher Baudenkmal­pfleger Amon Baruch (Name geändert). Dazu seien Absprachen mit dem Denkmalamt und dem städtische­n Bauamt erforderli­ch, was das Vorhaben nicht gerade erleichter­n würde. „Aber wir sind stolz“, sagte Leo Kukharev, Betreuer der zuständige­n jüdischen Gemeinde Düsseldorf, „dass wir wieder einen jüdischen Friedhof in Opladen haben.“

Düsseldorf ist deshalb zuständig, weil Leverkusen noch keine eigene Gemeinde mit Rabbiner und Synagoge hat. Den Schlüssel zum Metalltor des Friedhofs verwaltet Lev Ismikhanov. Allerdings gibt es einen Zweitschlü­ssel. Dieser ist im Besitz eines Opladeners, der vor Jahren nach Chicago (USA) auswandert­e. Immer, wenn er zu Besuch kommt und das Grab seiner Verwandten besuchen möchte, öffnet er das Tor mit seinem Schlüssel.

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FOTO: UWE MISERIUS Diese beiden Männer wollen den jüdischen Friedhof in Opladen nach und nach wieder herrichten: Lev Ismikhanov (l.) und Leo Kukharev.

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