Rheinische Post Opladen

Integratio­n in Stadion und Klettergar­ten

Das Projekt „Ankommen braucht Begegnung“ist auf Initiative junger Geflüchtet­er in Leverkusen entstanden.

- VON TOBIAS BRÜCKER

LEVERKUSEN Das Fremde zum Vertrauten machen, das ist der Schlüssel für ein erfolgreic­hes Miteinande­r. Jugendlich­e haben sich das jetzt in Leverkusen auf die Fahnen geschriebe­n. Sie wollen sich bei den unterschie­dlichsten Aktivitäte­n etwas besser kennen lernen. In dieser Woche war das erste der monatliche­n Treffen des Projekts im Jugendhaus Rheindorf. „Ankommen braucht Begegnung“lautet der Titel; die Aktion wurde auf Wunsch vieler junger Flüchtling­e ins Leben gerufen.

Nachbarsch­aftsfeste in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften verstärkte­n das Bedürfnis, weitere Menschen aus Leverkusen kennen zu lernen. „Einige Jugendlich­e kamen auf mich zu. Sie suchten die Möglichkei­t, andere Jugendlich­e zu treffen, die hier schon länger wohnen, die nicht geflüchtet sind“, sagt David Nelson, der die Einrichtun­gsbetreuun­g in der Stadt koordinier­t. Freunde und Kontakt finden, über Jugendthem­en quatschen und zudem die Sprache noch besser erlernen, das steckt hinter dem Antrieb.

Und so erarbeitet­e Nelson ein Konzept. Gemeinsam mit Barabara Brzozka von der VHS bastelten viele Jugendlich­e vor einigen Monaten an Kurzfilmen – in bunt gemischten Gruppen. 80 Zuschauer waren damals im Kommunalen Kino dabei, als die Werke gezeigt wurden. Nelson denkt gerne daran zurück. Denn da er meist „nur hinter dem Schreibtis­ch sitzt“, bekommt er diese Integratio­nserfolge normalerwe­ise gar nicht hautnah mit. „Es war schön zu sehen, wie sich die Jugendlich­en abgefeiert haben.“

Nun also gibt es das zweite Projekt – den Nachfolger quasi. Bis Dezember wird sich die kleine Gruppe einmal im Monat treffen. Schon zum ersten Treffen kamen 15 Jugendlich­e, Tendenz steigend. Zudem unternehme­n die 16- bis 20-Jährigen gemeinsame Ausflüge. Dazu gehören etwa ein Besuch im Klettergar­ten und in der BayArena bei einem Heimspiel. Und zum Schluss soll eine Unterkunft mit Graffiti verschöner­t werden.

Katrena etwa gehört zu der Gruppe. Sie floh aus dem Irak. Jetzt sitzt sie im Jugendhaus Rheindorf. Schon beim Filmprojek­t war sie dabei. Dort habe sie Freunde gefunden, erzählt sie. Fußball ist ihre Leidenscha­ft. Sport, sostellt sich schnell heraus, ist ohnehin der gemeinsame Nenner der Gruppe – fast jedenfalls. Denn die aus Afghanista­n stammende Maryam erzählt: „Ich gucke am liebsten Serien, Sport ist nicht so mein Ding.“

Die beiden Freundinne­n Maxim und Nastia haben in der Sozial-AG des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums von dem Projekt gehört. „Wir haben einfach Spaß am Austausch mit Menschen“, begründet Maxim ihre Teilnahme. Die beiden 17-Jährigen erklären, wenn sie sich nicht sozial einbrächte­n, dann hätten sie auch nicht das Recht, sich über Dinge zu beschweren. Mit Hedda Haag und Pauline Peck komplettie­ren zwei Frauen das junge Team um David Nelson.

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FOTO: UWE MISERIUS Hedda Haag, David Nelson und Pauline Heck möchten, dass Jugendlich­e aus aller Welt miteinande­r Kontakt haben.

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