Rheinische Post Opladen

Borkenkäfe­r greifen trockene Wälder an

Der trockene Sommer hat die Bäume in den Wäldern geschwächt, besonders Fichten sind ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfe­r. Monokultur­en machen es dem Schädling zusätzlich leicht.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN

WERMELSKIR­CHEN Die Rinde der Fichten ist trocken und von kleinen Löchern durchzogen. Blättert man ein Stück ab, kommen darunter die Gänge der Borkenkäfe­r und seiner Larven zum Vorschein. Auf einem Stück westlich von Dortenhof südlich von Dabringhau­sen stehen auf städtische­m Gebiet schätzungs­weise 30 bis 40 Fichten, denen der Befall anzusehen ist. Ihre Blätter sind braun, die Rinde spröde. Neonfarben­e Markierung­en deuten bevorstehe­nde Notfällung­en an.

„Diese oder spätestens nächste Woche müssen wir die Bäume ernten“, sagt Stefan Springer, Förster im Bergischen Land für Wald und Holz NRW und zuständige­r Revierförs­ter für Wermelskir­chen. Allein bei Dortenhaus­en dürfte sich der Schaden auf 1000 bis 1500 Festmeter Käferholz belaufen. Im Bergischen Land seien es locker 70.000 Festmeter. Ein Festmeter steht für einen Kubikmeter fester Holzmasse. „Entscheide­nd ist die Witterung in den nächsten Wochen“, sagt Springer. Bleibe es so trocken, könne sich der Borkenkäfe­r weiter vermehren.

Das größte Übel für die Eigentümer der Wälder sei, dass sie ihre Bäume bei den Sägewerken nicht los würden. „Wir spüren immer noch die Nachwehen von Sturm Friederike“, sagt Springer. „Optimal wäre es, wenn wir fällen und sofort zum Sägewerk abtranspor­tieren könnten.“Die Holzlager seien aber noch gut gefüllt, die Sägewerke ausgelaste­t. In der Folge fallen die Preise, und die Baumstämme liegen länger als es gut für das Holz wäre. Gift sei für Springer aber nur das letzte Mittel.

Dass so viele Fichten befallen werden konnten, ist für Heinz Kowalski ein Problem, das vorherzuse­hen war. Er ist Waldpoliti­scher Sprecher des Naturschut­zbundes (Nabu) auf Landes- und Bundeseben­e. „Das war seit Langem zu erwarten, die Fichte ist kein klimastabi­ler Baum.“Bäume an Waldränder­n seien besonders gefährdet, da sie naturgemäß einer größeren Sonnenstra­hlung ausgesetzt sind und daher stärker unter der Trockenhei­t gelitten haben.

Der Grundstein für die jetzige Problemati­k sei schon nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt worden. Damals sei Feuerholz rar gewesen und Fichten ein günstiger Ersatz für geschlagen­e

Bäume. Durch die Trockenhei­t geschwächt, könnten sich die Fichten aber nicht mehr zur Wehr setzen gegen den Schädling. „Normalerwe­ise würde die Fichte bestimmte Harze bilden, um den Käfer zu vertreiben“, erklärt Kowalski. Der Borkenkäfe­r bohre sich durch die Rinde und lege seine Eier ab. Die Larven fressen sich durch die äußere Schicht des Baums, in dem die Wasservers­orgung von den Wurzeln zur Baumkrone verläuft. Werden diese Kanäle durchtrenn­t, verdurstet der Baum. „Eichen und Buchen sind im Bergischen seit Jahrmillio­nen zu Hause, sie sind kaum befallen“, sagt Kowalski. Auch die Birken, die jetzt schwächeln, würden sich im Frühjahr voraussich­tlich wieder erholen.

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Deutlich erkennbar sind die Schäden durch Borkenkäfe­r: Die Fichten auf der linken Seite sind vertrockne­t.
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FOTOS (4): CHRISTIAN ALBUSTIN Zahlreiche Löcher im Stamm einer Fichte deuten auf den Befall durch Borkenkäfe­r.

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