Borkenkäfer greifen trockene Wälder an
Der trockene Sommer hat die Bäume in den Wäldern geschwächt, besonders Fichten sind ein gefundenes Fressen für den Borkenkäfer. Monokulturen machen es dem Schädling zusätzlich leicht.
WERMELSKIRCHEN Die Rinde der Fichten ist trocken und von kleinen Löchern durchzogen. Blättert man ein Stück ab, kommen darunter die Gänge der Borkenkäfer und seiner Larven zum Vorschein. Auf einem Stück westlich von Dortenhof südlich von Dabringhausen stehen auf städtischem Gebiet schätzungsweise 30 bis 40 Fichten, denen der Befall anzusehen ist. Ihre Blätter sind braun, die Rinde spröde. Neonfarbene Markierungen deuten bevorstehende Notfällungen an.
„Diese oder spätestens nächste Woche müssen wir die Bäume ernten“, sagt Stefan Springer, Förster im Bergischen Land für Wald und Holz NRW und zuständiger Revierförster für Wermelskirchen. Allein bei Dortenhausen dürfte sich der Schaden auf 1000 bis 1500 Festmeter Käferholz belaufen. Im Bergischen Land seien es locker 70.000 Festmeter. Ein Festmeter steht für einen Kubikmeter fester Holzmasse. „Entscheidend ist die Witterung in den nächsten Wochen“, sagt Springer. Bleibe es so trocken, könne sich der Borkenkäfer weiter vermehren.
Das größte Übel für die Eigentümer der Wälder sei, dass sie ihre Bäume bei den Sägewerken nicht los würden. „Wir spüren immer noch die Nachwehen von Sturm Friederike“, sagt Springer. „Optimal wäre es, wenn wir fällen und sofort zum Sägewerk abtransportieren könnten.“Die Holzlager seien aber noch gut gefüllt, die Sägewerke ausgelastet. In der Folge fallen die Preise, und die Baumstämme liegen länger als es gut für das Holz wäre. Gift sei für Springer aber nur das letzte Mittel.
Dass so viele Fichten befallen werden konnten, ist für Heinz Kowalski ein Problem, das vorherzusehen war. Er ist Waldpolitischer Sprecher des Naturschutzbundes (Nabu) auf Landes- und Bundesebene. „Das war seit Langem zu erwarten, die Fichte ist kein klimastabiler Baum.“Bäume an Waldrändern seien besonders gefährdet, da sie naturgemäß einer größeren Sonnenstrahlung ausgesetzt sind und daher stärker unter der Trockenheit gelitten haben.
Der Grundstein für die jetzige Problematik sei schon nach dem Zweiten Weltkrieg gelegt worden. Damals sei Feuerholz rar gewesen und Fichten ein günstiger Ersatz für geschlagene
Bäume. Durch die Trockenheit geschwächt, könnten sich die Fichten aber nicht mehr zur Wehr setzen gegen den Schädling. „Normalerweise würde die Fichte bestimmte Harze bilden, um den Käfer zu vertreiben“, erklärt Kowalski. Der Borkenkäfer bohre sich durch die Rinde und lege seine Eier ab. Die Larven fressen sich durch die äußere Schicht des Baums, in dem die Wasserversorgung von den Wurzeln zur Baumkrone verläuft. Werden diese Kanäle durchtrennt, verdurstet der Baum. „Eichen und Buchen sind im Bergischen seit Jahrmillionen zu Hause, sie sind kaum befallen“, sagt Kowalski. Auch die Birken, die jetzt schwächeln, würden sich im Frühjahr voraussichtlich wieder erholen.