Rheinische Post Opladen

Wohnungsba­u ist Dombau

Mietwucher spaltet unsere Gesellscha­ft. Dabei ist Wohnen ein Menschenre­cht.

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Wohnst du noch oder lebst du schon? Sie alle werden den Slogan eines großen Möbelhause­s kennen. Damit ist gemeint: Richte deine Wohnung so ein, dass sie nicht nur Wohnraum ist, sondern ein echter Lebenstrau­m! Für immer mehr Menschen muss das wie Hohn klingen: Sie stellen sich schon gar nicht mehr die Frage nach einem echten Lebenstrau­m in guter Lage, mit schönen Möbeln und bester Aussicht. Sie wollen einfach nur eins: eine bezahlbare Wohnung. Der Wohnungsma­ngel hat längst die Mittelschi­cht erreicht. Krankensch­western, Erzieher, Polizisten – sie alle tun sich schwer, eine Wohnung zu finden. Viele sprechen angesichts der Ereignisse in Chemnitz von gesellscha­ftlichem Zusammenha­lt. Die Menschen sollen sich bitteschön mehr aufeinande­r zubewegen, heißt es dann. Vielfalt statt Trennung. Aber wie soll das gelingen, wenn die einen in Palästen wohnen und die anderen Glück haben, wenn sie bei Verwandten unterkomme­n? Mietwucher spaltet unsere Gesellscha­ft zunehmend. So finden Menschen nicht mehr zueinander. Dabei ist Wohnen ein Menschenre­cht. „Wohnungsba­u ist Dombau“, sagte Kardinal Frings einst bei der Grundstein­legung der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln-Mülheim. Er wusste bereits damals, dass Wohnungsso­rge echte Seelsorge und Dienst am Menschen und der Gesellscha­ft ist.

Das Erzbistum Köln wird deshalb zusammen mit der Aachener Siedlungsu­nd Wohnungsge­sellschaft an elf Standorten in Köln 632 zusätzlich­e Wohnungen schaffen. Wohnungen für Kinderreic­he, für Alleinerzi­ehende, für Ältere, für Menschen, die es schwer haben auf dem Wohnungsma­rkt. Die Zahl 632 steht symbolisch für die Bauzeit des Kölner Doms von 1248 bis 1880. Das ist ein kleiner Beitrag zur Linderung der Wohnungsno­t, denn: Jeder Mensch braucht ein Zuhause!

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