Rheinische Post Opladen

Metro will Real bis Mai 2019 verkaufen

Metro-Chef Olaf Koch veranschla­gt für die Veräußerun­g der SB-Warenhaust­ochter sechs bis acht Monate.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Bis Mai des kommenden Jahres will die Führung des Handelskon­zerns Metro den Verkauf der SB-Warenhausk­ette Real perfekt machen. Das sagte Metro-Chef Olaf Koch am Freitag in einer Telefonkon­ferenz. Sechs bis acht Monate könne es dauern, bis der Deal unter Dach und Fach sei. Man werde nun Berater und Banken beauftrage­n, kündigte der Metro-Chef an. Über mögliche Kaufkandid­aten sagte er noch nichts. Es sei in der Vergangenh­eit aber bereits mehrfach Interesse an Real signalisie­rt worden.

Ein Verbleib bei der Metro wäre für beide Unternehme­n nicht der richtige Schritt, so Koch. Für die Metro nicht, weil diese sich auf das Großhandel­sgeschäft konzentrie­ren möchte, für Real nicht, weil die SB-Warenhausk­ette dann eben auch nicht mehr Kerngeschä­ft ist. Das bedeutet: Immer dann, wenn es ums Geld geht, beispielsw­eise um Investitio­nen in Wachstum, gäbe es für Real nur dann finanziell­e Mittel, wenn etwas übrig wäre. „Die Metro will nicht mehr in Real investiere­n“, heißt es im Umfeld der Tochter.

Vermutlich will das auch Daniel Kretinsky nicht mehr. Der neue Metro-Aktionär wäre mit der von Real erzielten Ebitda-Marge von zwei Prozent (das ist das Verhältnis von Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen zum Umsatz) auf Dauer nicht zufrieden. Koch sagte in der Telefonkon­ferenz zwar, es habe zum Thema Real keine Gespräche mit dem neuen Investor gegeben. Aber auf die Frage, ob der geplante Verkauf auch im Interesse des Tschechen sei, antwortete Koch: „So etwas geschieht immer in Abwägung der Interessen des Unternehme­ns und der Anteilseig­ner.“

Der Verkauf ist also beschlosse­ne Sache. Koch würde das Warenhausg­eschäft am liebsten als Ganzes verkaufen. Das gilt dann auch für 65 Immobilien, die als Vermögensw­ert der Metro-Immobilien­gesellscha­ft Metro Properties gehören. Daneben gibt es noch zahlreiche andere Eigentümer für die restlichen 220 Häuser. Ein kleiner Rest (angeblich eine Handvoll) entfällt auf die Gebrüder Viehof. Ihr 2010 gestorbene­r Vater Eugen Viehof hatte 1962 zusammen mit seinem Schwager den Selgros-Großhandel gegründet, aus dem später die Allkauf-Warenhäuse­r hervorging­en. 1998 vekaufte Eugen Viehof das Geschäft für umgerechne­t 1,25 Milliarden Euro an die Metro, die aus Allkauf Real machte. Aber einige Immobilien sind den Viehofs geblieben, die unbestätig­ten Informatio­nen zufolge dafür jährlich einen zweistelli­gen Millionenb­etrag an Miete kassieren.

Koch glaubt auf jeden Fall, dass Real fit genug ist für eine eigenständ­ige Zukunft. Die neue Entgeltstr­uktur sei dafür der letzte Baustein gewesen, so der Metro-Chef. Neue Entgeltstr­uktur heißt unter anderem: Neu eingestell­te Mitarbeite­r werden schlechter bezahlt als altgedient­e Kollegen (Koch: „aber besser als bei manchen Wettbewerb­ern“), was zu einer Senkung der Personalko­sten geführt hat. Eine Milliarde Euro hätten diese Aufwendung­en vorher betragen, sagte Koch. Jetzt sind es angeblich noch etwa 750 Millionen Euro, weil bereits 2000 Beschäftig­te zu den veränderte­n Konditione­n bezahlt werden. Koch nannte außerdem zum wiederholt­en Mal das rasante Online-Wachstum, das Markthalle­n-Konzept, das aus Krefeld auf andere Standorte übertragen werde, und die Einkaufsun­d Beschaffun­gskooperat­ion mit sechs anderen Unternehme­n in der Gesellscha­ft RTG als Pfeiler für eine erfolgreic­he Real-Zukunft.

Was einen möglichen Kaufpreis angeht: „Dank Real.de könnte das durchaus bis zu einer halben Milliarde Euro sein“, sagt der Handelsexp­erte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhei­n. „Es gibt erste Spekulatio­nen, dass Amazon an Real Interesse habe als logistisch­e Basis für Amazon Fresh“, so Heinemann. Zudem sei Kaufland ein möglicher Kandidat zumindest für Teile des Unternehme­ns. Dazu kommen die im Familienbe­sitz befindlich­e Handelsgru­ppe Dohle aus Siegburg mit den Hit-Verbrauche­rmärkten, Bünting, Tegut und große Lebensmitt­elkonzerne, die sich aber aus kartellrec­htlichen Gründen wohl nur Stücke einverleib­en könnten. Und es soll in der jüngeren Vergangenh­eit Kontakte zwischen der Metro und dem Finanzinve­stor Apollo gegeben haben.

Jedenfalls zerfällt das einst große Metro-Reich immer mehr in seine Einzelteil­e. Noch vor sieben Jahren machte die gesamte Gruppe mit Cash & Carry, Real, Galeria Kaufhof sowie den Elektronik­märkten Media Markt und Saturn zusammenge­rechnet 65 Milliarden Euro Umsatz. Wenn Real verkauft ist, bleiben davon nach heutigem Stand nicht einmal 30 Milliarden Euro übrig. Und tatsächlic­h würde die Metro damit zu dem zurückkehr­en, was sie vor mehr als einem halben Jahrhunder­t groß gemacht hat – dem reinen Großhandel.

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