Faszinierende Schattenkunst in der Christuskirche
WIESDORF (mkl) Die Wände sind leer. Dem Altarraum gilt die Aufmerksamkeit der Besucher, die von nun an die Wiesdorfer Christuskirche betreten. Dort stehen mehrere beleuchtete Skulpturen, die ihre Schatten an die Wände malen, zusammen mit dem des Kreuzes in der Mitte. Deren Intensität verändert sich je nach Tageszeit und Sonnenstand. Ihre volle Kraft entfalten sie bei grauem Himmel oder in der Dämmerung.
„Vorübergehende Erscheinungen“hat Künstlerin Tina Haase ihre Arbeit genannt, die sie nicht als Licht-, sondern als Schatteninstallation bezeichnet. Schatten können verblassen wie Erinnerungen. Im Gegensatz dazu sind die Materialien, die Tina Haase verwendet, alltäglich. „Ich beschäftige mich mit altem Zeug“, erklärt die Künstlerin, die den Lehrstuhl für Bildende Kunst an der Fakultät für Architektur in München leitet. Erst beim Nähertreten wird klar, was sie meint.
Zwei leuchtende Skulpturen sind aus roten Plastik-Kleiderbügeln zusammengebaut. Für die anderen verband sie etliche Kurvenlineale zu Ornamenten oder hängte sie rund um das Sieb einer Salatschleuder. Transparente Plastik-Dreiecke hat sie zu einem kunstvollen Gebilde aufgetürmt. Jede Konstruktion schwebt geradezu auf einer Glasscheibe,dieaufeiner„Stele“auszart wirkendem Drahtgeflecht liegt. Das massive Kreuz der evangelischen Kirche hat sie mit Alufolie umhüllt. In den Knicken bricht sich das Licht des Beamers. Zum ersten Mal habe sie künstlerisch in einer Kirche gearbeitet, sagt Haase, die zunächst Germanistik und Pädagogik in Köln und ab 1979 Kunst an den Akademien in Münster und Düsseldorf studierte und deren Werk nach Ausstellungen in Deutschland, Italien, Spanien, Belgien, USA, Niederlande, Österreich und Polen international bekannt wurde. Als Katholikin habe sie zunächst eine gewisse Scheu verspürt, Hand an das „Allerheiligste“, den Raum hinter dem Altar, zu legen. Aber es gebe Gemeinsamkeiten von Kunst und Kirche, nämlich die Beschäftigung mit Dingen, die weniger sichtbar sind: Transzendenz, Emotionen, Psychologie. Zu Leverkusen hat die Künstlerin eine besondere Verbindung. Für ihre Installation Salonstück „verrückt“bettete sie 1995 den Kronleuchter im Prunkraum der Villa Zander in ein Meer von 8000 Glühbirnen.
Eröffnung morgen, 16. Sept., während des Gottesdienstes in der Christuskirche, Dönhoffstr. 2, um 10 Uhr eröffnet und ist bis 25. Nov. zu sehen. Mi bis Fr 15 bis 18 Uhr, Sa 11 bis 15 Uhr.