Eine junge und lebendige Jazzszene
Die Kölner Musikexperten Axel Stinshoff und Martin Laurentius geben ihrer Heimatstadt ein gutes Zeugnis. Am 30. September gibt es das Jubiläumsfestival von „Jazz Thing“im Club Bahnhof in Ehrenfeld.
KÖLN Köln. Wenn Axel Stinshoff und Martin Laurentius die provokative Aussage von Chilly Gonzales hören, „Jazz ist ein Genre im Museum“, können die beiden Kölner Musikexperten nur schmunzeln. „Man spricht gerne von der Vergreisung des Jazz. Das stimmt so aber nicht. Man muss nur rausgehen und zum Beispiel einen Blick auf die Kölner Musikhochschule werfen. Dort findet man eine sehr junge und höchst lebendige Musikszene“, sagt Laurentius.
„Nicht nur ältere Menschen hören Jazz, sondern sehr viele Junge Leute, darunter auch viele Frauen. Wenn man zum Beispiel in den Club Bahnhof Ehrenfeld zu einem Jazzkonzert geht, trifft man dort vorwiegend Menschen zwischen 20 und
„Man öffnet sich derzeit Genres wie Rap, Hip-Hop und elektronischer Musik“
Martin Laurentius Jazzexperte
30“, sagt Stinshoff, der das Kölner Magazin „Jazz Thing“vor 25 Jahren gegründet hat.
„Das ist heute in so einer jungen Musikstadt wie Köln beim Jazz wieder der Fall. Da gibt es reichlich Action in der Szene und das wird auch von Stadt, Land und Bund zum Glück entsprechend gefördert. Wir haben eine ähnliche offene Jazzszene wie in den 70er Jahren. Der Impuls für die Verjüngung geht vor allem von der Musikhochschule und ihren Studenten aus. Und die Kölner Jazz-Konferenz ist das Sprachrohr für die Szene. Gerade wurde ein neues Portal gestartet und es gibt eine stadtweite Plakatierungsaktion, die Köln als Jazzstadt in der breiten Öffentlichkeit etablieren soll. Anders als in Berlin, wo es ebenfalls eine große Jazzszene gibt, gibt es in Köln reichlich finanzielle Unterstützung für den Jazz.“
In Köln finden sich derzeit etwa vier bis fünf Musikerkollektive, über die der Jazz in der Stadt vorangetrieben wird. „Gut ist auch, dass Spielstätten wie die Clubs oder die Philharmonie auf die Szene zugehen. Dazu kommt, dass der Stadtgarten jetzt zum europäischen Jazzzentrum gemacht wurde – mit den entsprechenden Fördermöglichkeiten. Da ist ein Platz für Proben, Workshops und Auftritte, und das mit adäquaten Gagen. Das tut der Jazzszene, die offen ist wie lange nicht mehr, richtig gut. Man öffnet sich derzeit Genres wie Rap, HipHop, elektronischer Musik aber auch zum Beispiel Stilen wie Folk. Der Mainstream-Jazz wird so etwas zurückgedrängt“, sagt Laurentius.
Das einzige was in Köln derzeit noch fehlt ist ein großes Jazzfestival. „Das kann aber auch daran liegen, dass es in der Umgebung sehr viele, etablierte Festivals gibt. Trotzdem kann Köln auf seinen Status als Jazzund Musikstadt durchaus stolz sein.“Bevor der Kölner Axel Stinshoff sein eigenes Magazin gegründet hat, schrieb er für die Zeitschrift „Bad“, wo er auch beteiligt war, eine Jazzkolumne. „Parallel dazu habe ich als Hobbytrommler mein Inte- resse am Jazz gepflegt. Irgendwann gab es bei ‘Bad’ keine Perspektive mehr und der wirtschaftlich Druck hat mich beim eigenen Magazin vorangebracht. Außerdem gab es genau eine Nische, in die Jazz Thing gepasst hat. Ich hatte so einen guten Start.“
Gefeiert wird das 25-jährige Bestehen am 30. September mit einem Festival im Club Bahnhof Ehrenfeld. Headliner ist die US-Jazzlegende Randy Brecker. Er hat eigens für diesen Anlass eine Band aus erstklassigen Kölner Groove-Spezialisten wie Claus Fischer, Hendrick Smock und Bruno Müller zusammengestellt: The Cologne Funkateers. Zweiter Headliner ist die Band Shake Stew, die nicht nur von Jazz Thing als die europäische Entdeckung der vergangenen Jahre gefeiert wird. Der finnische Tenorsaxofonist Timo Lassy hat sich auf seinem letzten Album „Moves“eine neue Freiheit erspielt. Die Opener Raphael Wressnig & The Soul Gift Band stehen für funkigen Hammond-Orgel-SoulJazz in der Tradition von Jimmy Smith, Jack McDuff, Jimmy McGriff und Groove Holmes, den sie mit einer guten Prise Blues zusätzlich erden. Losgeht das Festival um 18 Uhr im Club Bahnhof an der Bartholomäus-Schink-Straße 65-67 in Ehrenfeld.