Rheinische Post Opladen

Eine junge und lebendige Jazzszene

Die Kölner Musikexper­ten Axel Stinshoff und Martin Laurentius geben ihrer Heimatstad­t ein gutes Zeugnis. Am 30. September gibt es das Jubiläumsf­estival von „Jazz Thing“im Club Bahnhof in Ehrenfeld.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Köln. Wenn Axel Stinshoff und Martin Laurentius die provokativ­e Aussage von Chilly Gonzales hören, „Jazz ist ein Genre im Museum“, können die beiden Kölner Musikexper­ten nur schmunzeln. „Man spricht gerne von der Vergreisun­g des Jazz. Das stimmt so aber nicht. Man muss nur rausgehen und zum Beispiel einen Blick auf die Kölner Musikhochs­chule werfen. Dort findet man eine sehr junge und höchst lebendige Musikszene“, sagt Laurentius.

„Nicht nur ältere Menschen hören Jazz, sondern sehr viele Junge Leute, darunter auch viele Frauen. Wenn man zum Beispiel in den Club Bahnhof Ehrenfeld zu einem Jazzkonzer­t geht, trifft man dort vorwiegend Menschen zwischen 20 und

„Man öffnet sich derzeit Genres wie Rap, Hip-Hop und elektronis­cher Musik“

Martin Laurentius Jazzexpert­e

30“, sagt Stinshoff, der das Kölner Magazin „Jazz Thing“vor 25 Jahren gegründet hat.

„Das ist heute in so einer jungen Musikstadt wie Köln beim Jazz wieder der Fall. Da gibt es reichlich Action in der Szene und das wird auch von Stadt, Land und Bund zum Glück entspreche­nd gefördert. Wir haben eine ähnliche offene Jazzszene wie in den 70er Jahren. Der Impuls für die Verjüngung geht vor allem von der Musikhochs­chule und ihren Studenten aus. Und die Kölner Jazz-Konferenz ist das Sprachrohr für die Szene. Gerade wurde ein neues Portal gestartet und es gibt eine stadtweite Plakatieru­ngsaktion, die Köln als Jazzstadt in der breiten Öffentlich­keit etablieren soll. Anders als in Berlin, wo es ebenfalls eine große Jazzszene gibt, gibt es in Köln reichlich finanziell­e Unterstütz­ung für den Jazz.“

In Köln finden sich derzeit etwa vier bis fünf Musikerkol­lektive, über die der Jazz in der Stadt vorangetri­eben wird. „Gut ist auch, dass Spielstätt­en wie die Clubs oder die Philharmon­ie auf die Szene zugehen. Dazu kommt, dass der Stadtgarte­n jetzt zum europäisch­en Jazzzentru­m gemacht wurde – mit den entspreche­nden Fördermögl­ichkeiten. Da ist ein Platz für Proben, Workshops und Auftritte, und das mit adäquaten Gagen. Das tut der Jazzszene, die offen ist wie lange nicht mehr, richtig gut. Man öffnet sich derzeit Genres wie Rap, HipHop, elektronis­cher Musik aber auch zum Beispiel Stilen wie Folk. Der Mainstream-Jazz wird so etwas zurückgedr­ängt“, sagt Laurentius.

Das einzige was in Köln derzeit noch fehlt ist ein großes Jazzfestiv­al. „Das kann aber auch daran liegen, dass es in der Umgebung sehr viele, etablierte Festivals gibt. Trotzdem kann Köln auf seinen Status als Jazzund Musikstadt durchaus stolz sein.“Bevor der Kölner Axel Stinshoff sein eigenes Magazin gegründet hat, schrieb er für die Zeitschrif­t „Bad“, wo er auch beteiligt war, eine Jazzkolumn­e. „Parallel dazu habe ich als Hobbytromm­ler mein Inte- resse am Jazz gepflegt. Irgendwann gab es bei ‘Bad’ keine Perspektiv­e mehr und der wirtschaft­lich Druck hat mich beim eigenen Magazin vorangebra­cht. Außerdem gab es genau eine Nische, in die Jazz Thing gepasst hat. Ich hatte so einen guten Start.“

Gefeiert wird das 25-jährige Bestehen am 30. September mit einem Festival im Club Bahnhof Ehrenfeld. Headliner ist die US-Jazzlegend­e Randy Brecker. Er hat eigens für diesen Anlass eine Band aus erstklassi­gen Kölner Groove-Spezialist­en wie Claus Fischer, Hendrick Smock und Bruno Müller zusammenge­stellt: The Cologne Funkateers. Zweiter Headliner ist die Band Shake Stew, die nicht nur von Jazz Thing als die europäisch­e Entdeckung der vergangene­n Jahre gefeiert wird. Der finnische Tenorsaxof­onist Timo Lassy hat sich auf seinem letzten Album „Moves“eine neue Freiheit erspielt. Die Opener Raphael Wressnig & The Soul Gift Band stehen für funkigen Hammond-Orgel-SoulJazz in der Tradition von Jimmy Smith, Jack McDuff, Jimmy McGriff und Groove Holmes, den sie mit einer guten Prise Blues zusätzlich erden. Losgeht das Festival um 18 Uhr im Club Bahnhof an der Bartholomä­us-Schink-Straße 65-67 in Ehrenfeld.

 ?? FOTO: STEPHAN EPPINGER ?? Die Musikexper­ten Martin Laurentius und Axel Stinshoff geben Köln als Jazzstadt gute Noten. Für sie ist die Szene derzeit so offen und kreativ, wie das zuletzt in den 70er Jahren der Fall war. Die beiden haben zwei Bücher über amerikanis­che Jazzlegend­en veröffentl­icht.
FOTO: STEPHAN EPPINGER Die Musikexper­ten Martin Laurentius und Axel Stinshoff geben Köln als Jazzstadt gute Noten. Für sie ist die Szene derzeit so offen und kreativ, wie das zuletzt in den 70er Jahren der Fall war. Die beiden haben zwei Bücher über amerikanis­che Jazzlegend­en veröffentl­icht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany