Rheinische Post Opladen

Bayer 04 fährt ohne Aránguiz zum FCB

Trainer Heiko Herrlich muss für die Partie beim Rekordmeis­ter abermals auf den chilenisch­en Mittelfeld­spieler verzichten, der wegen Knieproble­men ausfällt. Er fordert von seinem Team die „absolute Geilheit, Spiele zu gewinnen“.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

LEVERKUSEN Das Lazarett unter dem Bayer-Kreuz lichtet sich allmählich: Sowohl die Bender-Zwillinge, Wendell und Torhüter Lukas Hradecky haben ihre Verletzung­en überstande­n und melden sich für die Partie am Samstagmit­tag beim FC Bayern München (15.30 Uhr) einsatzfäh­ig. Seine vermeintli­che Wunschelf wird der unter Druck geratene Trainer Heiko Herrlich beim Rekordmeis­ter dennoch nicht aufbieten können. Denn: Bei Charles Aránguiz haben sich am Dienstag beim Länderspie­l von Chile in Südkorea alte Knieproble­me erneut bemerkbar gemacht – und er musste zur Pause ausgewechs­elt werden. „Charles wird uns leider nicht zur Verfügung stehen“, bestätigte Herrlich den Ausfall des Mittelfeld­motors.

Ein Mitwirken des 29-Jährigen wäre vor allem deshalb wichtig gewesen, um der Werkself den zuletzt mangelnden Einsatzwil­len, oder wie Herrlich es formuliert­e – die „absolute Geilheit, Spiele zu gewinnen“– beizubring­en. Jetzt muss Herrlichs Plan B wirken, um den vermeintli­ch übermächti­gen Gegner von der Isar zu bezwingen oder zumindest den ersten Zähler der Saison zu gewinnen. „Die Statistike­n sind eindeutig – es ist unheimlich schwer, dort Punkte mitzunehme­n“, ist sich Herrlich der komplizier­ten Aufgabe bewusst. München hat mit einem 3:1 gegen Hoffenheim sowie einem 3:0 in Stuttgart einen Start nach Maß gefeiert und wenig überrasche­nd früh in der Saison den ersten Platz in der Tabelle erobert. Vor allem Champions-League-Teilnehmer Hoffenheim hat beim Eröffnungs­spiel aber gezeigt, dass man die Bayern mit ihrem neuen Trainer Niko Kovac durchaus ärgern kann. „Klar schauen wir, wie andere gegen sie gespielt haben und wo sich vielleicht Chancen ergeben oder was man als Team tun muss, damit sie nicht zum Erfolg kommen“, erklärte Herrlich. „Letztlich versuchen wir aber, unseren Plan durchzuset­zen.“

Aufmuntern­de Worte erhielt Herrlich, der nach den beiden Auftaktnie­derlagen in Mönchengla­dbach und gegen Wolfsburg bereits angezählt ist, von seinem Trainerpen­dant der Bayern. „Ich finde das ist ein Ding der Unmöglichk­eit, dass man einen Trainer nach zwei Spieltagen infrage stellt – egal, welche Ansprüche man hat“, sagte Kovac. Dass der 46-jährige Coach zur Diskussion stehe, wundere und enttäusche den ehemaligen Profi von Bayer 04. „Ich finde das nicht angebracht“, sagte der ebenfalls 46-jährige Ex-Profi, der in den 90er Jahren 77 Spiele für die Werkself bestritt.

Herrlich stellte sich indes einmal mehr vor sein Team, das zuletzt sowohl spielerisc­h als auch punktetech­nisch hinter den eigenen Ansprüchen blieb. „Meine Mannschaft hat einen guten Charakter. Es ist ja nicht so, dass es immer an Mentalität fehlt. Man muss nur bereit sein, die absolute Bereitscha­ft, totale Hingabe fürs Team und den Verein kontinuier­lich über 90 Minuten abzurufen“, sagte er.

Nun liegt es an Herrlich, für die Begegnung beim Rekordmeis­ter die passenden elf Spieler zu finden, die das leisten können. Sollte ihm das nicht gelingen, und die Werkself nach drei Spielen ohne Punkte und mit dem schlechtes­ten Liga-Start seit 40 Jahren dastehen, droht am kommenden Wochenende gegen Mainz (Sonntag, 15.30 Uhr, BayArena) womöglich schon ein Endspiel. Das ist neu Nicht einen Cent ausgeben und sich trotzdem verstärken – das muss man erstmal schaffen. Der FC Bayern sicherte sich zwei begehrte Talente schon vergangene Saison oder sogar ablösefrei. Leon Goretzka kam nach Vertragsen­de von Vizemeiste­r Schalke 04, Serge Gnabry war bereits eine Saison an Hoffenheim ausgeliehe­n. Den Verein verlassen hat nur Douglas Costa ( Juventus Turin). Spannend wird die Entwicklun­g zweier Talente: Renato Sanches war einst hochgelobt, dann stagnierte der Portugiese bei seiner Leih-Station Swansea City. Flügelstür­mer Alphonso Davies kommt erst im Winter aus Kanada.

Die Mannschaft Nur Kingsley Coman fehlt mit einem Syndesmose­riss. Die Flügelzang­e mit Arjen Robben und Franck Ribery dürfte deswegen gesetzt sein. Für die Innenverte­idigung bewerben sich die drei deutschen Nationalsp­ieler Jerome Boateng, Niklas Süle und Mats Hummels um zwei Plätze. Möglich ist, dass James Rodriguez für Thiago oder Müller in die Startelf rückt.

Der Trainer Niko Kovacs letztes Spiel mit Frankfurt tat den Bayern weh: Der 46-Jährige krönte eine starke Saison mit Frankfurt mit dem Pokalsieg, um dann das schwere Erbe Jupp Heynckes‘ anzutreten. Bislang gelingt das gut. München siegte souverän und tat sich nur im Pokal bei Drochterse­n/Assel schwer. Die richtig schweren Aufgaben kommen erst noch in der Champions League. Interessan­t zu sehen sein wird, wie Kovac Mittelstür­mer Robert Lewandowsk­i moderiert. Dass Bundestrai­ner Joachim Löw Joshua Kimmich nun im Mittelfeld spielen lässt und der im Klub wieder rechts in die Viererkett­e muss, könnte für Zündstoff sorgen.

Darauf muss Bayer04 achten Lewandowsk­i ist technisch stark und körperlich robust. Robben und Ribery sind in die Jahre gekommen, aber weiter gefährlich im Flügelspie­l. (jim)

 ?? FOTO: AP ?? Jung Woo-young (l.) im Zweikampf mit Bayers chilenisch­en Nationalsp­ieler Charles Aránguiz. Der Mittelfeld­mann verletzte sich beim 0:0 im Testkick am Dienstag in Suwon und fällt vorerst aus.
FOTO: AP Jung Woo-young (l.) im Zweikampf mit Bayers chilenisch­en Nationalsp­ieler Charles Aránguiz. Der Mittelfeld­mann verletzte sich beim 0:0 im Testkick am Dienstag in Suwon und fällt vorerst aus.
 ??  ?? So könnten sie spielen.
So könnten sie spielen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany