Neues aus der Gerücheküche
Wer seine Kosmetik selbst herstellt, kann auch bestimmen, welche Inhaltsstoffe drin sind. Ganz ohne Chemie geht es aber trotzdem nicht. Die Rezepte reichen von simpel bis hochkomplex.
wie Parfümdesigner es für richtig halten, sondern gerne kräftig und auch mal abgefahren – darauf freuen sich die Teilnehmerinnen schon beim Anrühren. Besonders gern genommen an diesem Abend: die Aromen Orchidee-Vanille, brauner Zucker und Gurke-Limette.
Die Herstellung selbst ist dann in weiten Teilen auch mit zwei bis drei Prosecco im Blut zu bewältigen. In erster Linie geht es ums exakte Wiegen, ums Mischen und Abfüllen.
Los geht es mit einem Badesalz. „250 Gramm reichen für ein kleines Vollbad oder mehrere Fußbäder“, sagt Nina Stern. Das Salz wird mit etwas Milchpulver und dem gewählten Duftöl gemischt. „Die Milch dient als Emulgator, damit das Öl sich besser verteilt“, sagt Stern. Anschließend rühren die Teilnehmerinnen getrocknete Blüten unter – Ringelblumen, Rosen, Lavendel oder Wildblumen. „Die entfalten natürlich weniger eine Wirkung, als dass sie nachher luxuriös um uns herum schwimmen“, gesteht die Kursleiterin.
Nach diesem ersten Erfolgserlebnis sind die Teilnehmerinnen angetan: „Das lohnt sich echt“, sagt beispielsweise Angelika, die für diese Veranstaltung extra aus Wesel nach Düsseldorf gekommen ist. Sie interessiert sich besonders deshalb für die selbst gemachten Produkte, weil sie gegenüber herkömmlicher Kosmetik skeptisch ist. Sie habe keine Lust auf Parabene – Konservierungsstoffe, die als hormonell wirksam gelten – und Mikroplastik, sagt sie. Eine andere Teilnehmerin sagt, sie sei Veganerin, für sie sei es überaus schwierig und teuer, bedenkenlos verwendbare Kosmetika zu finden. Das Badesalz mit Milchpulver ist natürlich nichts für sie – mit dem Bodyscrub aus Öl und Zucker kann sie um so mehr anfangen.
Ausgespart wird bei diesem Workshop ein Produkt, das für viele das zentralste Pflegemittel in ihrem Arsenal ist – die Creme. Und das hat auch seinen Grund: Cremes und Lotionen sind deutlich komplexer herzustellen als Peelings. „In dieses Thema sollte man sich vorab etwas einlesen“, sagt Katrin Maiwald von Stilwald in Meerbusch. Auch sie bietet DIY-Kosmetikworkshops an. Bei der Creme-Produktion ist Sauberkeit extrem wichtig, denn gerade, wenn keine Konservierungsmittel beigefügt werden, ist Creme ein idealer Nährboden für Bakterien und Pilze. Die Zutaten gibt es nicht im Supermarkt um die Ecke – verschiedene Fette, Öle und Wirkstoffe sind vonnöten. „Die Frage ist: Was braucht meine Haut? Um das zu lernen, muss man schon ein paar Bücher über das Thema lesen“, so Maiwald. Auch die Zubereitung selbst ist nicht ganz einfach. Eine Creme ist eine Emulsion, also ein feines Gemisch von Öl und Wasser. Wer schon einmal an der Herstellung von Mayonnaise gescheitert ist, weiß, dass Geduld, Geschick und kräftige Handgelenke gefordert sind.
Wer es trotzdem probieren möchte, ohne Fachliteratur zu wälzen, kann im Internet fertige Sets bestellen, in denen alle Zutaten in der richtigen Menge vorhanden sind (beispielsweise bei Spinnrad). Für etwa zehn Euro erhält man eine Zusammenstellung, die am Ende 100 Milliliter Körperlotion verspricht – und das gute Gefühl zu wissen, was drin ist. Sofern man einordnen kann, was sich hinter Begriffen wie Emulgin, D-Panthenol oder Biogard verbirgt. Letzteres ist ein Konservierungsstoff, der laut Packungsbeilage für Naturkosmetik zugelassen ist. Damit ist die Creme bis zu zwölf Monate haltbar.
„Für viele Menschen, die Kosmetik selbst machen, geht es darum, die Kontrolle über die Inhaltsstoffe zu behalten“, sagt Katrin Maiwald.
Besonders Anhänger des Körperminimalismus beschreiben im Internet Creme-Rezepte oder geben Tipps zu Inhaltsstoffen. Körperminimalisten reduzieren den Einsatz von Pflegeprodukten auf ein Minimum, weil sie der Ansicht sind, dass der Körper sehr gut in der Lage ist, sich selbst zu pflegen und keine Zusätze braucht. Übertriebenes Cremen und Waschen ist verpönt.
Ähnliches hat eine Workshopteilnehmerin bei Nina Stern schon mal mit ihrer Tochter erlebt, die versuchte, ganz ohne Haarewaschen durchs Leben zu kommen. „Ich habe sie dann irgendwann gebeten, wieder Shampoo zu benutzen“, erzählt die Mutter. Verständnisvolles Nicken im Raum – und Nina Stern hat sofort ein Rezept für Trockenshampoo parat: einfach Maisstärke benutzen, bei dunklen Haaren mit etwas Kakao vermischt. Wie gut das funktioniert? Das ist vermutlich wie bei aller Kosmetika – selbstgemacht oder nicht – ein Stück weit Glaubenssache.
Info Die nächste Folge unserer Hausmittel-Serie (Wie Hausmittel in der High-End-Medizin helfen) finden Sie am 18. September.