Rheinische Post Opladen

Hilfskraft-Job als Sprungbret­t

Aktuell arbeiten so viele Studenten wie noch nie neben ihrem Studium. Das bringt nicht nur etwas Geld in die chronisch klamme Studentenk­asse. Ein Job als studentisc­he Hilfskraft an der Uni kann später einmal hilfreich werden.

- VON PAULINE SICKMANN

BERLIN/DUISBURG (dpa) Literatur heraussuch­en, Gäste betreuen, Veranstalt­ungen vorbereite­n: Als studentisc­he Hilfskraft kann man an der Uni erste Erfahrunge­n im Hochschulb­etrieb sammeln. Aktuell arbeiten so viele Studierend­e wie noch nie neben dem Studium: 68 Prozent verdienen sich nach Angaben des Deutschen Studentenw­erks etwas zum Lebensunte­rhalt dazu. Ein Drittel von ihnen arbeitet direkt an der Uni.

Jakob Kemper studiert im achten Bachelor-Semester Politikwis­senschaft an der Universitä­t Duisburg-Essen und hat gleich zwei Jobs als studentisc­he Hilfskraft. Er arbeitet an seiner Uni am Lehrstuhl für empirische Politikwis­senschaft und

„Kaffee kochen musste ich erst ein oder zwei Mal“Jakob Kemper Studentisc­he Hilfskraft

außerdem an der NRW School of Governance.

Zu seinen Aufgaben gehört es, Daten zu recherchie­ren oder bei Veranstalt­ungen wie Gastvorles­ungen zu helfen. Außerdem betreut Kemper gemeinsam mit anderen Hilfskräft­en die Social-Media-Kanäle des Lehrstuhls. In der Klausurenp­hase führt er Aufsicht und unterstütz­t Dozenten beim Korrigiere­n. „Die Aufgaben sind wirklich sehr vielfältig und interessan­t“, meint Jakob Kemper. „Kaffee kochen musste ich erst ein oder zwei Mal“, sagt er und lacht.

Die Stelle an der Uni Duisburg-Essen hatte Kemper bekommen, weil sein Professor ihn nach einer sehr gelungenen Klausur ansprach, ob er als Tutor arbeiten möchte. „Das habe ich dann drei Semester lang gemacht und anschließe­nd als studentisc­he Hilfskraft bei ihm angefangen“, erzählt er. Die Tätigkeit an der NRW School of Governance ergab sich ebenfalls über den direkten Kontakt zu den Lehrenden. „Ein Dozent hat im Seminar gesagt, dass er Bedarf hat – und dann habe ich mich einfach beworben“, sagt Student Kemper.

In der Arbeit als studentisc­he Hilfskraft sieht er nur Vorteile. „Man lernt den Wissenscha­ftsbetrieb kennen und bekommt einen Blick hinter die Kulissen“, sagt er. Außerdem lerne man viele Dozenten und wissenscha­ftliche Mitarbeite­r kennen – das helfe einem dann auch im eigenen Studium. „Man baut Scheu ab und traut sich in Veranstalt­ungen eher, auch mal etwas zu fragen.“

Jobs für Hilfskräft­e gibt es in der Regel sowohl direkt an den Fakultäten als auch in anderen Hochschul-Einrichtun­gen wie zum Beispiel der Bibliothek oder der Kommunikat­ion.

An einen Job können Studierend­e auf verschiede­nen Wegen kommen, sagt Ruth Girmes vom Career Center der Universitä­t Duisburg-Essen. „Manche Professore­n gehen auf Studierend­e zu, wenn sie sehen, dass die sich wacker schlagen. Aber Studierend­e können auch selber den Dozenten ansprechen.“Außerdem seien alle Stellen öffentlich ausgeschri­eben, zum Beispiel in den Jobbörsen der Universitä­ten oder direkt am schwarzen Brett der Fakultät. Da Studierend­e für den Job als Hilfskraft fachliche Grundkennt­nisse benötigen, sollten sie allerdings zunächst einige Semester Erfahrunge­n sammeln. Eine Bewerbung sei darum meist erst ab dem dritten Semester sinnvoll, sagt Ruth Girmes.

Wer später in der Wissenscha­ft arbeiten möchte, fährt mit einem Job an der Uni garantiert richtig. „Das ist der Einstieg in eine klassische akademisch­e Karriere“, sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenw­erk.

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FOTO: JUDITH MICHAELIS/DPA Alle Lehrbücher im Blick: Jakob Kemper muss sich als studentisc­he Hilfskraft mit der Literatur für ein Seminar auskennen.

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