Bayer setzt auf digitale Landwirtschaft
Agrarsparte CroScience richtet Blick auf schädlingsabweisende Saatgutsorten und auf neue Netz-Plattform.
LEVERKUSEN Die Zukunft der Landwirtschaft beginnt nicht in ferner Zeit, sondern jetzt. Aktuell nämlich müssen Bauern in China wieder von vorne anfangen mit ihrer Zukunft. Dort hat der Taifun Rumbia in den Provinzen Shandong und Jiangsu im August gewütet. Mehr als neuneinhalb Millionen Menschen sind von den Folgen des Wirbelsturms betroffen. Da setzt Bayer an. Der Konzern stellt den Bauern Soforthilfe von 124.000 Euro zur Verfügung. „Mit den Spendengeldern soll der Wiederaufbau der landwirtschaftlichen Betriebe in den beiden Provinzen, die zu den bedeutendsten Anbaugebieten Chinas zählen, unterstützt werden“, meldet der Konzern. Und es gibt Sachhilfe: Bayer hat eine Tonne agrarwirtschaftlicher Produkte „zur raschen Unterstützung der landwirtschaftlichen Produktion gespendet“. Für Mitarbeiter stellte der Konzern 500 Stunden Arbeitszeit zur Verfügung, damit sie beim Wiederaufbau helfen können.
Diese Nachricht passt zu dem, was Liam Condon, vertraglich frisch verlängerter Chef von Bayers Agrarsparte Crop Science, am Dienstag Teilhabern und Branchenexperten beim „Future-of-Farming“-Dialog berichtete: „Landwirte warten dringend auf Innovationen, mit denen wir die bevorstehenden Herausforderungen bewältigen können, damit heute und in Zukunft jeder Zugang zu sicheren, nahrhaften und erschwinglichen Lebensmitteln hat“, sagte der gebürtige Ire.
Die Welt stehe vor Herausforderungen: Klimawandel, begrenzte natürliche Ressourcen, wachsende Weltbevölkerung. Die Landwirtschaft sei ein wichtiger Faktor, um
diesen Herausforderungen zu begegnen. Dazu gehört die Digitalisierung. „Digitale Werkzeuge haben schon viele Branchen geprägt, und wir fangen gerade erst an zu begreifen, was sie für die Landwirtschaft bedeuten“, merkte Condon an. Seine Vision: Mit diesen Werkzeugen können Bauern mehr Produktivität und Nachhaltigkeit erreichen. CorpScience will beim Eintritt in die digitale Landwirtschaftswelt helfen.
Ein Schritt: die Plattform „Climate Field View“, die in diesem Monat in Europa an den Start geht. Mit ihr können Landwirte Felddaten einfach erfassen und so etwa Ernteerträge bewerten und Schlussfolgerungen für die neue Aussaat ziehen. In den USA, Kanada und Brasilien läuft die Plattform bereits. In Indien stellt der Konzern Kleinbauern in einer Pilotphase agronomische Informationen und Anwendungsempfehlungen bereit. 2019 soll das Programm „FarmRise“in Asien, Afrika und Südamerika eingeführt werden. Condon kündigte an, demnächst mehrere Saatgut-Sorten auf den Markt zu bringen, die Schädlinge abweisen, etwa insektenresistente Sojabohnen. „Das Team für Forschung und Entwicklung von Gemüsesaatgut kann auf die Einführung von über 200 neuen Sorten von insgesamt 20 Feldfrüchten verweisen“, heißt es.