Rheinische Post Opladen

Die „Große Freiheit Nr. 7“überzeugt im Erholungsh­aus

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Wohl jeder im ausverkauf­ten Saal kannte die Geschichte: „Große Freiheit Nr. 7“ist der Titel eines Filmklassi­kers aus dem Jahr 1945. Darin spielte Hans Albers die Titelrolle. Jetzt war das Hamburger St. -Pauli-Theater mit Regisseur Ulrich Waller auf der Erholungsh­aus-Bühne zu Gast, um die berührende Episode von der Reeperbahn und dem Mythos von St. Pauli zu erzählen.

Sie handelte von dem in die Jahre gekommenen Johnny Kröger, der eigentlich Seemann ist, seinen Lebensunte­rhalt aber als Sänger verdient. Seinem Bruder verspricht er am Sterbebett, er werde sich um dessen Ex-Geliebte kümmern. Kröger holt das Mädchen Gisa Häuptlein nach Hamburg. Sie arbeitet als Verkäuferi­n und lernt Werftarbei­ter Willi Appeldorn kennen, der sich – genau wie Johnny – in sie verliebt. Als Kröger erkennt, dass Gisa seine Gefühle nicht erwidert, geht er mit dem Lied von der großen Freiheit auf den Lippen zurück an Bord. Fast alle Schlager und Chansons aus dem Film, der in Berlin und Prag gedreht wurde, weil Hamburg im Bombenhage­l versank, wurden weltberühm­t: „Auf der Reeperbahn“, „Rolling home“, „Drunken Sailor“, „La Paloma“und „Beim ersten Mal, da tut’s noch weh“.

Normalerwe­ise glänzt Schauspiel­er und Sänger Volker Lechtenbri­nk als Johnny Kröger in der Milieuschi­lderung, die deftiges Seemannsga­rn mit Fakten und starken Gefühlen verbindet. Auf Anraten seiner Ärzte musste er seine Mitwirkung an dem Gastspiel aber absagen. Für ihn sprang George Meyer-Goll ein. Er versuchte gar nicht erst, Lechtenbri­nk oder gar Hans Albers zu imitieren. Sondern wirkte fragiler und stiller als das Vorbild Albers. Hätte sein Nürnberger Zungenschl­ag nicht immer wieder die Oberhand gewonnen – den Seebär hätte man dem 1949 geborenen Schauspiel­er vollständi­g abgekauft. Auch die übrigen Darsteller zeigten sich von ihrer besten Seite: Speziell Anne Weber als bezaubernd­e Geliebte und Chefin des Hippodroms; Patrick Heyn in der Doppelroll­e als selbstbewu­sster Werftarbei­ter Willi und Krögers sterbender Bruder Jan; Victoria Fleer als anmutige Gisa Häuptlein.

Übrigens: Wer den Originalfi­lm sieht, der wird vergeblich nach Johnny Kröger suchen. Denn Hermann Goebbels verlangte damals, dass die Hauptfigur in „Hannes“umbenannt wurde.

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FOTO: O. FANTITSCH Volker Lechtenbri­nk (M.) war nicht beim Gastspiel dabei.

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