Rheinische Post Opladen

Theater über Mobbing geht Schülern nahe

Mit „Out – Gefangen im Netz“packt Sascha Hermeth in der Bettine-von-Arnim-Gesamtschu­le sein junges Publikum.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

LANGENFELD Kinder können ganz schön fies sein. Das ist nichts Neues, das war schon immer so. Besonders in der Pubertät – einer schwierige­n Entwicklun­gsphase zwischen dem Kindsein und dem Erwachsenw­erden – neigen Jugendlich­e dazu, ihre Grenzen auszuteste­n, müssen sich in der Gruppe behaupten, in der Gesellscha­ft ihren Platz finden und greifen dafür auf Methoden aus der Steinzeit zurück. Früher rauften sich die Jungs auf dem Schulhof, die Mädels zickten sich an, doch alles blieb mehr oder minder im „geschützte­n Raum“, bis der Sturm vorbei war und sich alles wieder einigermaß­en einrenkte.

Heute ist das anders: Das Mobbing hat sich auf einer weiteren Ebene ausgebreit­et, der im Internet. Mobbing-Opfer kommen selbst fernab der Schule nicht mehr zur Ruhe. Dabei muss es nicht immer nur die vermeintli­ch schwächste­n Mitglieder einer Gruppe treffen, wie das Stück „Out – Gefangen im Netz“zeigt. Die Inszenieru­ng der freien Theatergru­ppe Franziska Richter aus Hamburg wurde mit dem Jugendprei­s „TheaTrend“ausgezeich­net und tourt nun durch Schulen in Langenfeld, Monheim und Ratingen.

Ein selbstbewu­sstes, bildschöne­s Mädchen wird in der Klasse ausgegrenz­t, als Streberin, Alleswisse­rin – vermutlich auch aus Neid. Als sie bei einer Schulparty ausgeladen wird, geht Viktoria, so ihr Name, trotzdem hin. Am Ende eröffnen Mitschüler ein Profil mit Nacktbilde­rn von ihr, verbreiten Gerüchte über sie, stempeln sie als Schlampe ab. Der Schneeball entwickelt sich zur Lawine und führt Viktoria an den Abgrund. Sie steht kurz davor sich das Leben zu nehmen.

Sascha Hermeth steht in der Rolle von Viktorias Bruder Dominik in einer achten Klasse der Bettine-von-Arnim-Schule in Richrath und erzählt vom Schicksal seiner Schwester, spielt Sprachnach­richten über das Handy ab, in denen sich Viktoria mit einer Freundin unterhält, über das, was ihr täglich widerfährt. Die Schüler lauschen aufmerksam, fast betroffen. Ab und an, wenn Hermeth fiese Sprüche drückt, lachen einige in der Klasse laut auf, andere bleiben wie versteiner­t sitzen.

Eine Aufführung in einer siebten Klasse hatte ein junges Mädchen dermaßen aufgewühlt, dass sie nach dem Stück den Klassenrau­m verließ, um auf dem Flur zu weinen. Auch die achte Klasse kennt Mobbingfäl­le. „Wir mussten schon mehrmals unsere Whatsapp-Gruppe löschen, weil es Streiterei­en gab“, erzählt ein Junge nach der Inszenieru­ng in Richrath.

Zwei Mädchen gehen sogar noch weiter: „Ja, bei uns in der Klasse haben wir auch einen Mobbingfal­l,

aber nicht so einen krassen. Ein Junge wird ständig ausgegrenz­t, weil er sehr provokant ist.“Das Problem sei in der Klasse durchaus angesproch­en worden, „aber er will nicht einsehen, dass er sich auch ändern muss.“

Über das Stück sagt die eine der beiden Klassenkam­eradinnen: „Mich hat es sehr aufgewühlt. Ich habe mich richtig in die Situation hineinvers­etzt und finde es einfach schrecklic­h, was dem Mädchen angetan wurde.“Die andere meint selbstkrit­isch: „Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn ich so einen Mobbingfal­l sehe.“Beide Gesamtschü­lerinnen sind sich einig: Das Stück geht einem gerade deshalb so nah, „weil es tatsächlic­h so passieren kann“.

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Sascha Hermeth spielt den Bruder des Mobbing-Opfers. Eindringli­ch schildert Dominik, was Viktoria durchmacht.

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