So sehen Bürger Leverkusens Zukunft
Wirtschaftsförderung fragt nach Perspektiven für Standort und Arbeitsleben: Chemie bleibt, keine Angst vor Digitalem.
LEVERKUSEN Wie wird sich der Wirtschaftsstandort Leverkusen in den kommenden 20 Jahren entwickeln? Welche Folgen hat die Digitalisierung für die Arbeitswelt? Und vor allem: Wie wollen die Bürger der Stadt künftig leben und arbeiten? Das sind Fragen, auf die die Wirtschaftsförderung (WFL) Leverkusen Antworten sucht. Und was könnte sinnvoller sein, als die Bürger selbst zu befragen. Zu ihrem 20-jährigen Bestehen hat die WFL genau das getan. An einem sogenannten „Web-Brainstorming“, einer Ideensammlung per Internet, haben bisher 170 Menschen teilgenommen. Eine Einladung dazu war an 500 Personen und Gruppen verschickt worden, die mit der Leverkusener Wirtschaft verbunden sind.
Erste Ergebnisse stellten WFLChef Frank Obermaier und Roland Steenblock von der das Projekt begleitenden Unternehmensberatung Fountain Park am Mittwoch vor. Zur Jubiläumsveranstaltung am Mittwoch, 3. Oktober, im Forum (siehe Info) soll der offene Dialog fortgesetzt werden (Anmeldungen sind noch möglich).
Wohin steuert Leverkusen?
Die Zukunft des Standorts beruht nach Einschätzung der Befragten auf seinen eigenen Stärken, der Chemie- und Pharmaindustrie und nicht auf völlig neuen Wirtschaftszweigen. „Niemand will Kathedralen in der Wüste“, beschreibt Obermaier den Trend der Aussagen. „Es gibt keinen Abgesang auf den Standort, sondern ein konstuktives Bild zur Weiterentwicklung.“Und: „Die Digitalsierung im Arbeits- und Privatleben wird nicht als Bedrohung gesehen, sondern als Chance.“95 Prozent bewerteten sie als wichtig, 78 Prozent als positiv.
Welche Themen sind für die Zukunft der Stadt besonders wichtig?
Die Megatrends von Arbeitsplätzen ordnen die Befragten nach Wichtigkeit in folgende Reihenfolge: Digitalisierung, Gesundheit, Mobilität, Wissenskultur. Themen wie Individualisierung und Fragen der geschlechtlichen Gleichberechtigung landeten auf hinteren Plätzen. Welche Branchen sind besonders zukunftsträchtig?
Lage, Verkehrsanbindung, Bedarfsentwicklung und ein breiter Mittelstand werden als wichtige Standortfaktoren für die Stadt und ihre Zukunftsfähigkeit betrachtet. Neben Chemie/Pharmazie als zukunftsfähiger Leitbranche, Büros/ Hotels, Digitale Dienstleistungen, Gesundheitswesen und ausreichende Kinderbetreuung verweisen viele Befragte auf die Branchen „Gastronomie und Events“sowie „Wissensvermittlung, Bildung, Hochschulen“, die offenbar als besonders bedeutend, doch ebenso als ausbaufähig eingeschätzt werden.
Mit dem Campus Opladen, dem Chempark und der Nähe zu großen Unis der rheinischen Umgebung
wird die Lage als gut eingestuft. „Ein lebenswertes Arbeitsumfeld wird klar geschätzt“, sagt Obermaier. Dazu gehörten Treffpunkte mit Gastro-Angeboten. Als positives Beispiel nennt der WFL-Chef Schlebusch. Als wichtige Wirtschaftsträger werden neben dem Einzelhandel immer wieder auch Mittelstand, Handwerk und kleine Unternehmen angeführt. Ihnen wird im Ballungsraum großes Potenzial zugeschrieben.