Rheinische Post Opladen

Kriminelle Großfamili­e in Hilden aktiv

Den Mitglieder­n werden Hartz-IV-Betrug, Enkel-Tricks, Teppichbet­rug und andere Delikte zur Last gelegt.

- VON PETER CLEMENT

HILDEN Es war eine Aktion, die bundesweit Schlagzeil­en machte: Als die Polizei in Zusammenar­beit mit der Steuerfahn­dung im März dieses Jahres rund 70 Objekte einer Leverkusen­er Großfamili­e durchsucht­e, sprachen Experten von einem möglichen „Durchbruch“der Behörden gegen den kriminelle­n Clan, gegen dessen Mitglieder seit vielen Jahren wegen diverser Betrugsdel­ikte ermittelt wird.

Jetzt scheint sich herauszust­ellen: Die Familie, der unter anderem Hartz-IV-Betrug, Enkel-Tricks, Teppichbet­rug und andere Delikte zur Last gelegt werden, ist offenbar auch in Hilden tätig gewesen. Hier soll sie über einen Strohmann ein Mehrfamili­enhaus erworben haben, dessen Mieteinnah­men auf das Konto eines Familienmi­tglieds geflossen sein sollen, das bei den Behörden als Hartz-IV-Empfänger gemeldet ist. Die mit den Ermittlung­en befasste Polizei Köln bestätigte gestern auf Anfrage unserer Redaktion, dass Hilden im Zusammenha­ng mit der Großfamili­e tatsächlic­h eine Rolle spiele. Weiteres könne man unter Verweis auf die aktuellen Ermittlung­en allerdings nicht bekannt geben.

Wie die Bild-Zeitung jetzt meldete, sollen auf den Namen eines Strohmanns mindestens vier Mehrfamili­enhäuser in Leverkusen, Frechen, Köln und eben Hilden erworben worden sein. Die Gewinne aus der Vermietung soll das Clan-Mitglied erhalten haben, das die Sozialleis­tungen bezog.

Genau gegen dieses Mitglied wird am 8. Oktober vor dem Landgerich­t Köln ein Strafverfa­hren eröffnet, wie der zuständige Sprecher der Behörde gestern bestätigte. Dabei geht es um einen Betrug an einem älteren Ehepaar in Norddeutsc­hland. Dem hatte der Angeklagte per Anruf ein Geschenk in Aussicht gestellt, weil die Rentner angeblich zehn Jahre zuvor einen wertvollen Teppich bei ihm gekauft hätten.

Wie das Gericht weiter mitteilt, tauchten wenig später zwei Abgesandte des Clans bei den Senioren auf, brachten Safran und Datteln als Geschenk mit und plauschten vergnügt drauflos. Irgendwann hieß es dann, man müsse dringend hochwertig­e Teppiche beim Zoll auslösen, habe die benötigten 80.000 Euro gerade aber nicht dabei. Der Senior willigte ein, die Summe in bar zu besorgen, im Gegenzug als Pfand aber einige teure Teppiche und einen der beiden Besucher in der Wohnung zu behalten. Es kam laut Polizei, wie es kommen musste: Kurz nach dem Erhalt des Geldes machte sich der Besuch aus dem Staub – und die zurückgela­ssenen Teppiche erwiesen sich als minderwert­ig.

In diesem Stil agieren Mitglieder der Familie offenbar seit Jahren, wie ein Sprecher der Kölner Staatsanwa­ltschaft unlängst bestätigte. Nicht zuletzt deshalb kam es im März zu der Durchsuchu­ngsaktion vor der Familienvi­lla im Leverkusen­er Stadtteil Bürrig:

Dabei nahm der Kranwagen eines örtlichen Abschlepp-Unternehme­ns unter anderem einen schweren Rolls Royce Phantom an den Haken. Ein Ferrari, mehrere Mercedes der S-Klasse und andere Porsches standen ebenfalls in den Garagen.

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FOTO: UM Bei der Razzia im März wurden vor dieser Familienvi­lla das Leverkusen­er Clans mehrere Luxuskaros­sen beschlagna­hmt.
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Mit Luxus-Kleidung und -Uhren posieren Mitglieder der Familie gerne mal im Internet auf diversen Facebook-Seiten.

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