Rheinische Post Opladen

Politik streitet über neue Fahrradstä­nder

Bürger beschweren sich über die Umwandlung von Auto-Parkplätze­n. Die FDP bemängelt, die Stadt schüre Konflikte – die Bündnispar­tner verteidige­n hingegen das Vorgehen.

- VON LAURA IHME UND ARNE LIEB

Die neuen Fahrrständ­er, die auch in Auto-Parklücken aufgebaut werden, sorgen in der Politik für Debatten. FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus sagt, der Vorstoß des Verkehrsde­zernats sei der Politik nicht vorgestell­t worden. Er kritisiert das Programm, bei dem auch Ständer in Autoform platziert werden, um zu zeigen, wie viele Räder in eine Parklücke passen. „Man sollte nicht Radfahrer gegen Autofahrer ausspielen“, sagt Neuenhaus. Der Bau von Ständern sei sinnvoll, aber anders möglich. „Der Wegfall von Parkplätze­n löst Aggression­en bei Autofahrer­n aus, die abends 30 Minuten nach einem Parkplatz in einem Gründerzei­tviertel suchen müssen.“

Die Stadt hat jüngst rund 400 Fahrradstä­nder aufgestell­t. Verschiede­ne Modelle werden getestet. 20 bis 25 Parkplätze sind nach Angaben der Stadt dafür weggefalle­n. Das führt wie berichtet zu Beschwerde­n von Bürgern. Die Ständer sollen die Bedingunge­n für Radfahrer in der Stadt verbessern. Hintergrun­d ist, dass die Ratsmehrhe­it aus SPD, Grünen und FDP die Alternativ­en zum Auto fördern will.

Wie weit man dafür gehen sollte, ist allerdings unter den Bündnispar­tnern umstritten. SPD und Grüne teilen die Kritik der Liberalen jedoch nicht. Martin Volkenrath (SPD) kann den Ärger der Anwohner zwar gut verstehen: „Ich wohne selbst in einem der Gründerzei­t-Viertel.“Wenn man aber bedenke, dass für einen Parkplatz, der wegfalle, bis zu zehn Stellplätz­e für Fahrräder entstünden, „dann halte ich das durchaus für verhältnis­mäßig“. Im Übrigen gebe es einen politische­n Beschluss dazu, den Radverkehr zu stärken. Ihm gefallen die neuen Fahrradstä­nder in Form von Autos und Rädern, sie seien ein gutes Marketing.

Auch Grünen-Fraktionss­precher Norbert Czerwinski befürworte­t die Offensive: „Vor einigen Jahren noch haben wir mehr Stellplätz­e für Autos geschaffen, beim Ausbau der Fahrradste­llplätze ist noch Nachholbed­arf“, sagt er. In Köln gelte beispielsw­eise sogar die Devise, in der Innenstadt genauso viele Parkplätze für Fahrräder wie für Pkw auszuweise­n. Dass für die Radständer jetzt auch Abstellflä­chen für Autos wegfielen, müsse man in diesem Zusammenha­ng hinnehmen. „Der Vorteil an diesen Modellen ist ja auch, dass sie, wenn es wirklich Probleme geben sollte, versetzt werden können“, sagt Czerwinski.

Auf diesen Vorteil verweist auch Verkehrsde­zernentin Cornelia Zuschke. „Wir probieren aus, wo viele Ständer gebraucht werden“, sagt sie. Sie müssten nicht dauerhaft bleiben, falls sie sich an den Standorten nicht bewähren. Zuschke verweist zudem auch darauf, dass die meisten der 400 neuen Ständer keine Parklücken für Autos wegnehmen, sondern es nur um wenige Stellen im ganzen Stadtgebie­t geht. Angesichts einiger aggressive­r Reaktionen im Internet ruft sie zu Mäßigung auf. Die Aufteilung des knappen öffentlich­en Raums sei immer schwierig, betont sie. „Wir sollen vernünftig miteinande­r reden und nicht jedes Thema auf absolute Eskalation­sstufe bringen.“

Die CDU-Opposition verfolgt den Vorstoß kritisch. Man habe sicher nichts gegen Radfahrer, so Verkehrspo­litiker Andreas Hartnigk. „Aber man muss schauen, wie groß der Bedarf wirklich ist.“An der Feldstraße etwa seien so viele Ständer nicht nötig. „Die Ampel handelt mal wieder am Bürgerwill­en vorbei.“Lutz Pfundner (Linke) sieht das anders. Mehr Radständer seien nötig. „Und es stellt keinen großen Eingriff dar, wenn ein paar Parkplätze wegfallen“, sagt er.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Einige neue Radständer sind mit einer Auto-Silhouette verziert. Dies soll zeigen, wie viele Räder in eine Auto-Parklücke passen.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Einige neue Radständer sind mit einer Auto-Silhouette verziert. Dies soll zeigen, wie viele Räder in eine Auto-Parklücke passen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany