Rheinische Post Opladen

Blockade gegen Rechts – Polizei packt zu

Ultrarecht­e Demonstran­ten waren am Tag der Einheit in der Minderheit.

- VON GABI KNOPS-FEILER

LEVERKUSEN Rund 200 Teilnehmer hatte die Polizei zur Demonstrat­ion gegen den „Trauermars­ch“am Tag der Deutschen Einheit erwartet. Mindestens 300 sind nach Wiesdorf gekommen, nachdem die erst vor wenigen Tagen in Anlehnung an die Leverkusen­er Postleitza­hl gegründete Bewegung „513 Nazifrei“zur Gegenkundg­ebung eingeladen hatte. Anfangs verlief die Aktion friedlich. Nach fast drei Stunden endete sie dann mit insgesamt 54 Strafanzei­gen.

Nachdem junge Aktivisten der Antifa den Demonstrat­ionsweg durch die Innenstadt blockiert hatten und nach dreimalige­r Aufforderu­ng nicht wichen, kam es zu Rangeleien mit der Polizei. „Deutsche Polizisten schützen die Faschisten“, skandierte­n die Teilnehmer, von denen einige weggetrage­n und dabei leicht verletzt wurden. Einige Passanten versuchten zu vermitteln. Die Polizei blieb aber konsequent und stellte klar: „Wir lassen niemanden gehen, der eine Straftat begangen hat.“Ein junger Mann erntete Applaus für seine Bemerkung: „Ist es eine Straftat, wenn sich junge Leute für die Verteidigu­ng der europäisch­en Grundwerte von Freiheit, Demokratie und Achtung der Menschenwü­rde einsetzen?“Der Polizist antwortete: „Wir handeln nach Recht und Gesetz und ziehen die Maßnahme durch.“Zuschauer wurden einfach beiseite gedrängt.

Der so genannte „Trauermars­ch“, der vom rechtsgeri­chteten Verein Abakus angemeldet, unter anderem von Pro NRW unterstütz­t und von massivem Polizeiein­satz begleitet wurde, fand lediglich 40 Unterstütz­er. Nach Ansprachen auf dem Rathausvor­platz, bei denen die Redner gegen von ihnen erkannte politische Machenscha­ften, angebliche Ausbeutung und Profitgier von Konzernen und die Flüchtling­spolitik von Angela Merkel wetterten, setzten sie sich mit Kreuzen in der Hand in Bewegung.

Schon eine halbe Stunde zuvor hatten sich Parteimitg­lieder von SPD und Grünen, Abgeordnet­e von Gewerkscha­ften und Antifaschi­stischen Gruppierun­gen sowie junge und ältere Bürger in der Pfarrer-Schmitz-Straße zur Kundgebung versammelt. Paula (11) aus Opladen hielt ein Plakat mit der Aufschrift „Bunt ist meine Lieblingsf­arbe“in die Höhe. Es gelte Zeichen zu setzen, „damit die Gesellscha­ft nicht wieder nach rechts abdriftet“, argumentie­rte ihr Vater. Eine Frau kommentier­te: „Ich lebe und arbeite in einer Stadt mit Menschen aus 130 Nationen. Wenn Leverkusen nicht bunt ist, dann weiß ich es nicht.“Ein Sprecher der Antifaschi­stischen Aktion Leverkusen sagte: „Wenn Rechte durch unsere Straßen ziehen wollen, dann ist es an uns, ihnen die Straßen nicht zu überlassen, sondern konsequent in den Weg zu stellen.“

Ratsmitgli­ed Keneth Dietrich meinte: „An diesem Tag der deutschen Einheit ist das Land gespalten, wie niemals zuvor.“Ein Sprecher der Falken appelliert­e an die Umstehende­n, sich nicht mit vom Hass infizieren zu lassen. Aylin Dogan, Vorsitzend­e der SPD Leverkusen, unterstric­h: „Die Leverkusen­er sind weltoffen und nicht nationalis­tisch.“SPD-Bundestags­mitglied Karl Lauterbach sagte: „Geschichte wiederholt sich, wenn man sich nicht wehrt. Es ist eine Schande, wenn wir wegschauen“, und ergänzte: „Noch nie in der Geschichte der Bundesrepu­blik Deutschlan­d war die Demokratie so sehr in Gefahr, wie jetzt.“Eva Lux, SPD-Landtagsab­geordnete, lehnte die Machenscha­ften eines „kleinkarie­rten Vereins“ab, der versuche, „das braune Gespenst auf unseren Straßen herauf zu beschwören.“Nachdem sich die Kundgebung auflöst hatte, zogen einige Teilnehmer zur Christuski­rche. Dort sorgte Polizei dafür, dass Demonstran­ten und Gegendemon­stranten nicht aufeinande­rstießen. Was die Aktivisten nicht daran hinderte, laut „Nazis raus“zu rufen.

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FOTOS: UWE MISERIUS Zugriff der Polizei: Blockierer, die der Aufforderu­ng zu weichen nicht nachkommen, werden weggetrage­n.
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Lautstarke­r Protest gegen Rechts: Mit dabei waren SPD-Chefin Aylin Dogan sowie die Abgeordnet­en Eva Lux und Karl Lauterbach.

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