Ein edles Stück Heimat aus Rhein-Kieseln
Goldschmiedin Silke Holdinghausen macht aus Steinen Schmuck.
LEVERKUSEN Silke Holdinghausen ist gelernte Goldschmiedin und verliebt in den Rhein. Beide Leidenschaften hat die 48-Jährige miteinander verbunden und erstellt seit nunmehr zehn Jahren besondere Schmuckstücke aus Rhein-Kieseln. Bei besonderen Veranstaltungen, so zuletzt beim Fest an der Rheinschiffsbrücke, können Besucher sogar selbst Hand anlegen und ein Stück Heimat als Anhänger veredeln.
Sie beschreibt sich selbst als geduldigen Menschen. Muße ist wohl auch nötig, um filigrane Schmuckstücke aus wertvollen Metallen wie Gold und Silber zu schmieden, doch noch mehr Geduld muss derjenige haben, der seine Werkstoffe am Flussufer suchen muss. Mindestens zwei Stunden plant die gebürtige Siegburgerin ein für einen ausgiebigen Spaziergang am Rhein, um die passenden Kieselsteine für ihre Anhänger zu sammeln. Und das ist gar nicht so einfach, wie sie erzählt: „Der Kiesel muss eine gewisse Größe und Höhe für die Bohrung haben. Er darf nicht zu flach sein, und der Kunde mag ihn auch nicht zu groß. Zu dick sollte er auch nicht sein, sonst ist er zu schwer, um ihn um den Hals zu tragen.“Und überhaupt muss das Stückchen Fels eine schlichte Form und eine schöne Oberflächenstruktur vorweisen. Denn am Stein selber, verrät Holdinghausen, bearbeitet sie nichts. „Er wird nur mit Ultraschall gereinigt und dann mit etwas Gold oder künstlichen Diamanten veredelt.“
Besonders wertvoll sind in den Augen der Goldschmiedin die schwarzen Steine, vor allem, wenn sie den vorher genannten Ansprüchen entsprechen. „Sie sind die Diamanten unter den Rhein-Kieseln, weil sie so selten sind.“Von einem befreundeten Geologen hat sie sich einmal das Alter dieser auf den ersten Blick unscheinbaren Steine ausrechnen lassen: „Die sind 300 Millionen Jahre alt, da steckt eine Menge Geschichte dahinter.“
Seit ihrer Ausbildung beim Kölner Juwelier Kaufhold lebte Holdinghausen in der Domstadt, leitete dort 13 Jahre lang die Werkstatt des Nobelhauses. Vor sieben Jahren wagte die 48-Jährige dann den Schritt in die Selbstständigkeit, zog mittlerweile nach Rheindorf und betreibt seit vier Jahren ein eigenes Atelier in Hitdorf.
Die Idee zu den Rhein-Kieseln kam ihr zufällig, obwohl es sich auch als Bestimmung sehen lässt: „Ich habe schon immer in Rhein-Nähe gewohnt, ich liebe den Rhein. Für mich ist er ein Stück Heimat.“Und warum nicht ein Stück Heimat mit sich tragen, fragte sie vor einigen Jahren bei einem Spaziergang – und so kam der Stein nicht nur sprichwörtlich ins Rollen.
In Leverkusen befindet sich ihr „Kiesel-Revier“verrät die Goldschmiedin. „Rund um die Schiffsbrücke finde ich immer die schönsten Kiesel.“Wenn der Wasserpegel niedrig ist, kommt sie an sonst unzugängliche Stellen, die ihr schon so manchen Schatz eingebracht haben.
In ihrem Atelier lagert sie die Steine, fein säuberlich sortiert, nach Form und Farbe. Ihre Schmuckstücke veredelt sie nicht nur, sie bekommen auch einen Halsreif und eine Kautschukkette, eine selbst genähte Filztasche, „und ich lege auch eine Fundortangabe mit bei, in der steht, an welchem Rhein-Kilometer ich den Stein gefunden habe.“
Mittlerweile sind sowohl ihre Schmuckstücke, als auch ihre Bilder aus Rhein-Kieseln auf der ganzen Welt verteilt: Kunden hätten ein Stück Heimat mit ins Ausland genommen, nach Namibia und Kalifornien, erzählt Silke Holdinghausen, „und für das Kulturbüro Boppard habe ich auch ein Bild aus Rhein-Kieseln erstellt, als Gastgeschenk für einen Asienbesuch“.
Hin und wieder macht Silke Holdinghausen bei ausgewählten Veranstaltungen mit. Dort können sich die Besucher dann vor Ort von ihrer Kunst überzeugen, der Goldschmiedin während der Arbeit über die Schulter schauen oder sich direkt ein Stück Heimat veredeln lassen. Wer mehr über die Goldschmiedin erfahren möchte, findet Infos unter www.rhein-kiesel.de.